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NRW-CDU kritisiert Angela MerkelLieber Arbeit als „Öko-Überheblichkeit“

Die Wirtschaftspolitik von Kanzlerin Merkel sei zu ökologisch, kritisiert der Chef der NRW-CDU. Arbeitsplatzsicherung müsse Vorrang vor Umweltschutz haben.

Hat Angst, dass die Industrie abwandert: Armin Laschet. Bild: dpa

DÜSSELDORF dapd | Die nordrhein-westfälische CDU geht auf Konfrontationskurs zur Wirtschaftspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel: In einem Zeitungsinterview verlangt Parteichef Armin Laschet eine Neuausrichtung und fordert einen Vorrang für Arbeitsplatzsicherung. „Wir haben uns angewöhnt, alles, was mit Ökologie zu tun hat, ethisch zu überhöhen“, sagte er der Financial Times Deutschland. Die Union müsse einer „Öko-Überheblichkeit“ den Wert der Arbeit entgegensetzen. „In der Abwägung muss die Sicherung von Arbeitsplätzen vorgehen“, betonte er.

Mitten in den Planungen zur Energiewende schießt Laschet deutlich gegen den Kurs von Merkel. „Zum Ausstieg aus der Kernenergie hat man eine Ethikkommission berufen. Wir brauchen, bildlich gesprochen, eine Ethikkommission zum Erhalt von Industriearbeitsplätzen“, sagte der Landesvorsitzende. Die CDU müsse jetzt die Schaffung und Sicherung von Arbeit in Deutschland zur obersten Maxime machen. Wirtschaftsbereiche wie die Chemie- und Metallindustrie dürften nicht abwandern.

Seit Ende Juni führt Laschet den mitgliederstärksten CDU-Landesverband. Nach der heftigen Schlappe bei der Landtagswahl mit dem historisch schlechtesten Ergebnis für die CDU an Rhein und Ruhr muss er die Partei wieder auf die Beine bringen. Schon zu seinem Amtsantritt hatte der Ex-Integrationsminister angekündigt, die Positionen der NRW-CDU innerhalb der Bundespartei wieder stärker hervorzuheben.

In einem Schreiben an sämtliche Funktions- und Mandatsträger der NRW-CDU in den Kommunen sowie auf Landes-, Bundes- und Europaebene macht Laschet deutlich, dass er seine Partei als Verbündeten der Industrie positionieren will. „Wir wollen einen stärkeren Fokus auf unsere Wirtschaftskompetenz legen. Dies ist ein entscheidender Punkt für den Neubeginn“, heißt es in dem am Dienstag verschickten Brief. Vertreter der Wirtschaft, des Mittelstandes und der Arbeitnehmerschaft sollten die CDU wieder als ersten Ansprechpartner ihrer Interessen sehen.

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6 Kommentare

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  • S
    Slobo

    Was helfen Arbeitsplätze, wenn die Umwelt im Eimer ist? Als manche Menschen denken wirklich nur von zwölf bis Mittag (oder sie wollen wirtschaftsfreundlich wirken).

  • T
    Twilly

    -Jaaaa genau... Solarzellenhersteller geht in Insolvenz etc. etc. Da wird schön im Keim erschtickt!

     

    -An anderer Stelle geht es doch mit der Wirtschaft fröhlich aufwärts... greenwashing in saus und braus. Elektroautos dessen Bauteile (aus Rohstoffen mit endedatum) allein um die halbe bis ganze Welt reisen um dann als zero emmision vehicle gepriesen zu werden.

     

    -Atomkraftende in Deutschland - Durchstart dafür im Ausland und mit Kohle

     

    -Der WWF hilft auch fleißig beim ebnen der achso grünen Konzernwege

     

    Um nur ganz wenige Argumente hier niederzuschreiben bevor man platzt vor Schwachsinn...

    Jetzt soll sich mal keiner über das angeblich übertriebene Ökodenken in deutscher Wirtschaft aufregen... Echt das letzte!

  • PA
    Peter A. Weber

    Herr Laschet scheint wohl auf einem anderen Planeten zu leben, wenn er Frau Merkel und der Union eine Überhöhung der Ökologie vorwirft. Diesen Vorwurf haben sie als ökologische Blockade-Experten nun wirklich nicht verdient.

     

    Ist Herr Laschet nun naiv oder will er uns mit voller Absicht "einen Vorrang für Arbeitsplatzsicherheit" verkaufen will? Niemand - und auch ich nicht - will bestreiten, daß wir mehr Arbeitsplätze benötigen. Aber es ist wirklich dämlich, diese auf Kosten der Natur und zu Lasten der Lebensbedingungen der nächsten Generationen durchzuboxen. Was nützt ein Arbeitsplatz, wenn das Lebensumfeld nicht mehr lebenswert ist?

     

    Eine Industrie, die nach dem gängigen neoliberalen wirtschaftsradikalen Modell "Profit vor Mensch" funktioniert, wird ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot niemals schaffen können und wollen. Irgendwann werden auch Leute wie Laschet lernen müssen, daß nur durch eine Umkehrung des Wertesystems genügend auskömmliche und sinnvolle Arbeitsplätze entstehen! Freiwillig und durch billige Appelle tut sich aber nichts. Denn die Frösche legen ihren Sumpf ja auch nicht selbst trocken. Siehe Kritisches Netzwerk.de.

  • P
    Pharisäer

    "Rettet as Konsumklima" - Eine Initiative der NRW-CDU! Totschlagargument: "Erhalt der Arbeitsplätze".

     

    http://www.youtube.com/watch?v=t4XC_tRovHg

  • RB
    Rainer B.

    Umweltschutz und Arbeitsplatzsicherung sind in NRW wahrscheinlich auch nur bei der CDU Gegensätze.

    Norbert Röttgen wurde vom Wähler in NRW nicht zuletzt deswegen abgestraft, weil er die Solarförderung runtergefahren hat. Schon vergessen?Dadurch hat er quasi über Nacht tausende Arbeitsplätze fahrlässig aufs Spiel gesetzt.

     

    Wenn nun CDU-Laschet befürchtet, 'die Wirtschaft' könnte aus NRW abwandern, dann heißt das doch im Klartext:

    -- Zahlreiche Unternehmen planen bereits seit Längerem Standortverlagerungen, möchten das Land NRW aber vorher noch unter dem Hinweis auf Arbeitsplätze zu einem Abschiedsgeschenk erpressen, um dann etwas später am neuen Standort ein fettes Willkommensgeschenk zu erhalten und sich dort als unverzichtbarer Arbeitgeber in der Region zusammen mit den dortigen CDU-Hanseln feiern zu lassen.--

     

    Man sollte der verkommenen Drecksau mit Namen 'Wirtschaft' besser mal richtig in ihren fetten Arsch treten!!

  • D
    D.J.

    Das Problem in Deutschland ist, dass wir wieder von Pfaffen mitregiert werden. Das meine ich nicht im traditionell-christlichen Sinne (obwohl Bischöfe ja lustigerweise in der "Ethikkommission" über die Zukunft der Kernenergie mitentschieden haben). Die neuen Pfaffen sind die Öko-Ideologen voller religiöser Inbrunst mit ihrer Machtbasis (irrationale Angstmache, nichts hinterfragende Medien, pseudomoralische Kampagnen, Verunglimpfung des "Gegners", teils pseudowissenschaftliche Argumente etc. etc.).

    Was bei dieser Paffen(mit)herrschaft herauskommt, ist in den seltensten Fällen echter Umweltschutz, sondern oftmals sinnloser Aktionismus auf unwichtigen Nebenschauplätzen, zuweilen gar eher schadend als nützend (Stichwort Biokraftstoff z.B.).