Nach AfD-Kritik an ZDF-Kameramann: Sender „bedauert“ Slime-Jacke
In einem Interview war ein Aufdruck der Punk-Band „Slime“ zu sehen. Das rief AfD und andere Rechte auf den Plan. Das ZDF reagiert mit Bedauern.
Das ZDF hat auf Kritik an der Kleidung eines Kameramanns reagiert. Während eines Interviews mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, das am 30. Dezember ausgestrahlt wurde, war der Mitarbeiter der Fernsehanstalt zwei Mal bei der Arbeit von hinten kurz zu sehen gewesen. Er trug eine Jacke der linken Band „Slime“ mit der Aufschrift „Brüllen*Zertrümmern*und weg“.
Das war im Internet auf Kritik gestoßen. Besonders der AfD ging der Aufdruck der Szenepunkband auf der Jacke des Kameramannes gegen den Strich. André Poggenburg beklagte auf Twitter beispielsweise „Linksextremisten beim ZDF“.
Die Hamburger Band „Slime“ wurde 1979 gegründet und hat seitdem die linke Szene mit ihrer Musik beeinflusst. Ihre antifaschistischen Texte sind der AfD schon länger ein Dorn im Auge. 2016 versuchte die Partei, einen Auftritt von „Slime“ beim Hafengeburtstag in Hamburg verbieten zu lassen – und scheiterte.
Die Reaktionen auf das Interview – in dem es unter anderem um die Rolle der AfD im Bundestag ging – bewogen nun das ZDF dazu, auf Twitter Stellung zu beziehen: Man bedaure, dass der Aufdruck zu sehen gewesen war, heißt es dort. Die Kameraleute seien aber dazu angehalten, dunkle Sachen zur Arbeit zu tragen. Ein politisches Statement sei mit der Kleiderwahl nicht verbunden gewesen.
Erst im November war auch die ARD ins Visier der Rechten geraten, weil im Polizeiruf ein „FCK AFD“-Aufkleber im Büro einer Kommissarin zu sehen gewesen war. Der Sticker wurde daraufhin in der ARD-Mediathek digital entfernt, was einige Empörung hervorrief.
Die Jacke des Kameramanns ist in der ZDF-Mediathek bisher noch gut zu erkennen. Vielleicht bleibt das auch so. Immerhin hätte das ZDF 1994 noch ein komplettes „Slime“-Konzert gezeigt, erinnerte sich ein User auf Twitter.
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