Nach dem CDU-Wahldebakel in NRW: Im Selbstfindungsprozess
Die CDU streitet darüber, wie sie sich in der Opposition personell neu aufstellen soll. Unklar ist immer noch, ob Rüttgers bei Neuwahlen erneut antritt.
KÖLN taz | Rund sechs Wochen nach der verlorenen Landtagswahl beginnen in der nordrhein-westfälischen CDU die Aufräumarbeiten. Eine "ehrliche Analyse" des Debakels hat Nochministerpräsident und CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers für sein Treffen mit den 54 CDU-Kreisvorsitzenden in Essen angekündigt. Bei der für Donnerstagabend angesetzten Zusammenkunft sollte es auch um die zukünftige Oppositionsrolle der Partei gehen. Noch ist völlig unklar, wie sich die Christdemokraten künftig aufstellen werden.
So ist weiter offen, wer die CDU im Düsseldorfer Parlament anführen wird. Nach dem Wahldesaster ist der Fraktionsvorsitz neben dem Parteivorsitz der letzte verbliebene Topjob. Heiß gehandelt werden die Namen des bisherigen Arbeits- und Sozialministers Karl-Josef Laumann und des Familien- und Integrationsministers Armin Laschet.
Dabei werden dem 52-jährigen Laumann, der als bodenständig und volksnah gilt, die etwas besseren Karten in der ländlich geprägten Fraktion zugeschrieben. Allerdings gehört die geschliffene Rede nicht zum Repertoire des Bundesvorsitzenden der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Mancher Christdemokrat hegt hinter vorgehaltener Hand gehörige Zweifel, ob der trinkfeste "Bollerkopp" aus dem Münsterland wirklich der Richtige ist, um dem rot-grünen Damendoppel Kraft und Löhrmann erfolgreich Paroli bieten zu können. Zudem gilt er als der Kandidat von Rüttgers.
Gegen den 49-jährigen Aachener Laschet wird auf der anderen Seite eingewandt, er sei zu liberal und nicht in der Lage, die konservativeren Kreise in der Union einzubinden. Einigen seiner Parteifreunde gilt der gläubige Katholik aufgrund seiner modernen Integrationspolitik gar als "verkappter Grüner". Außerdem würde mit ihm erneut ein Rheinländer an die Spitze rücken, argumentiert ein sich unterrepräsentiert fühlender Abgeordneter aus Westfalen zugunsten seines Landsmanns Laumann.
Nicht mehr im Rennen ist hingegen der CDU-Landesgeneralsekretär Andreas Krautscheid. Am Dienstag verkündete er seinen Verzicht auf eine Kandidatur, da er sich auf die Parteiarbeit konzentrieren wolle. Dem 49-Jährigen werden Ambitionen auf den Landesvorsitz der CDU nachgesagt. Das gilt auch für Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der beim Kampf um den Vorsitz des einflussreichen CDU-Bezirks Mittelrhein Krautscheid im vergangenen Jahr eine Niederlage beibrachte. Allerdings hat sich bislang CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers nicht dazu geäußert, ob er bei der turnusgemäß im Mai 2011 anstehenden Neuwahl nicht doch noch einmal antreten will. PASCAL BEUCKER
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