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Nach dem GlühbirnenverbotHändler horten Lampen

Wer Glühbirnen will, kann sie auch nach dem EU-Verbot noch haben. Weil sie auf das Extra-Geschäft hoffen, horten viele Händler im Moment die ineffizienten Lichtspender.

Die Glühbirne ist kurz vor ihrem Untergang immer noch heiß begehrt. Bild: dpa

BERLIN taz | Das EU-weite Glühlampenverbot, das am 1. September in Kraft tritt, wird von den meisten Einzelhandelsunternehmen unterlaufen. Das hat eine Anfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an 71 Unternehmen ergeben, die aber nur 38 Firmen beantworteten, teilte die Organisation am Montag mit.

Demnach nehmen nur drei Unternehmen - Ikea sowie die Versandhäuser Otto und Schwab - die verbotenen Lampen aus dem Sortiment. Andere nutzen die EU-Regel, nach der Restbestände auch nach dem 1. September weiter verkauft werden dürfen.

Allerdings wurden die Lager in den vergangenen Wochen oft gezielt aufgefüllt. Die Händler hoffen, durch die Liebe der Deutschen zur klassischen Glühbirne ein Extrageschäft zu machen. Immerhin seien, das Verbot vor Augen, im ersten Halbjahr dieses Jahres 37 Prozent mehr Glühbirnen verkauft worden als im gleichen Vorjahreszeitraum, bilanziert DUH-Kreislaufwirtschaftsexperte Thomas Fischer. "Dank der übervollen Lager wird es auch im nächsten Jahr noch verbotene Glühlampen im Handel geben." Zudem sei das Verbot kaum kontrollierbar, da auf den Glühlampen kein Produktionsdatum angegeben sei.

Nach der EU-Vorgabe sollen die wenig energieeffizienten Glühlampen Schritt für Schritt aus dem Markt gedrängt werden. Demnach dürfen ab dem 1. September Mattglaslampen sowie Klarglaslampen mit 100 Watt Leistung und mehr nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Letzteres bedeutet, dass die Hersteller diese Lampen nicht mehr an Händler innerhalb der EU abgeben dürfen; Lagerbestände dürfen aber noch abverkauft werden.

Ab September nächsten Jahres dürfen dann auch Klarglaslampen ab 75 Watt Leistung nicht mehr in Verkehr gebracht werden; in dieses Verbot werden dann jährlich weitere Lampen einbezogen. Ab September 2016 dürfen auch Halogenglühlampen mittlerer Effizienz nicht mehr auf den Markt. Die EU erwartet durch das Glühlampenverbot geringere Stromverbräuche - und damit auch geringere Emissionen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid.

Der Einzelhandelsverband sieht sich gut auf das Glühlampenverbot vorbereitet. "Das Sortiment der Händler enthält nicht erst ab September 2009 ein großes Angebot an Energiesparlampen und effizienten Leuchtmitteln", so die Verbandsumweltexpertin Sonja Ziegler. Für den Handel sei es aber völlig legal, Warenbestände herkömmlicher Leuchtmittel abzuverkaufen.

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10 Kommentare

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  • J
    Josch

    @Axel Dörken:

     

    "Die EU und ihre Entschlüsse."

     

    Ich muss mal anmerken, dass *Deutschland* (mit Frau Merkel als Kanzlerin) die EU-Kommision beauftragt hat, Energiesparrichtlinen festzulegen. Diese Richtlinen wurden ausgearbeitet und von allen Ländern der EU abgesegnet.

     

    Es nur auf die EU zu schieben ist etwas kurz gedacht. Und das unsere Politiker nun so tun, als hätten sie damit nichts zu tun ist sowieso dummdreist. M.E. können sie ruhig zu dieser sinnvollen Maßnahme stehen.

     

    Weiterhin ist das Problem der Glühlampen nur ein kleiner Teil des Maßnahmenkataloges. Darunter fällt z.B. auch das Abschaffen von Standby-Geräten und anderen Öko-Drecks Dingen.

     

    Ich bin übrigens auch nicht der Meinung, dass es um Entmündigung des EU-Bewohners geht, sondern darum, den Weg des geringsten Widerstandes zu durchbrechen. Gerade in D mit der Geiz-ist-geil Mentalität macht es sich das Volk einfach möglichst billige (aber ökologisch unsinnige) Geräte anzuschaffen, ohne bis zu nächsten Stromrechnung zu denken (und das wäre nur der ökonomische Effekt). Die Hersteller denken auch nur an den VK-Preis, nicht aber an eine neue Werbestrategie - Umweltbewustsein bleibt da sowieso auf der Strecke...

     

    Josch.

  • E
    Elli

    Also ich freu mich drauf. Jetzt wird sogar der Glühlampenkauf zum subversiven Akt. So bleibts spannend.

  • J
    Josch

    @Stunk:

     

    Natürlich sind Energiesparlampen aufwändiger herzustellen. In der Ökobilanz sind die Birnen trotzdem besser. Strahlung abgeben sollen sie sowieso. Die UV-Belastung der aktuellen ESL sind aber weder kritisch noch schädlich. Das sind noch Mythen aus den Anfängen der ESL Entwicklung. Die Quecksilber Belastung der ESL ist zwar größer als in Glühlampen, aber es gibt kaum noch Möglichkeiten, dass diese unkontrolliert an die Umwelt kommen, da sie a) idR. nur noch schwer zerbrechliche Ummantelungen haben und b) diese in den Sondermüll gehören (und dort entsprechend entsorgt werden). Die Quecksilberbelastung in einer Ökobilanz von Glühbirnen ist übrigens deutlich größer, als bei ESL. Weil der hohe Stromverbrauch die Quecksilberemmision in den Kraftwerken vergrößert. In der Summe werden ESL also weniger Hg an die Umwelt geben.

     

    Das ESL hässlicheres Licht haben, gilt übrigens auch nur für alte Leuchtkörper. Aktuelle ESL kann man in allen Farbtönen kaufen. Sogar Aldi bietet ESL in Warmtönen an - tatsächlich auch mit Effizienzklasse A.

     

    Es gibt im Prinzip nur noch zwei Nachteile: Die Leuchtkörper sind meistens größer und sie brauchen eine Anwärmphase, bis sie volles Licht geben. Mit einem speziellen Starter könnte man die Anfangsleuchtdichte verbessern, aber man hätte dann wieder hohe Einschaltströme (die man aus Energiespargründen ja nicht haben will). Ich denke aber, dass die Hersteller nun endlich da mehr in die Richtung forschen werden, weil der Unsinn mit den Glühbirnen ja bald vorbei ist.

     

    Josch.

  • AD
    Axel Dörken

    Die EU und ihre Entschlüsse.

     

    Gibt es eigentlich noch viele Menschen, die diese EU als nützlich für die Menschheit erleben. Na ja, sie ist in so fern auch in meinen Augen nützlich, wie sie als Zeichen für "So sollte es nicht gemacht werden!" steht.

     

    Ein Interessensbund von Mächtigen der Wirtschaften gegen das Völker- und Naturrecht.

     

    Noch immer geht bei der EU die Wirtschaft vor dem Sozialen und vor dem Ökologischen.

     

    Wie in der BRD wird das Souverän möglichst außen vor gehalten. Anders als in der BRd gibt es in der EU nicht einmal ein Souverän.

     

    Wenn die Wirtschaft angekurbelt werden soll und dabei der Absatz von ökologisch bedenklichen (Entsorgung nicht geregelt. Siehe Atom-diskussion) Produkten im Vordergrund steht, kommen Mensch und Natur immer zu kurz. Das Geld kennt keine Freunde, nur Feinde.

     

    Miteinander sieht anders aus.

     

    Utopia: Die Regiuerung befragt das Volk, um durchzusetzen, was die Volksweisheit zum Ausdruck bringt...

     

    Herrlich! Und in Teilen der Welt schon längst praktiziert.

     

    Ups, auch in weiten Teilen Europas. Und in der BRD und innerhalb der EU-Regierung wird das nicht gelebt? - Wie können wir das ändern?

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

  • V
    vic

    Vermutlich kann man künftig Glühbirnen bei jedem beliebigen Nachbarn kaufen. Ich benutze schon sehr lange Energiesparlampen und habe für jeden Einsatzzweck das richtige Licht. Ich bedaure die problematische Entsorgung und hoffe auf die künftige Technologie. Jedenfalls brauche ich keine Glühlampe.

  • M
    Majo

    Die Europäischen Gemeinschaft beschloss 1975 die Wiedereinführung der Sommerzeit, die 1977 in deutsches Recht umgesetzt wurde . Eine der offiziellen Begründungen für die Einführung der Sommerzeit war die Einsparung von Energie. Diese ist allerdings fraglich und bis heute umstritten.

     

    Jetzt wird die gute alte Glühbirne ausgeknipst, mit der gleichen fragwürdigen Begründung, der Einsparung von Energie. Ob es den Bürgern nun gefällt oder nicht, sie sind gezwungen im Sommer eine Stunde früher aufzustehen und dann unter dem flackernden kalten Licht der Energiesparlampe zu frühstücken. Doppeltes Pech möchte man meinen, wenn man sich das vorstellen mag.

  • S
    Stunk

    Mir kommt diese Massnahme so ökologisch sinnvoll vor wie die Abwrackprämie. Energiesparlampen sind wesentlich aufwendiger in der Herstellung, enthalten Schwermetalle, geben Strahlung ab (und schlechteres Licht) und stören mit billigen Vorschaltgeräten sogar das Stromnetz in einer Weise die zusätzlich Strom verbraucht. Aber man kann sich denken wer hier die Feder geführt hat ...

  • H
    hermit

    Etwas Unverschämteres und Blöderes hat es wohl selten gegeben als dieses Lampenverbot! Verblödungsgängelei und Unmündigkeitswahn.

  • L
    Lea

    Ich finde dieses Trara, was um das Glühbirnenverbot gemacht wird, mehr als albern. Die meisten Menschen dürften nichtmal wissen, dass ihnen nicht morgen ihnen die heißgeliebte Glühbirne wegnehmen will, sondern nur erstmal stufenweise die Birnen mit den größten Wattzahlen aus den Verkauf genommen werden.

    Ich hab nichtmal gewust, dass es 100Watt-Birnen gibt. Das höchste was bei mir in die Fassung gekommen ist, sind 60W.

     

    Ich hoffe die Händler (auch Supermärkte) verbessern jetzt wirklich ihr Energiesparlampen-Sortiment. Mit verschiedenen Lichtfarben und quecksilberfreien Lampen.

     

    Ansonsten hoffe ich dass die OLEDs endlich mal serientauglich werden und ich damit meine Wohnung beleuchten kann. Ich träume ja davon dass man damit stimmungs- bzw tageszeitenabhängig unterschiedlich farbiges Licht in die Bude zaubern kann.

  • RM
    Rainer Maichin

    Der Handel macht eigentlich immer das, was er will.

     

    Aber am Ende entscheidet der Konsument, was gekauft wird.

     

    Ich, leider einer von wenigen, werde sicher keine 100-Watt Glühlampen mehr kaufen.

    Der Grund ist auf meinem Weblog ersichtlich.

     

    http://meinekleine.kleinezeitung.at/999999/stories/350845/

     

    ...es wurden 10.000 Euro an Stromkosten beim Einsatz von 474 Energiesparlampen bei 19 verschiedenen Projekten im ersten Jahr der Anwendung eingespart...