: Nach 4 1/2 Jahren vor dem Aus
■ Flüchtlingsinitiative trägt finanzielle Folgen des Asylkompromisses
„Wenn das so weitergeht, kann die Flüchtlingsinitiative Ende Februar dicht machen.“ Michaela von Freyholt, Vorsitzende der Flüchtlingsinitiative Bremen, kämpft mit den Folgen des sogenannten Asylkompromisses, der seit eineinhalb Jahren in der Bundesrepublik in Kraft ist. „Wir müssen viel mehr finanzielle Notfälle betreuen, Geld vorstrecken oder zuschießen.“ Deshalb ist die Flüchtlingsinitiative nun selbst vom finanziellen Aus bedroht und bittet alle UnterstützerInnen um Spenden.
Nach dem neuen Asylbewerberleistungsgesetz müssen AsylbewerberInnen das erste Jahr in Deutschland in Sammelunterkünften verbringen; in Bremen auf dem Schiff. „Beispielsweise passiert es öfters, daß durch Fehler in der Bürokratie AsylbewerberInnen als abgemeldet gelten, weil sie nach einem Jahr privat untergekommen sind. Obwohl sie sich vorschriftsmäßig alle drei Tage zurückgemeldet haben.“, erzählt von Freyholt. Konsequenz: Die AsylbewerberInnen bekommen ihr monatliches Taschengeld von 80 Mark nicht. „Da schießen wir eben vor, bis das mit den Behörden wieder geklärt ist.“
Ein weitere Folge des neuen Gesetz: AsylbewerberInnen haben keinen Anspruch mehr auf Rechtshilfe. „Zu uns kommen dann häufig AsylbewerberInnen, die kurz vor der Abschiebung stehen und dringend einen Anwalt brauchen. Anwaltskosten werden gelegentlich auch von den Kirchen bezahlt. Aber wir vermitteln zuerst einmal und sichern dann mindestens die Zwischenfinanzierung.“, so von Freyholt.
Bisher konnte sich die Flüchtlingsinitiative Bremen mit Sitz in der Schildstraße über Spenden, Mitgliedsbeiträge und Behördenzuschüsse für andere Aktivitäten wie zum Beispiel Deutschkurse finanzieren. Doch diese Mittel reichen nicht mehr aus, um die durch die neue Gesetzgebung entstandenen Notfälle aufzufangen. Ein weiterer Notfall: Weihnachten. „Viele AsylbewerberInnen leiden unter dem eintönigen Essen auf dem Schiff. Wir wollen an den Festtagen wenigstens einmal ein Essen für die Menschen dort organisieren.“
dam
Flüchtlingsinitiative Bremen e.V., Spendenkonto 1167 3725, Sparkasse Bremen, BLZ: 290 501 01.
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