: NH: Gekauft, verkauft
■ Der Besitzer der bayrischen Neuen Heimat, Doblinger, beginnt bereits mit dem Weiterverkauf - Angst bei den Sozialmietern
Die Befürchtungen bayerischer Mieter bestätigen sich: Die Doblinger-Gruppe, die Anfang dieses Monats 33.000 gewerkschaftseigene Neue-Heimat-Wohnungen für 960 Millionen DM erwarb (die taz berichtete), will jetzt die ersten 1.700 Wohnungen als Eigentumswohnungen verkaufen. „Damit war zu rechnen, denn Doblinger hat wegen der hohen Kreditzinsen eine Deckungslücke von 650 Millionen“, sagte ein Sprecher des Münchner Mietervereins zur taz. Der Mieterverein rechnet mit weitereren Verkäufen. Münchens Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) warf Doblinger Wortbruch vor, denn der habe entgegen ursprünglichen Zusagen sofort nach dem Neue -Heimat-Deal mit dem Verkauf von Wohnungen begonnen. Dieser Deal war ohnehin heftig umstritten gewesen: Kronawitter, aber auch die Bürgermeister von Nürnberg und Augsburg hatten verlangt, daß das Land Bayern die Wohnungen kauft, um genau solche Spekulationsgeschäfte zu verhindern. Das Land wurde jedoch von Doblinger weit überboten.
Die 1.700 Wohnungen, darunter 350 in München, werden zwar zuerst stets den derzeitigen Mietern angeboten, ob die jedoch die Preise zahlen können - ein Quadratmeter Eigentumswohnung kostet in München bis zu 3.500 DM, je nach Zustand - ist fraglich. Schließlich wohnen dort Sozialmieter. Es gibt in der Doblinger-Gruppe „Überlegungen“, diese Wohnungen dann auf dem freien Markt zu verkaufen. Und danach droht den Mietern die Eigenbedarfskündigung. Zwar verhandeln Mietervertreter derzeit mit Doblinger, um spätere Eigenbedarfskündigungen auszuschließen - bislang aber ohne Erfolg.
Doblinger-Sprecher Czech erklärte, der Verkauf dieser 1.700 Wohnungen sei bereits von der Neuen Heimat geplant gewesen. Das sei nichts anderes als die „Fortsetzung deren langjährige Geschäftspolitik“. Wie Doblinger mit weiterern Wohnungen verfährt, befindet sich „noch im Prüfungsstadium“, sagte Czech. Ein Sprecher der Neuen Heimat erklärte hingegen, Doblinger habe der Neuen Heimat zugesagt, nicht noch mehr Wohnungen zu verkaufen.
Dies dürfte jedoch kaum vom guten Willen Doblingers abhängen. Für die Unternehmensgruppe ist es geschäftlich nur sinnvoll, Wohnungen zu verkaufen, die aus der Sozialbindung gefallen sind. Und das wird in den nächsten Jahren bei sämtlichen Wohnungen stattfinden.
esch
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