Nach dem Mord an Bhutto: Wahlen in Pakistan werden verschoben
Der Urnengang in Pakistan wird nach dem Mord an Benazir Bhutto verschoben. Die Opposition protestiert und wirft Staatschef Musharraf vor, er habe nur Angst vor einer Niederlage.
ISLAMABAD rtr Die Parlamentswahl in Pakistan wird nach der Ermordung von Oppositionschefin Benazir Bhutto verschoben. Dies stehe im Prinzip bereits fest, sagte ein Mitarbeiter der Wahlkommission am Dienstag. Allerdings wolle die Kommission ihre Entscheidung zuvor noch den Parteien erläutern. Die endgültige Nennung des Wahltermins ist für Mittwoch geplant. Ursprünglich sollte die Entscheidung bereits am Montag fallen, dann war Dienstag als Termin für die Bekanntgabe genannt worden. Mitglieder der Partei von Präsident Pervez Musharraf hielten es für wahrscheinlich, dass die Wahl um bis zu zwei Monate verschoben wird.
Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) hat ihre Teilnahme an dem Urnengang zugesagt, sich aber gegen eine Verschiebung des Wahltermins ausgesprochen. "Das pakistanische Volk soll über seine Zukunft entscheiden und der Zeitpunkt dafür ist jetzt", teilte Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari als neuer Co-Vorsitzender der PPP in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Chef der zweiten großen Oppositionspartei, Nawaz Sharif, mit. Die Wahl müsse wie geplant am nächsten Dienstag stattfinden. "Das wäre nicht nur ein Tribut an das Gedenken an Benazir Bhutto, sondern auch eine Bestätigung der demokratischen Grundwerte, für die sie gestorben ist", erklärte die beiden Oppositionsführer.
Angesichts der wütenden Proteste gegen Musharraf nach dem Anschlag auf Bhutto vergangene Woche kann die Opposition mit einem klaren Sieg rechnen, wenn die Wahl wie geplant am 8. Januar stattfindet. Die Regierung verweist bei ihrer Entscheidung für einen späteren Wahltermin jedoch auf zerstörte Wahlunterlagen im Zuge der Proteste, bei denen etwa 50 Menschen getötet wurden. Am Dienstag entspannte sich die Lage indes.
Bhuttos Familie bestätigte unterdessen Regierungsangaben, wonach sie ausdrücklich auf eine Autopsie des Leichnams verzichtet habe. Die gerichtsmedizinische Untersuchung sei einfach nicht nötig gewesen, wenn die Todesursache eindeutig ein Kopfschuss gewesen sei, erklärte Bhuttos Witwer. Die Behörden hatten als Todesursache indes einen Schädelbruch angegeben, den Bhutto bei dem Selbstmordanschlag erlitten habe. Die Opposition hatte diese Darstellung jedoch als lächerlich zurückgewiesen und erklärt, Bhutto sei eindeutig durch einen Kopfschuss gestorben.
Bhuttos Sohn Bilawal verließ Pakistan am Dienstag in Richtung Dubai. Die PPP hatte den 19-Jährigen am Wochenende zu ihrem neuen Vorsitzenden ernannt. Er will jedoch zunächst sein Studium in Oxford abschließen, bevor er in die pakistanische Politik einsteigt. Bis dahin wird sein Vater als Co-Vorsitzender die PPP leiten und durch den Wahlkampf führen.
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