piwik no script img

Nach Regen schwierige Bergungsarbeiten in San Salvador

■ Bisher 890 Todesopfer geborgen / Rund 10.000 Menschen verletzt / Staatspräsident Duarte beziffert Schaden auf 2 Milliarden Dollar / Schwierigkeiten bei Verteilung der ausländischen Hilfsgüter

San Salvador (afp) - Nach dem Erdbeben in der salvadorianischen Hauptstadt am Freitag sind bisher 890 Todesopfer in San Salvador geborgen worden. Wie Staatspräsident Jose Napoleon Duarte am Sonntag abend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz ferner bekanntgab, sind noch zahlreiche Menschen in den Trümmern der zerstörten Häuser begraben. Rund 10.000 Menschen wurden verletzt und 150.000 bis 200.000 obdachlos. Duarte bezifferte den Schaden aufgrund einer „persönlichen Schätzung“ auf zwei Milliarden Dollar. Dies sei mehr, als der Bürgerkrieg in El Salvador in den letzten sieben Jahren gekostet habe. An den Bergungsarbeiten in San Salvador beteiligen sich Mannschaften aus Italien, Frankreich, der Schweiz, Belgien, Guatemala, Mexiko, den USA und Japan. Die Lage in San Salvador hat sich am Sonntag durch Regenfälle noch verschärft. Es kam zu mehreren Nachbeben. Nach Angaben humanitärer Organisationen, die mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten, sind besonders die Armenviertel der Hauptstadt von den Folgen des Erdbebens betroffen. Es mangele an Unterkünften, Decken, Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten. Erste Fälle von Darminfektionen seien aufgetreten. Schwierigkeiten gibt es bei der Verteilung der ausländischen Hilfsgüter. Aus den USA eingetroffene chrirurgische Ausrüstung wurde an das Militärkrankenhaus geliefert, in dem vorwiegend Soldaten behandelt werden, die im Kampf gegen die linksgerichtete Guerilla verletzt wurden. Die Regierung betraute am Sonntag ein aus Privatunternehmern bestehendes Komitee, die Hilfsgüter am Flughafen von San Salvador in Empfang zu nehmen, in die Hauptstadt zu befördern und die technische Hilfe zu koordinieren. Getrennt davon hat die katholische Kirche gemeinsam mit den französischen Hilfsorganisationen „Medecins sans Frontieres“ und „Medecins du Monde“ ein eigenes Komitee ins Leben gerufen. Die ärztliche Betreuung der Verletzten erfolgt unter sehr prekären Bedingungen. Wegen Mangels an Mitteln und Hygiene - es fehlen vor allem starke Antibiotika und Tetanus–Impfstoff - mußten die Ärzte zahlreiche Amputationen vornehmen. Nur zwei Krankenhäuser funktionieren nach dem Erdbeben noch, das Rosales–Krankenhaus und das Militärkrankenhaus. Am Sonntag war in ganz San Salvador kein einziger Operationssaal mehr funktionsfähig. Den Ärzten zufolge befand sich der Operationssaal im Rosales– Krankenhaus bereits vor dem Beben in der Renovierung. Hunderte von Verletzten liegen in den Korridoren auf dem Fußboden unter sehr schlechten Hygienebedingungen. Im Militärkrankenhaus haben nur etwa hundert Verletzte Aufnahme gefunden. Einem Offizier zufolge können nicht mehr Patienten betreut werden, da das Krankenhaus vollbelegt ist mit Soldaten, die im Kampf gegen die Guerilla verwundet wurden. Bei den meisten der Soldaten in den 400 Zimmern des Krankenhauses seien nach Minenexplosionen Amputationen vorgenommen worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen