Nach Bombenangriffen zu Weihnachten: Zehntausende in Nigeria auf der Flucht
Nach den Terroranschlägen radikaler Islamisten kommt es zu einem Racheangriff auf eine Koranschule. Und ein Pastor ruft die Christen zur Selbstverteidigung auf.
BERLIN taz | Nach den islamistischen Terroranschlägen in Nigeria zu Weihnachten weitet sich Gewalt zwischen Christen und Muslimen aus. Unbekannte Täter warfen am späten Dienstagabend eine Brandbombe in eine Koranschule im südostnigerianischen Port Harcourt und verwundeten sieben Menschen, darunter sechs Kleinkinder, erklärte die Polizei. Im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau, immer wieder Schauplatz massiver religiöser Gewalt, wurde am Mittwoch eine vierköpfige christliche Familie mit Macheten getötet.
Am Weihnachtsfeiertag hatte die radikalislamistische Boko Haram in einer Serie von Anschlägen auf christliche Kirchen mindestens 40 Menschen getötet. Seitdem fordern Politiker und religiöse Führer, sowohl Christen als auch Muslime, immer wieder entschlossenes Handeln gegen die islamistische Gruppe.
Pastor Ayo Oritsejafor, Präsident des christlichen Dachverbandes CAN (Christian Association of Nigeria), rief Christen zur Selbstverteidigung auf. "Sogar Tiere verteidigen sich selbst", erklärte er. "Die Leute, die sich Boko Haram nennen, sind schlimmer als Tiere."
Der regionale Dachverband der politischen Parteien im Südwesten Nigerias, wo die Metropole Lagos liegt, gab Staatschef Goodluck Jonathan eine 30-Tage-Frist, Sicherheit in Nigeria wiederherzustellen oder zurückzutreten.
Im nordöstlichen Bundesstaat Yobe, wo vor Weihnachten schwere Kämpfe zwischen bewaffneten Islamisten und Sicherheitskräften ausgebrochen waren, sind nach Helferangaben 90.000 Menschen in und um der Provinzhauptstadt Damaturu auf der Flucht. Rund 40.000 kämen aus der Zone um Pompomari, die komplett entvölkert sei, erklärte Ibrahim Farinloye, regionaler Koordinator der nationalen Rettungsbehörde. Man habe den Flüchtlingen aus Sicherheitsgründen davon abgeraten, sich in Lagern zu sammeln.
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