Nachgefragt: "Dienstleistung"
■ Stadtauto-Geschäftsführer Joachim Schwarts tsum Motiv des Autoteilens
taz: Ist StadtAuto eigentlich ein Autofreund oder ein Autofeind?
Joachim Schwarz (StadtAuto GmbH): Mit der Frage kann ich überhaupt nichts anfangen. Wir sind Pragmatiker. Von daher sind wir weder Freunde noch Feinde. Wir machen einfach eine Dienstleis-tung und mit dieser Dienstleis-tung werden PKW in unserem Kundenkreis überflüssig.
Und welches Verhältnis haben die StadtAuto-Mitglieder zum Auto?
Was die Kundschaft angeht, ist es sehr unterschiedlich. Das geht von Leuten, die eine ganz große Abneigung gegen Autos haben und, wenn sie denn eins brauchen, es quasi nur mit Fingerspitzen anfassen, bis hin zu Leuten, die uns begeistert anrufen, wenn wir den neuen Volvo V 70 im Programm haben und sagen: Super Auto, Klasse, morgen fahre ich damit in die Schweiz. So weit geht die Spanne.
Können Sie diese beiden Sorten von Mitgliedern in Ihrem Verein überhaupt unter einen Hut kriegen?
StadtAuto ist kein Verein, StadtAuto ist eine Firma. Von daher geht es uns eigentlich nur darum, dass die Leute zufrieden sind. Wenn die Leute zufrieden sind – die einen wie die anderen – dann sind wir glücklich. Da lässt sich wenig entlocken an Problematik.
Wir haben auch auf der preislichen Seite einen monatlichen Beitrag, der uns die Adminis-tration von Leuten, die quasi gar nicht fahren, finanziert, so dass wir uns auch über die nicht ärgern, sondern freuen. Leute, die nur einmal im Jahr ein Auto brauchen, die sind für uns überhaupt kein Hindernis oder eine Belastung. Und Leute, die viel fahren, zahlen über die Tarife die Kosten, so dass wir in allen Fällen über jede Sorte von Kunden glücklich sind.
StadtAuto ist aus einer Ablehnung des Autoverkehrs aus ökologischen Gründen heraus entstanden. Ist das ökologische Motiv inzwischen ganz verschwunden?
Man muß unterscheiden zwischen dem eigentlichen Tagesgeschäft und der Motivation des Gesamtbetriebes. Den Gesamtbetrieb zu machen, das hat nach wie vor eine sehr umweltorientierte Grundlage. Es ist nach wie vor der ideelle Zweck der ganzen Veranstaltung, Platz zu schaffen in der Stadt, weniger Autos rumstehen zu haben. Es passiert mir nach wie vor, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und wieder PKW auf dem Radweg parken, dass ich ne halbe Wutattacke bekommen kann. Das war vor zehn Jahren genauso wie heute. Aber dennoch sind wir eine Firma, deren gute Laune intern in der Hauptsache von der monatlichen betriebswirtschaftlichen Auswertung abhängt. Und es sind mittlerweile fast 1900 Kunden, deren gute Laune in der Hauptsache davon abhängt, dass die Autos pünktlich da sind, dass sie sauber sind, dass die Autos schnurren. Ase
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