■ Nach den Äußerungen des iranischen Botschafters zur Friedenspreis-Entscheidung des Börsenvereins: Annemarie Schimmel soll verzichten
Was zu erwarten war, ist eingetreten: Letzte Woche mochte man sich noch – aus Respekt vor einer großen alten Dame – an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels wenden. Er sollte seine Friedenspreis- Entscheidung für Annemarie Schimmel revidieren, weil die Orientalistin Toleranz nur für den Islam fordert, nicht aber für Salman Rushdie. Der soll gefälligst seine schriftstellerische Freiheit einschränken.
Diese Woche nun, am Donnerstag, die Änderung der Lage. Irans Botschafter in Bonn hat Annemarie Schimmel „in Schutz genommen und ihr seinen Respekt ausgesprochen“. Der Druck auf sie zeige „die Leere westlicher Demokratien“. Ihren Kritikern warf er vor, sie hätten vom Islam keine Ahnung. Fazit: Wer für einseitige Toleranz wirbt, kriegt auch nur von einer Seite Applaus. In diesem Fall von einem Terroristenregime, das für seinen religiös verbrämten Mordaufruf auch noch respektiert werden möchte.
Also gibt es jetzt zwei Adressen: den Börsenverein, wie gesagt, und Annemarie Schimmel selbst. Es reicht nicht, daß sie sich in der Woche bei Rushdie entschuldigt. Was heißt es übrigens, wenn sie sich „für die Wirkung, die meine Worte gehabt haben“, entschuldigt? Entschuldigt sie sich da für das Presseecho auf ihre Äußerungen? Entschuldigt sie sich etwa nicht dafür, daß sie die Fatwa nur eine „Möglichkeit“ nannte und nicht eine Realität? Wenn sie die Wirkung ihrer Worte tatsächlich bedauert, gibt es nur eine Konsequenz: Sie soll auf den Preis verzichten. Thierry Chervel
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