Nachbar: Forensik : Mitgestaltung statt Angst
Es mangelt im Land an Plätzen in forensischen Kliniken, darüber besteht kein Zweifel. Umstritten bleiben aber die Klinik-Standorte. Fast an allen sechs neuen Standorten rührte sich heftiger Widerstand. Trotzdem bleibt NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer (SPD) bei ihren Planungen.
Vielleicht auch deshalb, weil die Protestierer ans St.Florians-Prinzip erinnern: Wenn ihr die Klapse woanders baut, sind wir zufrieden. Stellt ihr sie uns in den Vorgarten, gehen wir auf die Barrikaden...
Man könnte die verärgerten Bürger also beiseite lassen. Irgendwen trifft es immer. Immer ist da jemand, der verhindern will, dass Grundstücke an Wert verlieren, der Angst hat, dass Ausbrecher Straftaten verüben. Doch das ist zu einfach.
Die hartnäckigen Reflexproteste der Anwohner zeigen mehr: Immer noch fühlen sich Bürger übergangen. Auch die basisdemokratischen Möglichkeiten der Bürgerbegehren und Bürgerentscheide sind nur ein schwacher Trost: Wenn nur wenige betroffen sind, lassen sich kaum Mehrheiten mobilisieren.
Zudem müssen die Ängste der Anwohner leider ernst genommen werden. Sie sind eben nicht unberechtigt.
Besser wäre es, Befürchtungen würden aufgegriffen und auch die Antiforensik-Aktivisten würden sich einbringen in die Klinikplanungen, in die Beiräte. Hoffnung macht da Maria Eberth aus Eikelbeck. Ihre Tochter wurde von einem Straftäter ermordet, dennoch arbeitet sie weiter mit im Beirat der Forensik.
CHRISTOPH SCHURIAN