NBA-Nachwuchshoffnung Mayo: Die Reifeprüfung

Ovinton J'Anthony Mayo will einer der ganz Großen werden in der NBA. Doch er muss erst seine Kritiker überzeugen und seine Mannschaft, die Memphis Grizzlies, aus dem Tief führen.

Mehr als ein arroganter Schnösel, der nach ganz oben will? O.J. Mayo. Bild: ap

Er heißt Ovinton J'Anthony Mayo, und er soll die Memphis Grizzlies zu einem Spitzenteam in der NBA machen. Er soll das vollbringen, was LeBron James bei den Cleveland Cavaliers vorgemacht hat. Noch ist O. J. Mayo der breiten Masse kein Begriff, dabei verlief sein Debüt in der Profiliga recht spektakulär. Vor etwas mehr als zwei Monaten hatte der 21-Jährige seinen Einstand für die Grizzlies. Seitdem punktete der Guard besser als jeder andere seines Rookie-Jahrgangs und ist einer der heißesten Kandidaten auf den Titel "Rookie of the Year", der dem besten Neuling der Saison verliehen wird.

"Ich war verdammt nervös und konnte es gar nicht abwarten, endlich zu spielen", sagt O. J. Mayo der taz im Telefoninterview. Betont bescheiden blickt er auf seine ersten Saisonerfolge: "Ehrlich gesagt achte ich gar nicht so sehr auf meine persönlichen Statistiken. Wichtiger ist doch, dass wir als Team erfolgreicher sind." Die Grizzlies haben in den vergangenen Spielzeiten stets die Playoffs verpasst und machen auch in diesem Jahr nicht den Eindruck, als würde sich das groß ändern. An Mayos bisherigen Leistungen lag das aber nicht.

Seine Basketballkarriere verlief mustergültig. Als Schüler an der North College Hill High School in Cincinnati bestimmte er das Geschehen auf dem Parkett wie vor ihm nur ein einziger anderer Spieler aus dem US-Bundesstaat Ohio - LeBron James.

Ein Schnitt von knapp 29 Zählern pro Partie und die spektakuläre Spielweise führten mitunter dazu, dass die Uni-Mannschaft wegen ihres Jungstars in größere Hallen ziehen musste. "Ich habe in der Situation noch härter an mir gearbeitet, habe auch in den spielfreien Monaten immer versucht, mich zu verbessern, um den hohen Erwartungen gerecht zu werden", sagt Mayo über den Hype um seine Person.

Für sein letztes High-School-Jahr wechselte er 2006 an die Huntington High School in seinem Heimatstaat West Virginia, wurde dort zum Spieler des Jahres gewählt. Doch zu diesem Zeitpunkt wurde Mayo zum Ziel harter Kritik. Nach einigen äußerst selbstbewussten Titelbildern auf Basketballmagazinen hatte er den Ruf eines arroganten, geldgierigen Schnösels weg. Als er in seinem letzten High-School-Spiel auch noch mit der Schlusssirene den Ball ins Publikum warf, waren sie wieder da, die Kritiker, die ihn als unreif bezeichneten. Mayo selbst hat sich mittlerweile damit arrangiert: "Ich habe das mit dem Ball damals gemacht, weil es unser letztes Heimspiel der Saison war, und ich wollte mich einfach bei den Fans dafür bedanken, dass sie uns die ganze Zeit lang angefeuert haben."

Im Januar 2007 wurde Mayo in Polizeibegleitung aus der Halle geführt, nachdem er sich beim Schiedsrichter über seinen Platzverweis beschweren wollte. Der Referee nutzte in einem Anflug von Schauspielkunst die Gunst der Stunde und gab nach dem ersten Hauch einer Berührung - später wurde die schlechte Show per Videobeweis entlarvt - den sterbenden Schwan.

Als Mayo dann an die University of Southern California ging, sah sich sein dortiger Coach Tim Floyd genötigt, in einem TV-Interview vehement für seinen Schützling einzutreten: "Als O. J. unser Büro verließ, wussten wir: ,Das ist der beeindruckendste, erwachsenste junge Mann, den wir jemals getroffen haben.'" Es widersprach dem Bild, das vom ihm gezeichnet wurde. Mayo: Es ärgert ihn, dass "Menschen, die dich nicht persönlich kennen, sich ihre Meinung über die Berichterstattung in den Medien bilden". Doch damit muss er leben als Profi.

Damals jedoch, zum Ende von Mayos Collegezeit, interessierten sich die großen US-Sportmedien mehr für illegale Zahlungen und Geschenke, die der Guard angeblich als "Entscheidungshilfe" in Sachen Spieleragenten erhalten haben soll. Dass Mayo sich fast umgehend vom fraglichen Agenten Bill Duffy trennte, wurde kaum zur Kenntnis genommen. Der ehemalige Wirtschaftsstudent hat einen nüchternen Blick aufs Geschäft: "Solange du erfolgreich bist und auf dem Spielfeld gute Leistungen ablieferst, kommen die ganzen Verträge und das ganze Geld wie von selbst. Als Star will jeder, dass du gerade bei ihm unter Vertrag bist, und damit kommt dann auch das enorme Interesse an deiner Person."

In Sommer 2008 meldete sich Mayo zum NBA-Draft an, bei dem sich die NBA-Teams jedes Jahr die größten Talente sichern. Die Tatsache, dass die schlechtesten Teams der Liga zuerst wählen dürfen und somit an die Besseren herankommen, brachte ihn nach Memphis. Die sind ein Team mit einigen Talenten im Kader. "Wir sind eine sehr junge Mannschaft, ich denke, wir können in zwei oder drei Jahren in der NBA ein gutes Wörtchen mitreden." Es ist ein weiter Weg, bis es Mayo in den Rang eines LeBron James geschafft hat.

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