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Nach dem Tropensturm auf MayotteHilflos im Angesicht der Katastrophe

In den Slums von Mayotte sind noch nicht einmal die Toten geborgen, der französische Staat scheint machtlos. Auch in Mosambik hat der Sturm gewütet.

Mecufo in Mosambiks Nordprovinz Cabo Delgado am Montag Foto: Unicef Mozambique via Reuters

Berlin taz | Nachdem der tropische Wirbelsturm „Chido“ im Indischen Ozean die zu Frankreich gehörende Komoreninsel Mayotte verwüstet hat, ist er nun in Mosambik auf das afrikanische Festland getroffen. Auch dort hat er schwere Schäden angerichtet. In einer ersten Bilanz sprach Mosambiks Katastrophenschutzbehörde am Dienstag von mindestens 34 Toten und über 20.000 zerstörten Häusern.

Erste Videoaufnahmen aus Mosambik zeigen großflächige Zerstörungen. Die Schäden treffen Mosambiks Nordprovinz Cabo Delgado, wo seit Jahren islamistische Aufständische gegen die Armee kämpfen und Hunderttausende von Menschen als Binnenflüchtlinge ihre Heimat verloren haben.

Auf Mayotte, über das der Wirbelsturm am Samstag hinweggezogen war, bleibt die Lage weiterhin komplett unübersichtlich. Die Insel „ist total verwüstet“, erklärte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau, der die Insel am Montag besucht hatte und sich nun auf der ebenfalls französischen Insel Réunion aufhält, 1.400 Kilometer südöstlich auf der anderen Seite von Madagaskar. Eine Luftbrücke bringt aus Réunion Hilfsgüter nach Mayotte.

Offiziell sind auf Mayotte immer noch nur 21 Tote bestätigt, was sich auf die Zahl der in Krankernhäuser eingelieferten Leichen bezieht. Da drei Viertel aller Gebäude zerstört sind und in den meisten Slums noch nicht einmal die Räumung und die Bergung der Toten begonnen hat, wird nach allgemeiner Einschätzung die Zahl in die Hunderte, wenn nicht in die Tausende gehen. „Die Bilanz wird hoch sein, sehr hoch“, so Retailleau.

Ausgangssperre unter freiem Himmel

Der Innenminister hat eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, um Plünderungen zu verhindern – für viele Menschen gibt es keine Möglichkeit mehr, sich auf normalem Wege zu versorgen. Was genau eine Ausgangssperre für Menschen bedeutet, die seit dem Wochenende unter freiem Himmel oder zwischen den Trümmern nächtigen, blieb unklar.

Journalisten auf Mayotte beschreiben die Lage einmütig als katastrophal: es gibt keinen Strom, kein sauberes Wasser, 80 Prozent des Telefonnetzes sind zerstört.

Komoren rufen Staatstrauer aus

Frankreich, zu dem Mayotte gehört, und die Komoren, das die Insel als Teil seines Staatsgebiets betrachtet, rivalisieren derweil diskret um den Umgang mit der Katastrophe. Der Präsident der Komoren, Azali Assoumani, rief am Montagvormittag eine Woche Staatstrauer aus: alle Flaggen wehen auf halbmast, außerdem werden Spenden gesammelt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron konterte am Montagabend mit der Ankündigung, er werde in den kommenden Tagen nach Mayotte reisen, und kündigte eine eigene, französische Staatstrauer an. Deren Ausrufung obliegt formal dem Premierminister – seit Freitag ist das der Zentrumspolitiker François Bayrou.

Der steht schon in der Kritik, weil er am Montag dem Mayotte-Krisentreffen in Macrons Amtssitz in Paris fernblieb und stattdessen in seiner Funktion als Bürgermeister der südwestfranzösischen Kleinstadt Pau den dortigen Gemeinderat leitete.

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