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Nach Lust und Laune falsch schreiben?

■ betr.: „Eine ziemlich deutsche Rebellion“, taz vom 26.8. 97

Reinhard Kahl stellt den Wunsch nach eindeutiger Wortschreibung als „schlummerndes Generalmißtrauen“ dar und beklagt das „enge Raster von richtig und falsch“. In einer Mischung aus Ignoranz und Arroganz erhebt er sich über die in seinen Augen lächerlichen „Ritter der Rechtschreibung“ und „orthodoxen Rechthaber“ und will uns belehren, daß die Schreibweise von Wörtern „auch anders sein“ könnte. Wer hätte das gedacht!

Ich frage mich: Wie soll ich im Internet nach Texten über Rhythmus suchen, wenn ich statt – wie bisher bequem möglich – einfach nach „Rhythmus“ zu suchen, alle möglichen Schreibweisen „Rythmus“, „Rhytmus“, „Rytmus“, „Rütmuß“ usw. durchprobieren muß? Auch wenn die Schreibweise dieses Wortes unverändert bleibt, so wird man zukünftig mit dem Computer in Texten, wie zum Beispiel dem taz-Archiv auf CD- ROM, bei vielen Wörtern stets nach der alten und der neuen Schreibweise suchen müssen, um nichts zu übersehen. Oder Tausende Programmierer müssen bei Tausenden von Programmen zukünftig Listen mit Schreibvarianten von Worten einbauen. [...]

Abschließend möchte ich bemerken, daß die bisherige Regelung die Freiheit des kreativen Schreibens in „ambivalenten Feldern“ (Kahl) ja niemals beschränkte, da es allen stets unbenommen war, außerhalb von Behörden und Schulen, Wörter nach Lust und Laune „falsch“ zu schreiben. Doch wer immer wollte, konnte eine eindeutige, allgemein akzeptierte Schreibweise wählen. Hierfür hat sich auch Ihr Autor Kahl in seinem Artikel entschieden. Stefan L. Ram, Berlin

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