■ NACHGEFRAGT: "Gewerkschaft muß sich ändern"
Silke Striezel (42), Bürgerschaftsabgeordnete der CDU, wurde am Samstag zur Vorsitzenden der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Bremen gewählt. Sie erhielt 33 Stimmen, 32 HBVler stimmten gegen sie. Striezel ist Verkäuferin und freigestellte Gesamtbetriebsratvorsitzende bei Dyckhoff.
taz: Frau Striezel, was ist Ihr Programm?
Meine Hauptaufgabe wird darin liegen, die Gräben, die aufgerissen worden sind, wieder zuzuschütten. Das wird eine mühsame Arbeit, was Sie auch an der spürbaren Spaltung der Gewerkschaft, wie sie sich in meinem Wahlergebnis ausdrückt, ablesen können.
Im letzten Jahr gab es heftige Auseinadersetzungen zwischen der HBV und der DAG. Werden Sie von sich aus auf die DAG zugehen und die nächsten Tarifverhandlungen gemeinsam vorbereiten?
Das kann ich nicht, weil diese Aufgaben die Tarifkommission übernimmt. Die Tarifkommission Einzelhandel hat ja diese Probleme mit der DAG, und ich gehöre dieser Kommission an. Wir haben beraten, haben ein Zwischenergebnis und eine kleine Kommission zusammengestellt, die in Gesprächen mit der DAG abklären soll, wie ein weiteres, gemeinsames Vorgehen möglich ist.
Im Bundesgebiet konnte die HBV Mitgliederzuwachs verzeichnen, in Bremen ist die Zahl rückläufig. Was wollen Sie dagegen tun?
Dieser Mitgliederrückgang hat ganz wesentlich mit den Spannungen innerhalb der HBV zu tun. Die Leute müssen wieder merken, daß wir nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.
Im letzten Jahr wurde in Bremen über ein Gewerkschaftsmanagement gestritten, um den Apparat strukturell an den Tarifgegner, die Unternehmen, anzupassen. Was halten Sie davon?
Wir haben vor einiger Zeit eine Strategie-Diskussion innerhalb der Gewerkschaft begonnen. Es ist wichtig, das wir in diesem Punkt ausreichend Zeit haben. Ich bin der Meinung: Wenn sich die Gesellschaft ändert, muß das auch die Gewerkschaft.
Also ein „Ja“ zum Gewerkschaftsmanager?
Ich denke, wir müssen professioneller werden, Aufgaben anders verteilen, weil wir feststellen, daß das, was an Anforderungen, die von Betriebsräten gestellt werden, von den Gewerkschaftssekretären nicht mehr geleistet werden kann.
Sie sind in der CDU und damit in einer Partei, die traditionsgemäß vor Tarifabschlüssen immer zur Mäßigung auffordert. Wie bringen Sie ihre Mitgliedschaft mit ihrer Gewerkschaftsposition unter einen Hut?
Die Tarifautonomie ist auch von meiner Partei nie in Frage gestellt worden. Soweit ich das weiß, sind die gesetzlichen Grundlagen ja auch mit der CDU geschaffen worden. Wir haben hier keine Konflikte.
Fragen: Markus Daschner
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