Nachfolge für Theresa May: Hunt wird Johnsons Gegner

Die konservativen Tory-Abgeordneten stellen sich hinter den Brexit-Hardliner Boris Johnson. Auch Außenminister Jeremy Hunt wird ins Rennen geschickt.

Gesichter zweier Männer

Müssen sich jetzt dem Votum der Parteimitglieder stellen: Jeremy Hunt und Boris Johnson Foto: dpa

LONDON ap | Nachfolger der britischen Premierministerin Theresa May wird entweder Boris Johnson oder aber Jeremy Hunt. Der Brexit-Hardliner und Favorit Johnson erreichte die letzte Abstimmungsrunde der konservativen Abgeordneten am Donnerstag mit 160 von 313 Stimmen, hinter Außenminister Hunt stellten sich 77 Abgeordnete. In den Abstimmungen zuvor waren Innenminister Sajid Javid und Umweltminister Michael Gove ausgeschieden.

Johnson und Hunt müssen sich nun dem Votum der 160.000 Parteimitglieder stellen. Der Gewinner wird Ende Juli Vorsitzender der Tories und Premierminister. Als Favorit geht Johnson in das Rennen, er war aus allen fünf Abstimmungsrunden – zu Beginn noch mit zehn Kandidaten – jeweils als Erster hervorgegangen.

Er sei geehrt, mehr als die Hälfte aller Stimmen der konservativen Abgeordneten bekommen zu haben, twitterte Johnson. Er freue sich darauf, im Buhlen um die Stimmen der Parteimitglieder durch das Königreich zu reisen „und meinen Plan vorzustellen, den Brexit zu liefern, das Land zu einen, und eine hellere Zukunft für uns alle zu gestalten“. Hunt erklärte via Twitter, im Rennen gegen Johnson der „Underdog“ (Außenseiter) zu sein, „aber in der Politik geschehen Überraschungen“.

May hatte ihren Rücktritt angekündigt, weil es ihr nicht gelungen war, die Parlamentarier von ihrem mit der Europäischen Union ausgehandelten Brexit-Abkommen zu überzeugen. Sie lehnten es dreimal ab.

Weiterer Brexit-Aufschub in der EU unbeliebt

Die EU-Kommission betonte mehrfach, dass sie die Vereinbarung auch mit einem neuen Regierungschef nicht abermals aufschnüren wolle. Diese Haltung betonte am Donnerstag noch einmal Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar. Unter den verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten gebe es „einen enormen Widerstand gegen einen weiteren Aufschub“ der Brexit-Frist vom 31. Oktober, sagte er.

Als Brexit-Hardliner hat Johnson nicht ausgeschlossen, notfalls auch ohne Abkommen mit der EU im Herbst auszutreten. Hunt gilt als moderater. Er selbst hat sich klar gegen Johnson positioniert und als „ernsthaften“ Kandidaten beschrieben. Mit Blick auf den anstehenden Brexit hat er gesagt, für das Erreichen eines Abkommens mit der EU nochmals einen Aufschub des Austrittsdatums zu beantragen – allerdings solle der nur für kurze Zeit sein.

Kritiker werfen beiden Kandidaten vor, keinen realistischen Plan zu haben. Der britische Finanzminister Philip Hammond warnte in einer Rede am Donnerstagabend laut Auszügen aus dem Manuskript, die entscheidende Frage an die Kandidaten sei nicht, was ihr Plan, sondern was ihr Plan B sei. Ein ungeordneter Brexit setze Großbritanniens Wohlstand aufs Spiel und werde der Wirtschaft des Landes dauerhaft schaden, warnte er.

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