Nachgefragt: Solidarität ade
■ DST-Werkler verzichten nicht
Viele der MitarbeiterInnen der Deutsche System Technik weigern sich, die sogenannte Rangrücktrittserklärung, mit der sie auf die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und vollem Gehalt verzichten, zu unterschreiben. Damit kündigt sich ein Debakel für Konkursverwalter Jobst Wellensiek an. Mit dem Verzicht sollen die Teile des Unternehmens gestärkt werden, die noch Chancen auf eine Ausgliederung haben. Darunter befinden sich vor allem die Bereiche Fertigung, Verkehr und militärische Abteilungen. DST-Betriebsrätin Heidi Ahrens zum Wellensiek-Solidarpakt.
taz: Wieviel der Beschäftigten haben keine Rangrücktrittserklärung unterschrieben?
Heidi Ahrens: Etwa 80, also ein Viertel der Belegschaft.
Warum so viele?
Weil ein großer Teil überhaupt nicht gewußt hat, was er da unterschreiben soll. Und weil sie nicht geglaubt haben, daß sie wirklich keine Nachteile dadurch haben werden.
Wer hat da versagt?
Das Büro Wellensiek. Die Informationen waren überhaupt nicht ausreichend.
Welche Bedeutung werden diese fehlenden Verzichtserklärungen für das Konkursverfahren haben?
Wellensiek hat damit gedroht, daß die DST dann sofort geschlossen wird.
Ist das nachvollziehbar?
Das glaube ich nicht. Es war eine klare Drohung, damit die Leute unterschreiben. Angebote, die jetzt trotz der Weigerungen zu Teilübernahmen vorliegen, beweisen das.
Rechnen sie damit, daß die Mitarbeiter, die nicht unterschrieben haben, etwas von den Investitionen dieser potentiellen Käufer sehen?
Nein, die werden keinen Pfennig sehen. Das fließt in die Kassen der Gläubigerbanken. Es war juristisch schon richtig, diese Rangrücktrittserklärungen zu empfehlen. Moralisch ist das natürlich sehr bitter.
Können in Bremen Arbeitsplätze gerettet werden, oder ist der hiesige Standort tot?
Ich hoffe, daß die Fertigung mit etwa 20 Mitarbeitern gerettet werden kann. Zusammen mit anderen kleineren Teilen können vielleicht 50 Stellen erhalten bleiben. Ich glaube nicht, daß die an den Standort Kiel transferiert werden.
Was sagen die Mitarbeiter zu der Tatsache, daß es keine Auffanggesellschaft geben wird?
Wir sind darüber sehr enttäuscht. Wir haben alles dafür getan. Wir haben Verträge vorbereitet. Wir haben mit dem Land Bremen verhandelt. Die hätten uns die Gelegenheit geben müssen, in die Vulkan-Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus zu wechseln. Gemessen mit dem, was für den Vulkan getan wird, wäre der Aufwand für die DST minimal gewesen. Ich finde das vom Senat unverständlich und unverschämt. Jeti
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