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Nach dem Scheitern die Wende in Genf?

■ Bosniens Serbenführer Karadžić signalisierte bedingtes Einlenken

Nachdem die Vorsitzenden der Genfer Jugoslawienkonferenz, Cyrus Vance und David Owen, gestern nachmittag bereits ein Scheitern der Verhandlungen über Bosnien-Herzegowina verkündet und mit der „unnachgiebigen Haltung“ des bosnischen Serbenführers Radovan Karadžić begründet hatten, signalisierte dieser am Abend überraschend die Bereitschaft zum Einlenken. In einer zunächst von den Präsidenten Slobodan Milošević (Serbien), Dobrica Čosić (Restjugoslawien) und Momir Bulatović (Montenegro) verteilten Erklärung hieß es: Unter der „Bedingung“, daß das „Parlament“ seiner selbsternannten „Serbisch-Bosnischen Republik“ den von Vance und Owen vorgelegten Verfassungsprinzipien für Bosnien-Herzegowina „innerhalb von spätestens sieben Tagen“ zustimme, werde „der Präsident dieser Republik, Karadžić“, diese Prinzipien akzeptieren. Wenig später bestätigte Karadžić diese Erklärung. In Genf blieb zunächst offen, ob dies einen Durchbruch bedeutet oder ob die serbische Seite nur erneut Verzögerungsmanöver versucht. Vance und Owen wollten zu der neuen Entwicklung gestern abend keine Stellung nehmen. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag hatten sie das vorläufige Scheitern ihrer Bemühungen bekanntgegeben. Der Konferenzvorsitzende Owen konstatierte einen „Zusammenbruch“ der Verhandlungen, während sein Mitvorsitzender Vance zunächst nur von einer „Aussetzung“ sprechen wollte. Nach fast ununterbrochenen Gesprächen mit Karadžić seit Montag morgen erklärten die beiden Vorsitzenden, Karadžić habe „nein gesagt zu den von uns vorgelegten Verfassungsprinzipien“. Diese Prinzipien sehen die Erhaltung des – allerdings in zehn ethnische Provinzen aufgeteilten – Einheitsstaates Bosnien-Herzegowina vor, ordnen die außenpolitischen Kompetenzen bei der Zentralregierung in Sarajevo an und verbieten die Abspaltung von Teilgebieten. Karadžić hatte bis zuletzt auf Änderungen bestanden, die diesen Prinzipien widersprechen und auf einen serbischen Teilstaat hinauslaufen.

Vance und Owen wollten noch gestern ihre Auftraggeber UNO-Generalsekretär Butros Ghali und die EG über die Gründe für das Scheitern ihrer Bemühungen informieren. Eine Empfehlung für militärische Aktionen würden sie jedoch nicht abgeben, erklärte Sprecher Eckard. Unklarheit herrschte gestern über die Rolle, die die Präsidenten Serbiens und Restjugoslawiens, Milošević und Čosić, in den letzten beiden Verhandlungstagen spielten. Nach Darstellung der beiden Konferenzvorsitzenden hätten sie das von ihnen vorgelegte Abkommen „als fair und akzeptabel“ bezeichnet und Karadžić die Annahme empfohlen. Insbesondere bezüglich Milošević' stieß diese Darstellung bei den meisten Beobachtern auf einige Skepsis. Konferenzsprecher Eckard wollte auf Anfrage der taz nicht ausschließen, daß Milošević und Karadžić ein Spiel mit verteilten Rollen spielen. Owen und Vance äußerten die Erwartung, daß Milošević und Čosić jetzt jegliche materielle Unterstützung für die Kriegsmaschinerie der bosnischen Serben einstellen. Hierzu erhielten sie gestern jedoch keine Zusagen Milošević'. Sollte tatsächlich eine Einigung zustande kommen, stehen noch schwierige Verhandlungen über die vorgeschlagenen Grenzen für eine Provinzaufteilung Bosniens bevor. Andreas Zumach

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