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NS-Archiv: Akte von Schmidt weg

■ US-Stellen bedauern Informationspolitik / Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Galinski fordert neues Konzept für Berliner Document Center / Berliner Rechtsanwalt angeblich am Aktenhandel beteiligt

Berlin (dpa/ap/taz) – Bei einem „vertraulichen“ Zusammentreffen des US-Stadtkommandanten von Berlin, Generalmajor Mitchell mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinz Galinski, waren sich beide Seiten darin einig, daß es im politischen Interesse aller Beteiligten liege, die Vorgänge um die verschwundenen NS-Akten im Berliner Document Center (BDC) „zügig und restlos“ aufzuklären. Mitchell, so eine Erklärung der Jüdischen Gemeinde, habe sein tiefes Bedauern zum Ausdruck gebracht, daß eine solche Affäre überhaupt möglich wurde.

Galinski bedauerte in dem Gespräch erneut, daß wegen der verspäteten Informationspolitik der Eindruck entstanden sei, daß offizielle Stellen die skandalösen Vorgänge vertuschen wollten. Mitchel betonte demgegenüber, daß man an der Aufklärung aller damit verbundenen Rätsel interessiert sei. Galinski ergänzte auf Anfrage, daß die US-Vertreter sich damit einverstanden erklärten, nach Abschluß der Affäre „bald Gespräche über ein neues Konzept für das BDC“ zu führen. In Kreisen der Berliner US-Mission hieß es in diesem Zusammenhang, man erwarte entsprechende Signale vor allem von der Bundesregierung in Bonn.

Einzelheiten über die weiteren staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden gestern nicht bekannt. Wie es heißt, wird aber davon ausgegangen, daß das Verschwinden der Akten nicht von einer Einzelperson, sondern von einer „ganzen Clique“ zu verantworten sei. Wie Springers Morgenpost, die den Skandal exklusiv ins Rollen brachte, gestern berichtete, seien unter den verschwundenen Akten unter anderem Unterlagen über Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, Ex-Fernsehmoderator Werner Höfer und den Bergführer und Schauspieler Luis Trenker. Verschwunden sein soll der Prozeßbericht, den Oberleutnant a.D. Helmut Schmidt an jenen General schickte, „der ihn einst als Beobachter zu einem Prozeß des Volksgerichtshofes abkommandierte“. Schmidt erklärte dazu gestern, er könne sich nicht an einen schriftlichen, wohl aber an einen mündlichen Bericht erinnern. Berichte über prominente Schauspieler, Journalisten und solche, die den Klerus betreffen, sollen ebenfalls verschwunden sein. Die Zeitung berichtet darüberhinaus, daß der beschuldigte stellvertretende Direktor des BDC mit einer „Zentralfigur“, einem bisher ungenannten Berliner Rechtsanwalt, zusammengearbeitet habe, der den Verkauf der Dokumente auf nationaler und internationaler Ebene mit Hilfe eines Computers steuerte.

Der Präsident des Bundesarchivs in Koblenz, Hans Booms, verwies gestern darauf, daß seine Behörde bereits im Mai letzten Jahres die Kopie eines in London erschienenen Antiquariatskataloges erhalten habe, in dem eine ganze Liste von Originalen angeboten wurde. Schon seit 1982 habe es Hinweise über gestohlene Akten gegeben.

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