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NPD-Funktionär schmeißt hinWer hat Angst vor der DVU

Der niedersächsische Landesvorsitzende Andreas Molau hat seine Parteiämter niedergelegt. Er stand für eine Öffnung der NPD hin zum national-konservativen Milieu.

Das waren noch Zeiten: Spitzenkandidat Molau bestreitet im September 2007 den Auftakt zum niedersächsischen Landtagswahlkampf. Bild: DPA

"Verarscht" fühlte sich Andreas Molau schon vor Wochen von einst engen Parteifreunden. Als neuen Bundesvorsitzenden der NPD hatten sie ihn vorgeschlagen, dann aber fallen gelassen. Am Freitag erklärte der niedersächsische NPD-Landesvize nun, er werde alle Parteiämter niederlegen. Der Landesverband hat so einen Vize weniger und der Braunschweiger Unterbezirk keinen Vorsitzenden mehr. "Einfaches Mitglied", sagt Molau, möchte er aber bleiben.

Einst galt er als neuer Hoffnungsträger für die NPD. Das sei ein Mann, der auf der Straße die Menschen erreichen könnte, schwärmte der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt. In dem Machtkampf um den Bundesvorsitz musste Molau, der in Groß Denkte lebt, allerdings einstecken. Voigts enger Mitstreiter Jürgen Rieger griff den ehemaligen Waldorfschullehrer an. Rieger, NPD-Bundesvize und Hamburger Parteichef, warf Molau vor, ein "Achteljude" zu sein. Jemand, der nicht einmal "Blockwart" hätte werden können, dürfe nicht erwarten, Parteivorsitzender zu werden. Radikalere Kräfte in der NPD wie Rieger stört, dass sich Molau mehr Distanz zur offen gewaltbereiten Kameradschaftsszene wünschte - und mehr Nähe zum national-konservativen Milieu.

Die Mitglieder im niedersächsischen Landesverband, die Molau zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gekürt hatten, dürften von seinem Rücktritt enttäuscht sein. Sie hatten Molau gegen Landeschef Ulrich Eigenfeld durchgesetzt, der selbst eine Kandidatur angestrebt hatte. Eigenfeld, der treu zu Voigt steht, möchte Molau aus der Partei ausschließen. Formaler Vorwurf: Doppelmitgliedschaft in der DVU. Der 40-jährige Molau ist dort längst nicht nur Bundespressesprecher, sondern auch Parteimitglied.

Molau hatte sich offiziell für ein Zusammengehen von NPD und DVU eingesetzt. In der NPD befürchtet aber nicht bloß Eigenfeld, dass Molau NPD-Mitglieder zur DVU ziehen will.

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