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■ Nach der WahlMonika Grütters

Radunski geht und die Gerüchteküche kocht. So stellt man sich das eigentlich vor beim überraschenden Abschied eines Kultursenators, dessen Partei gerade eine Wahl gewonnen hat. Doch Namen mit kulturpolitischem Profil hat Berlin wenig im Angebot. Das ist das Schicksal einer Stadt, die den Posten des Kultursenators schon öfters mit Außenseitern wie Anke Martini oder Ulrich Roloff-Momin besetzte.

Erst hörte man auf den Fluren des Senats von einer geplanten Reaktivierung Uwe Lehmann-Brauns', und jetzt reden plötzlich alle von der CDU-Abgeordneten Monika Grütters. Nicht nur ihr Förderer Klaus Landowsky, sondern auch Eberhard Diepgen sähe sie gern in einer größeren Rolle. Sie selbst, von Radunkis Entscheidung am Wahltag überrascht, will dazu vor den Gesprächen in der Fraktion nichts sagen.

Monika Grütters, die in ihrer Heimatstadt Münster mit 18 Jahren aus christlicher Überzeugung in die CDU eintrat, ist als Kulturmanagerin der Bankgesellschaft Berlin erfolgreich und als hochschulpolitische Sprecherin der CDU aktiv. Sie begann am Museum für Verkehr und Technik, wurde Sprecherin des Wissenschaftssenators, sitzt seit 1996 im Rundfunkrat, wurde im Juli dieses Jahres zur Professorin für Kulturmanagement an der Musikhochschule Hanns Eisler berufen und ist Vorstandsprecherin der letztes Jahr von der Bankgesellschaft gegründeten Stiftung Brandenburger Tor. Da kommt man kaum mit, so schnell häufen sich die Funktionen.

In der CDU steht sie für den gesuchten Generationswechsel. Mit ihrem aufrichtigen Ton, mit Sachlichkeit und Begeisterungsfähigkeit überdeckt sie das Image einer autoritätshörigen Politikerkaste. Sie legt sich schon mal mit Parteioberen an, kritisiert Diepgen für mangelnde Föderung der Frauen in der Partei, Radunski für den Abbau von Studienplätzen und Sozialsenatorin Hübner für die Vernachlässigung der Sozialen Künstlerförderung. Das hat ihr auch in der Partei Kämpfe eingetragen.

Ihr größtes Projekt in der Kultur hat sie bisher bei der Bankgesellschaft Berlin verwirklicht, als sich diese 1996 für die Unterstützung des art forums entschloss. Grütters wird nicht müde, in Interviews das Engagement für die Kultur aus der gesellschaftlichen Verantwortung eines großen Arbeitgebers zu begründen und so etwas wie das soziale Gewissen des Kapitals des verkörpern.

Das Sponsoring-Paket umfasste auch das Einfliegen einer internationalen Kuratoren- und Sammler-Szene. Mit ihrer Fraktion konnte sich Monica Grütters für die flankierende Maßnahme stark machen, 130.000 Mark aus Lottomitteln für Kunstkäufe der Berliner Museen bereitzustellen. Außerdem macht es ihr Spaß, beim Aufbau der neuen Kunstsammlung der Bankgesellschaft, in Vorstandsetagen den Witz einer selbstironischen Kunst einzuschmuggeln.

Doch der gute Draht zu den wirtschaftlichen Ressourcen genügt nicht allen als Qualifikation. In der SPD und bei den Grünen werden Grütters Erfahrung als Kulturpolitikerin abgesprochen. Misstrauen erzeugt vor allem ihre Nähe zu Klaus Landowsky, aus dessen Unterstützung bei ihren bisherigen Positionen auch sie selbst kein Hehl macht. „Da könnte man gleich Landowsky als Kultursenator sehen“, kommentiert Irana Rusta, kulturpolitische Sprecherin der SPD.

Katrin Bettina Müller

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