Nach sechs Jahren Gefangenschaft: Zwei Farc-Geiseln sind frei
Die kolumbianischen Farc-Rebellen haben zwei Geiseln freigelassen. Die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt wird jedoch weiter festgehalten.
CARACAS apf/dpa Nach jahrelanger Geiselhaft sind in Kolumbien Clara Rojas und Consuelo González aus der Gewalt der linksgerichteten FARC-Rebellen freigekommen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) werde sich um die beiden freigelassenen Frauen kümmern, erklärte die Chefin der IKRK-Mission, Barabara Hintermann, in Bogotá. Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der vermittelt hatte, teilte mit, sein Innenminister Ramón Rodríguez Chacín habe ihn telefonisch über die Freilassung von Rojas und González informiert. "Ich sagte beiden: Willkommen im Leben", berichtete Chávez.
Die 44-jährige Rojas war im Februar 2002 zusammen mit der französisch-kolumbianischen Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt von den FARC verschleppt worden. Sie bekam während ihrer Gefangenschaft einen mit einem Rebellen gezeugten Sohn, der mittlerweile in einem Waisenhaus in Bogotá lebt. Die 57-jährige Ex-Parlamentarierin González war bereits im September 2001 in die Gewalt der Rebellen geraten.
Chávez hatte bereits am Mittwoch gesagt, der zweite Versuch einer Übergabe der von den "Revolutionären Streitkräften Kolumbiens" (FARC) gefangen gehaltenen Geiseln könne schon im Laufe des Donnerstags erfolgen. Die FARC hätten schon Koordinaten für einen Treffpunkt im Dschungel bekanntgegeben. Der kolumbianische Friedensbeauftragte Luis Restrepo sagte am Donnerstag: "Es herrscht zwischen beiden Regierungen (Kolumbien und Venezuela) der beste Kooperationsgeist." Als Garanten für die Aktion würden wieder, wie beim ersten Versuch, IKRK-Vertreter fungieren.
Die erste, von Chávez eingefädelte Freilassungsaktion war Silvester nach mehrtägigen Vorbereitungen geplatzt. Die FARC hatte der Regierung und den Streitkräften in Kolumbien damals vorgeworfen, die Aktion sabotiert zu haben. "Garanten" aus sieben Ländern, darunter Argentiniens Ex-Staatschef Néstor Kirchner, hatten ebenso wie US- Filmemacher Oliver Stone, der die Aktion filmen wollte, tagelang in Kolumbien auf ihren Einsatz bei der Übergabe gewartet.
Chávez äußerte im Dezember die Hoffnung, dass er zu einem späteren Zeitpunkt auch die Freilassung von Betancourt erreichen könne. Die Grünen-Politikerin hat auch einen französischen Pass. In den vergangenen Wochen erklärte die Rebellen, sie sei bereit, bis zu 50 Geiseln freizulassen, darunter neben Betancourt auch drei US-Bürger sowie mehrere Politiker und Militärs. Im Gegenzug müssten aber 500 hinter Gittern sitzende Guerilleros auf freien Fuß gesetzt werden.
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