Nach tödlichem Unfall einer Zehnjährigen: Tiktok in Italien unter Druck

Ein Kind starb bei vermutlichen Aufnahmen für die Video-App. Die Datenschutz-Aufsicht fordert nun von Tiktok, Altersangaben der Nut­ze­r*in­nen zu prüfen.

Zwei Hände halten ein Smartphone, auf dem Display sieht man das Logo von Tiktok

Foto: dpa

ROM/ISLAMABAD dpa/afp | Nach dem Tod einer Zehnjährigen vermutlich bei einer Internet-Mutprobe ist die App Tiktok in Italien heftig in die Kritik geraten. Italiens Datenschutz-Aufsicht forderte von dem Unternehmen am Freitagabend die sofortige Sperrung aller Konten, bei denen das Alter der Nutzer nicht mit Sicherheit festgestellt wurde. Tiktok erklärte, man prüfe das Schreiben. „Privatsphäre und Sicherheit haben für TikTok oberste Priorität“, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa am Samstag eine Stellungnahme. Man arbeite am Schutz der Nutzer, besonders der jüngeren.

Im süditalienischen Palermo hatte sich diese Woche die zehnjährige Antonella zu Hause mit einem Gürtel bewusstlos gewürgt, wie Medien berichteten. Im Krankenhaus stellten die Ärzte den Hirntod fest. Justiz und Jugendschutz nahmen Ermittlungen auf.

Da Tiktok – wie ähnliche Netzwerke – die Kontrolle des Nutzeralters aktuell kaum leisten könnte, lasse sich die Anordnung sogar als Komplett-Blockade interpretieren, hieß es in der Zeitung La Repubblica unter Berufung auf die Behörde. Eigentlich soll Tiktok erst ab 13 Jahren genutzt werden.

Die Zehnjährige hatte nach Berichten an einer sogenannten Blackout Challenge oder Hanging Challenge im Netzwerk der Video-App mitmachen wollen. Dabei strangulieren sich Teilnehmer, filmen das und laden die Bilder mit dem Smartphone hoch.

Da im Coronateil-Lockdown in Italien die Nutzung sozialer Netzwerke boomt, schlugen die Wogen der Empörung am Samstag weiter hoch. Der Jugend-Psychiater Stefano Vicari aus Rom mahnte, dass es gute Gründe gebe, dass Kinder unter zwölf Handys nicht alleine nutzen sollten. Netzwerke alleine seien nicht an Aggressionen gegen den eigenen Körper Schuld.

Die Plattform Tiktok kommt aus China und ist weltweit erfolgreich. Sie wird von mehreren europäischen Datenschutzbehörden skeptisch beobachtet.

Beim Dreh für Tiktok vom Zug erfasst

Ein weiterer tragischer Vorfall im Zusammenhang mit einem Dreh für Tiktok hat sich in Pakistan ereignet. Dort wurde ein 18-jähriger während der Aufnahme eines Videos für die chinesische Online-Plattform entlang einer Bahntrasse von einem Zug getötet. Wie die Polizei und Rettungskräfte am Samstag mitteilten, ereignete sich der Vorfall am Freitag in der Millionenmetropole Rawalpindi.

Ein Sprecher der örtlichen Rettungskräfte sagte, der 18-Jährige sei auf den Bahngleisen gelaufen und dabei von einem Freund gefilmt worden. Dabei sei er von einem fahrenden Zug erfasst worden. Als die Einsatzkräfte eingetroffen seien, sei der junge Mann bereits tot gewesen. Freunde des 18-Jährigen hätten angegeben, dass er das Video auf Tiktok und anderen Online-Diensten veröffentlichen wollte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.