NPA-Sprecher Olivier Besancenot: Die populärste Figur der Linken

Ganz ohne linksradikalen Jargon hat sich Briefträger Olivier Besancenot in die Herzen vieler FranzösInnen geredet. Er verteilt dort die Post, wo Nicolas Sarkozy einst Bürgermeister war.

Olivier Besancenot möchte nicht mit Parteien zusammengehen, die mit der Sozialdemokratie gemeinsame Sache machen wollen. Bild: rtr

Olivier Besancenot hat 1.498.581 FranzösInnen von sich überzeugt. Sie stimmten bei den Präsidentschaftswahlen im April 2007 für den sympathischen Briefträger, der so alltagsnah redet, wie es französische PolitikerInnen selten tun. Dazu ganz ohne den linksradikalen Jargon, an den frühere TrotzkistInnen ihre Landsleute gewöhnt haben. Seither hat der heute 34-Jährige seine Position als populärste Figur der Linken weiter ausgebaut. In seiner Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA) träumen manche davon, dass der Vorsitzende "Olivier" bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 12 Prozent holen könnte.

Gleich nach jenen Wahlen, bei denen Besancenot zum zweiten Mal als Präsidentschaftskandidat antrat, kündigte er den Bruch mit der alten Bündnislogik seiner Partei an. Die "Einheitsfronten", bei denen die LCR sich mal mit der Kommunistischen Partei, mal mit der anderen großen trotzkistischen Organisation Frankreichs zusammentat, nannte er "konturschwache Bündnisse". Er wollte die eigene Organisation zur stärksten machen.

"Ich will keine wahltaktischen Coups", wiederholte Besancenot an diesem Wochenende vor der Gründungsversammlung der von ihm gewollten neuen Partei. Bei "sozialen Kämpfen", wie dem großen Streiktag vom 29. Januar, will er mit den anderen zusammengehen. Doch während andere links der Sozialdemokratie kalkulieren, dass die Linke gemeinsam mehr als 14,5 Prozent bei den Europawahlen im Juni bekommen könnte, zieht Besancenot bei Wahlen Alleingänge vor. Seine Devise ist: Keine Zusammenarbeit mit Parteien, die mit den Sozialdemokraten zusammenarbeiten.

Seinen politische Höhenflug begann Besancenot am selben Ort wie der Staatspräsident. In dem westlich von Paris gelegenen Neuilly-sur-Seine, wo Nicolas Sarkozy lange Bürgermeister war, verteilt Besancenot weiterhin Briefe. Seine Politisierung freilich begann lange vor der Post: Er ist seit zwei Jahrzehnten ein "Militanter". Besancenot steht für den Generationen- und Stimmungswechsel in der radikalen französischen Linken. Bei Meetings spielt er neben der Internationale auch Rap. Und anders als sein Amtsvorgänger Alain Krivine, in dessen Europaparlamentsbüro er als Assistent diente und "entdeckt" wurde, ist Besancenot nicht bereit, sein Privatleben der Politik zu opfern.

Außerhalb der NPA hat Besancenot mächtige GegnerInnen, darunter den Elektropistolenhersteller "Taser", der den Trotzkisten inklusive seiner Familie ausschnüffeln ließ. Und die große sozialdemokratische PS. Die fühlt sich durch den Erfolg seiner radikalen Kapitalismuskritik politisch in die Enge getrieben.

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