Nachgefragt: Schicksalsschlag
■ Rätselraten und Hektik in der Drobs
Zahlreiche Drogensüchtige suchten nach den Todesfällen am Wochenende in der Kontakt- und Beratungsstelle im Tivoli-Hochhaus am Bahnhof Rat. Wir sprachen mit der Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle, Sabine Frieden-Paland.
taz: War das alles nur ein tragischer Unfall?
Sabine Frieden-Paland, Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle: Wir kennen die betroffenen Personen selber nicht. Wir wissen auch nicht, ob sich der Markt verändert hat.
Aber Fakt ist doch, daß eigentlich nur bis zu 10prozentiges Heroin in der Szene angeboten wird. Kann man davon ausgehen, daß der Dealer einfach keine Ahnung gehabt hat, was er da für Zeug verkauft? Schließlich hätte er dafür eine Menge Geld verlangen können.
Ich denke, daß das wohl die naheliegendste Version ist: Wer läßt sich schon soviel Geld durch die Lappen gehen. Ich glaube nicht, daß es jemand vorsätzlich gemacht hat.
Wie ist die Stimmung im Haus?
Die sind alle sehr betroffen und auch verunsichert. Viele fragen nach Freunden, weil die Namen der Opfer nicht bekannt sind. Aber hier herrscht auch Wut und Angst.
Warum Wut?
Die Betroffenen sind wütend über die Illegalität, in der sie Drogen beschaffen müssen.
Solange es illegal ist, wie können sich Junkies schützen?
Sie sollten auf jeden Fall nicht bei Unbekannten kaufen und vorsichtiger dosieren. Es gibt natürlich auch Menschen, die unsere Angebote gar nicht nutzen. Es kann sein, daß die fünf Betroffenen zu dieser Gruppe gehören.
Kommt bei Ihnen gefühlsmäßig gar nichts hoch, daß sie denken: Wenn wir eine freie Drogenvergabe hätten, wäre so etwas nicht passiert?
Das kann ich jetzt gar nicht so sagen, weil ich gar nicht weiß, zu welchem Personenkreis die Betroffenen gehört haben. Das darf man nicht alles nur im Zusammenhang mit Methadon sehen. Fragen: kat
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