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KommentarNabelschau

■ Politik als Selbstbeschäftigung

Womit sich ein Bremer Politiker am liebsten beschäftigt, ist – ein Bremer Politiker. Die Wunschpolitik des kleinsten Bundeslandes ist ein dauerndes Kreisen um sich selbst. Zu dieser Überzeugung muß jedenfalls kommen, wer die jüngste Debatte um den Umzug des Vereins „Grüner Weidedamm“ auf das ungenutzte Friedhofsgelände in Burglesum von außen verfolgt.

Da haben der Senat und die Bürgerschaft 1993 und 1994 beschlossen, daß Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks für das alternative Wohnprojekt vom Weidedamm bis zum dortigen Baubeginn eine geeignete Ersatzfläche suchen soll. Das war nicht einfach, aber gerade noch rechtzeitig vor dem Anrücken der ersten Bagger liegt jetzt der Vertrag für den Umzug vor. Der müßte nur noch unterschrieben werden und die Bremer Politik hätte ausnahmsweise eines ihrer Projekte tatsächlich in der selbstgesetzten Frist vollendet.

Aber seit wann würde denn in Bremen Politik gemacht, damit etwas Vernünftiges einfach so passiert? Bremen wäre nicht Bremen, wenn sich nicht vorher noch einmal alles um den eigenen Nabel drehen würde. Also werden der Senat und womöglich sogar die Bürgerschaft jetzt auch 1995 noch einmal mit dem Umzug der 50 Ökos vom Weidedamm befaßt. Neue Argumente sind dabei natürlich nicht in Sicht. Wohl aber alte Rituale: Politik ist eben doch als Selbstbeschäftigung am schönsten. Dirk Asendorpf

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