: Nachbarschaft organisieren
Der Senat baut das Quartiersmanagement aus und verfeinert es. Manche Gebiete erhalten erstmals Hilfen. Projekte sollen sich noch stärker auf die Themen Integration und Bildung konzentrieren
von Constanze Weiske
Der Senat will das Quartiersmanagement zum Ausgleich der Lebensbedingungen in den Stadtvierteln ausbauen. Außerdem sollen die Verfahren jetzt besser auf die einzelnen Gebiete abgestimmt werden, sagte „Soziale Stadt“-Referent Philipp Mühlberg von der Bauverwaltung.
Dies ermögliche eine effizientere und kostengünstigere Arbeitsweise in den Gebieten, so Mühlberg nach der Vorstellung der Ergebnisse einer begleitenden Evaluation der bisherigen Quartiersmanagement-Projekte. Die Untersuchung wurde im Auftrag der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), durchgeführt.
Das Quartiersmanagement wird seit sechs Jahren betrieben. Bisher gab es 17 Projekte – von der Pankstraße im Wedding bis zum Kleistpark in Schöneberg-Nord. Alle bestehenden, aber auch künftige Gebiete des Quartiersmanagements wurden nun in vier Kategorien eingeteilt:
1. Stadtgebiete, die vor allem durch hohe Arbeitslosigkeit, viele Sozialhilfeempfänger und Migranten geprägt sind. In diese Kategorie wurde nun der Richardplatz Süd in Neukölln aufgenommen.
2. In der Kategorie „Intervention“ sollen sechs neue Quartiere erfasst werden, etwa der Mariannenplatz und die Siedlung am Werner-Düttmann-Platz in Kreuzberg. Es sollen „starke Partner“, etwa Wohnungsbaugesellschaften und Stadtteilzentren, mit anpacken. Dafür stehen jährlich 400.000 Euro pro Gebiet zur Verfügung. Hier soll nun das so genannte Stadtteilmanagement greifen, da diese Gebiete schon als stabilisiert gelten.
3. Auf je 200.000 Euro können sich Stadtviertel freuen, die in die Kategorie „Prävention“ fallen: etwa das Falkenhagener Feld in Spandau oder die Hellersdorfer Promenaden. Auch hier wird das Stadtteilmanagement angewandt, jedoch mit weniger Geld.
4. In Gebieten, in denen das Quartiersmanagement bereits Erfolge gezeigt und sich die Situation sozial und wirtschaftlich verbessert hat, soll das Quartiersmanagement nun in die Hände der Bewohner gelegt werden. Sie sollen sich selbst organisieren. Dazu gehören etwa drei Kieze, die bisher in die erste Kategorie gefallen waren: der Falkplatz und der Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg sowie der Boxhagener Platz in Friedrichshain.
Junge-Reyer wertete die bisherigen Projekte des Quartiersmanagements als eine „erfolgreiche Politik“: „Das Quartiersmanagement hat“, so die Senatorin, „deutlich gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger daran interessiert sind, Verantwortung zu übernehmen.“ Es gehe nicht darum, einzelne Zielgruppen zu fördern, sondern die Ziele umzusetzen, auf die sich alle Beteiligten im Gebiet verständigt hätten. Sie kündigte an, dass ihre Verwaltung die Bewohner noch vor den Sommerferien mit Start- und Auftaktveranstaltungen wie Stadtteilkonferenzen mit den neuen Verfahren bekannt machen würde und zum Mitmachen motivieren wolle.
Gleichzeitig sollen sich die Projekte des Quartiersmanagements noch stärker auf die Themen Integration, Bildung und die Förderung der Erwerbsarbeit konzentrieren. Es solle eine inhaltliche Neuausrichtung der Maßnahmen geben: „Kopf, nicht Beton“, betonte Mühlberg – also weniger städtebaulich, sondern mehr auf den Menschen bezogen soll die Förderung ablaufen.