Nachgefragt: Willis Frau im Einsatz
■ Heide Lemke renoviert Schule ihrer Kinder
Heide Lemke, 41, ist seit vier Jahren die erste Vorsitzende des Schulvereins der Carl-Schurz Grundschule in Schwachhausen. Sohn Lars wird hier diesen Sommer eingeschult, Tim ist bereits in der Sekundarstufe.
taz: Die Arbeit im Schulverein macht Ihnen Spaß?
Heide Lemke: Es macht Spaß zu sehen, was man verändern kann. Ich war vorher Elternsprecherin. Da wird viel diskutiert, Anträge gestellt, die wieder zurück kamen mit dem Hinweis, daß keine Gelder da seien. Seit 20 Jahren wurde über die Toiletten geredet, aber es passierte nichts.
Was konnten Sie verändern?
Wir wollten in die Schule, die seit 60 Jahren nicht mehr renoviert wurde, ein wenig Farbe bringen. Dafür haben wir eine Broschüre herausgegeben, Sommer- und Weihnachtsfeste organisiert, Kuchen gebacken.
Haben Sie und Ihr Mann selbst mit angefaßt?
Nur, wenn es Sinn gemacht hätte. Eltern können mal einen Klassenraum streichen, aber nicht richtig restaurieren. Mein Mann hat auch gar keine Zeit dazu, der ist ja so schon kaum da. Die Werkstatt Bremen hat die Arbeiten übernommen, wir haben das Material gestellt. Viele Eltern hier in Schwachhausen arbeiten beide, die haben nicht die Zeit zum Mithelfen, aber das Geld. Wo die Eltern und Lehrer tatkräftig mitgeholfen haben, war bei der Umgestaltung des Schulhofes.
Wie teuer war das alles?
30.000 Mark. Die Renovierungsarbeiten haben ein Jahr gedauert. Ohne Eigenleistung hätte das Hunderttausende gekostet.
Haben Sie die Connection Ihres Mannes für Sponsoren genutzt?
Nein, Sponsoren zu finden ist schwierig. Nur bei den Anzeigen für die Broschüre waren Connections meines Mannes hilfreich. Fast alles haben die Eltern getragen. Da kommt unheimlich was zusammen, und wenn es jeweils nur 20 Mark sind.
Ist Elternarbeit das neue Modell für Sanierungen?
Lehrer von anderen Schulen haben uns vorgeworfen, das sei die Aufgabe vom Staat. Und wir in Schwachhausen hätten zuviel Geld. Ich habe denen gesagt, ihr spinnt wohl. Wenn die Eltern hier Geld für Schulrenovierungen ausgeben, dann macht es Sinn. Staatliche Gelder können so an anderen Schulen eingesetzt werden. Eltern sollten sich beteiligen. Aber sie sind nicht dafür da, das Dach zu decken. Mein Mann teilt diese Haltung: Jeder kann ein Stück beitragen. Dann wird Schule wieder toll.
Hat die Politik versagt?
Nein, man kann nicht alles nur der Politik zuschreiben und jedwede Verantwortung abschieben. Das ist ein Grundproblem unserer Zeit, immer die Behörden für zuständig zu erklären.
Fragen: dok
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