Nach dem Zyklon in Vanuatu: Viele Inseln ohne Kontakt
Der Zyklon „Pam“ verwüstete Teile des Inselstaates im Südpazifik. Nach dem Unglück konnten bisher noch nicht alle Inseln erreicht werden.
SYDNEY taz/dpa/ap | Für den australischen Piloten, der einen Erkundungsflug über Vanuatus Hauptinsel machte, um Hilfsflüge vorzubereiten, ist klar: „Das Ausmaß der Schäden ist überwältigend.“ Laut UN-Büro für die Koordination von Hilfseinsätzen gibt es derzeit elf bestätigte Todesfälle, darunter fünf auf der Insel Tanna.
Hilfsorganisationen rechnen mit einem Anstieg der Opferzahl in den kommenden Tagen. Allein in der Hauptstadt Port Vila sind 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Ein Unicef-Mitarbeiter verglich die Situation mit der nach einem Bombenanschlag. Die UNO-Hilfswerk fürchtet, dass bis zu 60.000 Kinder vom Sturm vertrieben oder verletzt worden sein könnten.
Australiens Luftwaffe gelang es, auf dem Hauptstadtflughafen mehrere Großraummaschinen zu landen. An Bord befanden sich medizinisches Personal, Ausrüstung und Generatoren. Doch es konnten viele Inseln auch am Dienstag immernoch nicht angeflogen werden.
Die lokale Telefongesellschaft konnte am Montag in der Hauptstadt das Mobilfunknetz wiederherstellen, doch gab es zu den meisten der 80 Inseln Vanuatus keinen Kontakt. Der Wirbelsturm soll im Norden und Süden des 1.700 Kilometer nordöstlich von Australien liegenden Archipels schwerste Verwüstungen angerichtet haben. Dort leben viele Menschen in Bambushütten. Hilfsorganisationen berichteten, sie hätten verzweifelt versucht, Mitarbeiter in diesen Gebieten zu erreichen – am Montagabend ohne Erfolg.
Viele Länder haben Vanuatu Hilfe zugesagt. Die australische Außenminsterin Julie Bishop kündigte unterdessen an, dass die Zyklon-Hilfe nun aufgestockt werde. Laut Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale haben viele Bewohner ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Er bitte um humanitäre Hilfe: „Plastikplanen, Wasserbehälter, Verbandsmaterial, Werkzeug – das ist im Moment sehr wichtig.“ Sein Land sei „ausgelöscht“ worden.
Er war gerade in Japan bei einer Konferenz zu Katastrophenhilfe, als „Pam“ mit bis zu 300 Stundenkilometern über Vanuatu zog. Lonsdale sagte, der Klimawandel habe „zu den Katastrophen in Vanuatu beigetragen“. Das Land habe auch mit steigendem Meeresspiegel zu kämpfen. Lonsdale ist einer mehrerer Pazifik-Staatschefs, welche die Haltung des Westens gegenüber dem Klimawandel kritisieren.
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