Nachgesagt: „Glückwunsch!“
■ Berliner Stimmen zu Bremens künftigem CDU-Innensenator Kuno Böse
Kuno Böse (CDU), derzeit noch Staatsrat im Innenressort, wird neuer Innensenator, wenn Bernt Schulte (CDU) abtritt. Der Mann kommt aus Berlin, war dort Staatssekretär unter Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) und ging, als nicht er, sondern Eckart Werthebach Schönbohm nachfolgte. Die Berliner also kennen ihn.
Als einen Mann mit „dezidierter Erfahrung im Bereich innere Sicherheit“, beschreibt ihn Roland Gewalt, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Böse denke „sehr stark rechtsstaatlich“ und handle „sehr sehr konsequent“, sei zugleich aber niemand, „der überzeichnet, der sich aufs Glatteis des Popularismus führen lässt“. Das, lobt Gewalt, „macht ihn schwer angreifbar“.
Als einen „etwas drögen, konservativen Menschen, dem man keine großen kreativen Dinge zutraut“, bezeichnet ihn Matthias Tang, Pressesprecher der grünen Fraktion. Ob Böse von vornherein in Bremen Senator werden wollte, nachdem es in Berlin nichts geworden ist? „Ja“, sagt Tang, „dazu muss man ihn nicht drängen.“
Ganz anders urteilt Heidemarie Fischer, innenpolitische Expertin der SPD-Fraktion. „Nein, das glaube ich nicht“, sagt sie auf die Frage, ob Kuno Böse von Anfang an in Bremen Senatoren-Ambitionen hatte. Sie tippt auf den schlichten Wunsch nach Tapetenwechsel, nachdem Böse in Berlin „keinen so freundlichen Abschied“ erlebt habe.
Die SPD-Frau ist voll des Lobes. In Ausländerangelegenheiten sei er „knallhart“, aber in Sachen moderne Verwaltung, Polizei und Feuerwehr „ist Bremen bei ihm in guten Händen“. Kuno Böse sei ein „wertkonservativer Mensch“. Fischer: „Er lässt durchaus mit sich reden, ist sehr entscheidungsfreudig und arbeitet sehr viel.“ Und: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in Bremen den Hardliner raushängen lässt.“
Das kann sich Katrin Framke, innenpolitische Fachfrau der PDS-Fraktion, aber sehr wohl vorstellen. Sie war eigens zu Böses Amtsantritt nach Bremen gekommen, hatte aus dem Nähkästchen der Berliner Innenpolitik geplaudert und den Staatsrat als rigiden, erzkonservativen Politiker beschrieben, bestens geeignet die damals für notwendig befundene „harte Hand“ des schon angezählten Innensenators Schulte darzustellen. Der Mann könne sich „chamäleon-gleich“ den Begebenheiten anpassen, sagt Framke jetzt gegenüber der taz, aber er stehe für „straffe CDU-Politik“. Und: „Er wird seinen Job machen.“ Framke beschreibt Böse als „sehr reizbar“. Wenn er angegriffen werde – politisch wie persönlich –, „dann flippt der Mann aus.“ Vielleicht, spekuliert Framke, habe Böse in seiner Zeit als Ex-Staatssekretär in Berlin und Noch-nicht-Staatsrat in Bremen ja eine Katharsis durchgemacht und sei sanfter geworden. Aber das glaubt Katrin Framke nicht wirklich und sagt deshalb zur Senatorenbesetzung mit Kuno Böse: „Herzlichen Glückwunsch!“ sgi
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