Nachgefragt: „Gegen Ampel-Pläne“
■ Helmut Pflugradt, CDU-Baupolitiker, zum Bahnhofsvorplatz
Die CDU-Fraktion ist gegen die Verkehrsplanungen am Bahnhofsvorplatz. Ihre Forderung nach einer direkten Straßenverbindung von der Detjen-Allee in den Herdentorsteinweg stellt die bisherige Planung für einen Neubau zwischen Tivoli-Hochhaus und Mercure-Hotel in Frage, weil diese Straße das Baugelände durchschneiden würde. Die Frage bleibt, ob der Investor Bilfinger und Berger sich auf eine kleinere Grundstücksfläche einlassen würde. Wir sprachen darüber mit dem Baupolitiker und stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Pflugradt.
taz: Was ist die Kritik der CDU an der Verkehrsplanung am Bahnhofsvorplatz?
Helmut Pflugradt: Die CDU hat das politische Ziel, die Erreichbarkeit der City sicherzustellen. Dieses Ziel ist mit der bestehenden Planung mit der „Doppel-T-Kreuzung“ am Breitenweg nicht gegeben. Das haben wir schon in der letzten Legislaturperiode gesagt. Die Planung ist eindeutig positiv für den öffentlichen Personennahverkehr und negativ für den Individualverkehr. Das ist Ampelpolitik.
Die Planung ist aber doch schon seit mindestens 1995 bekannt...
....seit 1993.
O.K. Aber steht die CDU-Fraktion jetzt nicht als Bremser einer wichtigen Investition da, wenn es darum geht, das Grundstück zu verkaufen und dem Investor eine vernünftige Ausnutzung zu ermöglichen?
Es ist doch nun mal so, daß sich Städte immer fortentwickeln und die Stadtplaner immer über Alternativen nachdenken sollen. Und beim Abwägen der verschiedenen Interessen ist eben bisher ein Aspekt vernachlässigt worden. Es gibt Berechnungen, nach denen von den heute 3.900 Autos täglich nur noch 2.300 Autos in den Herdentorsteinweg fahren können. Das ist mit uns nicht zu machen.
Der nächste Schritt ist nun der, daß Wirtschaftssenator Perschau mit dem Investor nochmal reden muß und versuchen soll, ihm Ihre Position und eine geringere Grundfläche schmackhaft zu machen.
Ich weiß nicht, ob da jetzt gleich eine Alternative festgelegt werden muß. Man muß sich halt unterhalten.
Wie soll denn aber der Zeitplan dieses Bauvorhabens und der gesamten Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes bis zur Expo 2000 eingehalten werden. Das ist sowieso schon eng, sagen die Planer...
....die ja schon seit Ampel-Zeiten daran herumplanen. Zeitplan hin, Zeitplan her, es muß ja was Vernünftiges rauskommen.
Wenn der Investor sagt, mit ihm ist eine kleinere Grundfläche nicht zu machen, weil sich dann seine Investition nicht rechnet, würden Sie dann sagen, wir verzichten auf das Projekt?
Das ist eine hypothetische Frage.
Kann man die Position der Fraktion als einen Angriff auf den CDU-Bausenator deuten, der ja diese Planung seit Jahren so verantwortet?
Nein. Das ist völliger Unsinn. Das ist keine Kritik am Bausenator. Wir wollen nur die Pläne der Ampel-Regierung nicht mittragen. Der Bausenator ist ja auch nicht glücklich damit.
Man verhandelt ja schon mit dem Investor über das Projekt. Und 30 Millionen Mark, die man für das Grundstück erlösen will, sind ja schon in den Haushalt eingestellt. Ist der Zug nicht längst abgefahren?
Ich habe ja in der Baudeputation schon oft auf unsere Kritik an der Planung hingewiesen. Ich habe da keine Probleme mit. Meine Kritik ist nicht neu.
Fragen: Joachim Fahrun
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