: Nach Protesten macht sich Kiesmulti vom Acker
■ Baustoffirma Readymix stoppt Kiesabbau-Projekt nahe Schriftstellerdorf
Berlin (taz) – Der Schriftsteller Ulrich Plenzdorf muß nicht länger um seine Ruhe bangen: Baustoffmulti Readymix, der nahe der Dichter-Datscha 90 Kilometer östlich von Berlin Kies schürfen wollte, zog sich nach vehementen Bürgerprotesten zurück. Die Aufsuchungserlaubnis vom Oberbergamt Senftenberg haben die Fertigmischer zwar in der Tasche, theoretisch könnten sie mit den Probebohrungen beginnen. Doch die Bürgerinitiative Alt Rosenthal- Bergvorwerk mit ihrem prominenten, medienwirksamen Mitglied Plenzdorf entnervten den Unternehmer – mit guten Argumenten, lauten TV-Auftritten und intensiver Pressearbeit. Denn im umstrittenen Gebiet finden sich neben den idyllischen Wochenendzufluchten seltene Pflanzen und Tiere, weswegen das Umweltamt Seelow bereits eine vorläufige Festsetzung als Naturschutzgebiet durchgesetzt hat. Hinzu kommt, daß die wenige Kilometer vom Vorwerk entfernte Kiesgrube Gusow nur zu 60 Prozent ausgelastet ist. Insgesamt wird Brandenburg von 212 Kies-Gruben zerlöchert, weitere 200 sind geplant. Für den Bedarf der bauwütigen Hauptstadt ist also gesorgt.
Das Abbauvorhaben zerstöre die Umwelt und schaffe noch nicht einmal Arbeitsplätze, analysierte die kämpferische Bürgerinitiative. Der Großteil der betroffenen Bürger aus den Nachbargemeinden schlossen sich den Protestierern an. Statt auf Kieshalden setzten die Bürger auf sanften Tourismus. An die wundersame Jobvermehrung durch Industrieansiedlung glaubt auch in Alt-Rosenthal längst keiner mehr. Doch Readymix-Sprecher Dr. Stephan Brock weiß, wer schuld ist an der ungewöhnlichen Bürger-Renitenz: „Diese Schriftsteller, die emotionalisieren die Leute, schüren Ängste, schießen mit Kanonen auf Spatzen.“ Und treffen: Die Firma will zumindest in den nächsten Jahren nicht mehr ran an den Vorwerker Kies. miß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen