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Nach der Schwaben-SchelteThierse spricht Schwäbisch

Erst motzte Wolfgang Thierse über Schwaben in Berlin, jetzt hat der SPD-Politiker einen Dialekt-Test bestanden. Er wusste, was „Gugg“ bedeutet.

Erst lästert er über „Wecken“ beim Bäcker, dann besteht er den Schwäbisch-Test: Wolfgang Thierse lässt sich nicht die Butter von der Schrippe nehmen. Bild: dapd

BADEN-BADEN dpa | Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat nach seiner Schwaben-Schelte einen schwäbischen Dialekt-Test bestanden. Der Berliner Politiker tippte am Donnerstag in der Fernsehsendung „ARD-Buffet“ den gesuchten Begriff. „Da habe ich aber Glück gehabt“, sagte Thierse, der aus Berlin live nach Baden-Baden in die Sendung zugeschaltet war.

Der schwäbische Metzgermeister Karl-Heinz Mutsch aus Römerstein bei Reutlingen hatte gefragt, was der Begriff „Gugg“ bedeutet, und vier Lösungsvorschläge gemacht. Thierse lag mit „Tüte“ richtig. Statt 250 Euro, um die sonst in der Sendung gespielt wird, bekam Thierse zwei Kaffeetassen.

„Meine Bemerkungen über Schwaben in Berlin waren augenzwinkernd gemeint“, erklärte Thierse. Er habe nichts gegen Schwaben und deren Sprache. „Mir ging es darum, dass das Berlinerisch in Berlin wieder eine Chance hat.“ Berliner sollten wieder mehr berlinern. Produziert wird „ARD-Buffet“ vom Südwestrundfunk in Baden-Baden.

Thierse hatte sich in einem Interview darüber geärgert, dass Brötchen in seinem Berliner Heimatbezirk Prenzlauer Berg inzwischen Weckle statt Schrippe genannt und der Pflaumenkuchen zum -datschi werde. „In Berlin sagt man Schrippen - daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen.“

Am Mittwoch hatte die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) bekanntgegeben, dass sie Thierse mit der Goldenen Narrenschelle auszeichne. Seine Äußerungen und das gewaltige Echo darauf seien eine Narretei, sagte Narrenpräsident Roland Wehrle.

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7 Kommentare

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  • D
    Deutsch-Pole

    Tja in Deutschland wird eben jeder ausgegrenzt und unterdrückt, sobald er sich von der (lokalen) Mehrheitsgesellschaft unterscheidet. Ob irgendwie Ausländer oder ausländisch stämmig, ob Dialektsprecher aus einer anderen Region, ob abweichender Musikgeschmack vom Mainstream, ob anders gekleidet wie der aktuelle Modeterror es vorschreibt.. etc. pp. sobald man anders ist, wird man in diesem Land angegriffen. In Berlin ist es also nicht anders: Vorgestern waren es die Juden, gestern die Türken, heute sind es die Schwaben, morgen ist eben wieder ein anderer dran...

  • M
    Max

    @Moritz:

    Ich finde nicht, dass man Thierse einfach ein "Ich habe nichts gegen, aber..." in den Mund legen sollte. In seiner Formulierung gab es kein "aber".

  • WB
    Wolfgang Banse

    Erst nachdenken,danndenken und dann reden.hiernach sollte auch der Bundestagsvizepräsident Wlfgang Thierse verfahren.

    Wir sind ein volk ,dies sollte zum Tragen kommen,ganz gleich aus welchen Bundesland man stammt und kommt.

  • M
    Marco

    erst zur Schwabenhatz blasen und dann den Schwabenversteher spielen?

    Peinlicher Versuch seine Reputation zu retten...

     

    Fremdenfeidlichkeit ist grundsätzlich falsch, egal gegen wen!

  • B
    bäh

    Immerhin heisst Fasching in Berlin auch Fasching und nicht Karneval.

  • F
    fyrecrotch

    das ist doch populismus, was der hier versucht(e).

    alle schwaben in einen topf zu werfen ist genauso bescheuert wie z.b. alle "ausländer" in einen topf zu werfen!

    wenn 2-3 schwäbische ausdrücke den mann schon auf die plame bringen, was dann als nächstes? deutsche ausdrücke für kebab und falafel?

    derart populistische schwabenhetze ist um nichts besser als ausländerhetze.

  • M
    Moritz

    "Ich habe ja nichts gegen [...], aber [...]" gehört leider zum Standardreportoire von Rassist_innen auf aller Welt.

     

    Der kulturelle bzw. sprachliche Charakter der Heimat soll nach dieser Denkweise erhalten werden. Ob sich das nun gegen Schwäb_innen oder Türk_innen richtet, ist dabei irrelevant.

    Thierse hat leider nichts verstanden.