Mythos Gymnasium: Deutschlands schlechteste Schule
Eine Studie vergleicht, was Grundschulen und Gymnasien ihren Schülern beibringen: Gymnasien bekommen das meiste Geld, die teuersten Lehrer, die besten Schüler - aber machen nichts draus.
Jürgen Baumert ist ein Meister der Untertreibung. Er hat noch nie viel Aufhebens darum gemacht, dass er einer der bedeutendsten Wissenschaftler der letzten zehn Jahre ist. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat den Deutschen die bittere Pille der Pisa-Ergebnisse verabreicht. Er warnte stets vor voreiligen Schlüssen. Er gab den Kultusministern viel Zeit, sich in den Korrelationen und verdeckten Zusammenhängen von Pisa zurechtzufinden. Zugleich erfand Baumert aber Begriffe, die Maßstäbe setzten.
Und nun das. Baumert fällt ein Urteil - unverschlüsselt.
Der Pisaforscher schreibt in seiner neuesten Studie: "Generell ist fraglich, ob die Gymnasien die Förderung der Lesekompetenz als akademische Aufgabe aller Fächer bislang überhaupt entdeckt haben." So klare Sätze sind in Baumerts Wortschatz ohnehin schwer zu finden. Dass er ein Verdikt über eine ganze Schulform formuliert, ist eine kleine Sensation. Der wichtigste deutsche Pisaforscher spricht damit ein Urteil über jene Schulform, die seit Pisa fast völlig aus der Debatte herausgehalten worden war, ja die vom Pisaschock profitiert hat: das Gymnasium.
Die Lieblingslernanstalt der Deutschen schien die beste Fluchtburg vor all den Risikoschülern und funktionalen Analphabeten. Dort lernen die Kinder noch was!, dachten viele. Nun kommt heraus: Die Gymnasien könnens nicht. Sie bekommen das meiste Geld, die teuersten Lehrer, die besten Schüler - und machen nichts draus.
Baumert hat in der Studie, die der taz vorliegt und die in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaften erscheint, die Leistung von Grundschulen und Gymnasien verglichen. Das Datenmaterial hat ihm freundlicherweise sein Kollege Rainer Lehmann überlassen. Es ist das beste Abbild sozialer Wirklichkeit, das man für den Vergleich von Primarschule und Penne bekommen kann - Zahlen über die Leistungsentwicklung von Fünft- und Sechstklässlern in Berlin.
Dort ist, wie in keinem anderen Bundesland, nach der vierten Klasse beides möglich: normale Grundschule - oder der Wechsel aufs grundständige Gymnasium ab der fünften Klasse. Sieben Prozent der Berliner bugsieren ihre Kinder vorzeitig aufs Gymnasium. Denn sie hoffen, dass ihre Eleven dort mehr und schneller lernen als ihre Altersgenossen in der Grundschule - eine trügerische Hoffnung.
"In keinem Leistungsbereich sind Förderwirkungen des grundständigen Gymnasiums nachweisbar", schreibt Baumert. "Dies gilt sowohl für den ein- wie den zweijährigen Besuch dieser Einrichtungen." Baumert hat mit zwei statistischen Verfahren die gleichen Ergebnisse erzielen können. Kein Wunder. Ihm lagen die Daten von über 1.700 Probanden aus dem Gymnasium und 3.167 aus der Grundschule vor. Der Max-Planck-Forscher und Mitautoren wie Marko Neumann haben besonders auf die leistungsstarken Schüler in Grundschule und Gymnasium geschaut. Sie wollten wissen: Was macht das Gymnasium aus den Spitzenschülern, die es in Berlin bekommt? Sie waren verblüfft: Denn das Gymnasium bringt wenig zustande. In Mathematik liegen die Elitekinder aus dem Gymnasium nach zwei Jahren eine Nasenspitze vor gleich begabten Grundschülern. Beim Lesen sieht es mau aus. "Der Befund zur differenziellen Förderung der grundständigen Gymnasien mag überraschen", schreiben die Forscher. "Im Vergleich zur Grundschule ist kein differenzieller Fördereffekt des zweijährigen Besuchs eines grundständigen Gymnasiums auf die Lesekompetenz nachweisbar."
Das ist eine Peinlichkeit fürs Gymnasium - auch wenn Baumert es, jetzt wieder ganz Gentleman, freundlicher ausdrückt. "Aus dem Zusammenspiel von Schule und Elternhaus beim Frühübergang [aufs Gymnasium nach der Vierten, Red.] resultiert eine kognitiv, leistungsmäßig, motivational und hinsichtlich häuslicher Ressourcen hoch ausgelesene Schülerschaft", schreibt er. "Sie stellt für die Lehrkräfte eine intellektuelle Herausforderung dar - aber auch ein Erfolgsversprechen für den Unterricht." Genau dieses Erfolgsversprechen können die Studienräte jedoch nicht halten. Es geht ihnen wie Jürgen Klinsmann, der bei den Bayern das beste Spielermaterial zur Verfügung bekam - aber den Platz zu selten als Sieger verließ.
Bei Baumert hört sich das so an. "Die Befunde sprechen eher für einen Entwicklungsprozess der Lesekompetenz, der von den Vorleistungen der Schüler und des Elternhauses lebt und von dem die grundständigen Gymnasien profitieren, ohne ihn selbst aktiv zu fördern." Auf Deutsch: Der Leistungsvorsprung, den die Gymnasiasten vor den Grundschülern haben, hat nichts mit der guten Arbeit der Lehrer oder der Penne zu tun - er stammt allein von der Leistungsfähigkeit der Schüler. Baumert nennt das Ergebnis für die Berliner Gymnasien einen Grund zur Nachdenklichkeit. Und "ein Kompliment für die Grundschule".
Die Ergebnisse von Baumerts Analyse sind nicht nur ein Problem für die Gymnasien. Sie sind auch ein Lehrstück. Denn die Daten über Berlins fünfte und sechste Klassen waren in der sogenannten Elementstudie (Kasten) schon einmal ausgewertet worden. Das war vergangenes Jahr, und der Forscher Rainer Lehmann hatte dabei behauptet, Berlins Grundschulen seien schlecht. "Bei gleicher Ausgangslage lernen Schüler an Gymnasien weitaus mehr als an Grundschulen", behauptete er kess.
Lehmann garnierte seine Interpretation zugleich mit harten Schlägen gegen den Auftraggeber der Studie. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung halte seine Studie zurück, weil sie mit den Ergebnissen nicht glücklich sei. Berlin gehe mit "der sechsjährigen Grundschule einen Sonderweg" mit dieser Annahme, so Lehmann: "Leistungsstarke Schüler werden durch die Klassen fünf und sechs in ihrer Entwicklung nicht gebremst." Eine Aussage, posaunte der Forscher, die nicht haltbar sei.
Mit solchen Sätzen avancierte Lehmann zum Helden. Die Zeit räumte ihm eine ganze Seite Platz frei, damit er seine Sicht der sechsjährigen Grundschule verbreiten konnte. Nicht ganz zufällig erschien das Gespräch just an dem Tag, da Hamburgs grüne Bildungssenatorin Christa Goetsch den Umbau der Grundschule verkündete - die Verlängerung auf sechs Jahre.
Eine Woche später wurde die Elementstudie öffentlich - und mit ihr erste Zweifel an Lehmann. Die Grundschüler lagen im Leistungszuwachs - anders als von Lehmann suggeriert - knapp vor den Gymnasiasten. "Hat der Autor der Studie seine Daten falsch interpretiert?", fragte die Zeit nervös, Berlins Bildungssenator bat Jürgen Baumert, die Daten nachzurechnen.
Aber da war der Zug bereits abgefahren. Lehmann hatte längst Starqualitäten unter Hamburger bildungsbeflissenen Eltern. Wie auf einer Roadshow reiste der Forscher im Wochentakt nach Hamburg. Das Bürgertum johlte in Blankenese über Lehmann wie die Fans auf St. Pauli. Und brüllte die Bildungssenatorin nieder - obwohl an Lehmanns Thesen, wie nun bewiesen ist, wenig richtig war.
Das juckt die Gymnasial-Fans kein bisschen. Auf der Homepage der Initiative "Wir wollen lernen" findet sich noch heute viel Lehmann und kein Wort über Baumert. Kein Wunder, "Wir wollen lernen" organisiert einen Volksentscheid - gegen die sechsjährige Primarschule in Hamburg. Und der Verband der Berliner Oberstudiendirektoren glaubt Baumert schlicht und einfach nicht. "Erfahrungen aus der Praxis" gelten dort mehr als die wissenschaftliche Analyse eines Max-Planck-Direktors. "Kinder sind nach der sechsten Klasse am Gymnasium wesentlich weiter als nach einer sechsjährigen Grundschulzeit", hat Verbandschef Ralf Treptow beobachtet.
Immerhin, Deutschlands oberster Gymnasiallehrer Heinz-Peter Meidinger ahnt, dass nun erstmals seit Pisa das Gymnasium in Erklärungsnot kommen könnte. Der Philologenboss ärgerte sich noch am 1. Mai, es sei unfair, dem Gymnasium Vorwürfe zu machen. "An den empirischen Kerndaten der Elementstudie, wonach die Schüler der grundständigen Gymnasien in Berlin am Ende der 6. Klasse einen Leistungsvorsprung von bis zu zwei Lernjahren haben (…), ändert sich gar nichts", schrieb Meidinger.
Das passt recht gut ins Gymnasialbild, das Jürgen Baumert zeichnet: Die Studienräte lesen wohl, allein ihnen fehlt das Verständnis. Oder anders: Ja, Herr Meidinger, die klugen Kinder haben einen Vorsprung von zwei Lernjahren - aber den haben sie nicht etwa, weil sie Schüler eines Gymnasiums sind, sondern weil sie schlaue Eltern haben. Sie liegen nicht wegen, sondern trotz des Gymnasiums vorne.
Leser*innenkommentare
Kaspar Hauser
Gast
Sehr geehrter Herr Füller,
wird Zeit, dass sich Journalisten und Ideologen mit Wissenschaft befassen; es ist absolut hanebüchen, was Sie mutmaßen. Baumert ist ein weltweit anerkannter Forscher und er äußert sich im Jahr 2011 folgendermaßen:
"In den Jahren 2000 bis 2009 sei der Gymnasialbesuch von 31 auf 36 Prozent gestiegen. Die mittleren Gymnasialleistungen hätten sich aber nicht im geringsten verschlechtert, die Förderleistungen des Gymnasiums gerade im schwächeren Segment der neu hinzugekommenen Schulbevölkerung seien eine eminente institutionelle Leistung. (!) Allen Gerüchten zum Trotz nehme das Gymnasium seine Förderaufgabe sehr ernst (!), nur im wirklichen „Elitebereich“, bei den zehn Prozent Leistungsstärksten, könnte es besser werden. Für diese Gruppe gelte es noch anspruchsvolleren Unterricht zu machen, „und das wird nicht nur den leistungsfähigsten Schülern helfen, sondern das Niveau insgesamt noch heben“. Der Unterricht am Gymnasium sei deutlich besser als an allen anderen Schulformen (!) ..." (FAZ 13.10.2011)
"der vorsprung des gymis ergab sich nach einer logischen sekunde - über nacht, als die besseren schüler aufs gymi und schlechteren auf die grundschule [nicht eher Realschule oder Gesamtschule?] verteilt wurden."
Das ist natürlich dummes Zeug und wirklich nur eine "Meinung". Pisa 2009 stellt nämlich "statistisch" fest:
"Der prozentuale Anteil der Jugendlichen, die der [höchsten Kompetenzstufe im Fach Mathematik] zuzuordnen sind, ist im Bildungsgang Gymnasium am höchsten. ... Sehr hohe
mathematische Kompetenz ... ist in den anderen Bildungsgängen gar nicht
oder nur bei sehr geringen Anteilen der Schülerschaft zu beobachten (Integrierte Gesamtschule: 0.2 Prozent[!])"
Und das obwohl
1. Die Gesamtschule eine festgelegte Quote an gymnasialempfohlenen Kindern besitzt. (Die Behauptung, alle "guten" Schüler gingen zum Gymnasiums ist demnach falsch)und
2. die Gesamtschule vier oder fünf Jahre Zeit hatte, die Kinder entsprechend zu fördern, dass sie eben diese Kompetenzstufe auch erreichen.
3. Die Realschule nimmt einen wesentlich geringeren Anteil gymnasialempfohlene Kinder auf, liegt aber in allen Bereichen (Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften zum Teil deutlich vor der Gesamtschule: Zum Teil spricht der PISA-Bericht von einem "signifikanten Vorsprung".)
Dies sollte man übrigens auch verstehen - wenn man will. (seufz)
Zuletzt, was den "selbstgesteuerten" und "offenen" Unterricht anbetrifft, so kommt eine sehr ernstzunehmende wissenschaftliche Studie (Hattie-Studie) zu einem vernichtenden Urteil.
Das könnte man ja auch einmal zur Kenntnis - wenn man will.
Christian Füller
Gast
spät, aber muss sein. mehrere kommentatorien werfen mir vor, ich zitierte nicht die studie bzw. gäbe keinen link an. sorry, das war ein exklusivpapier vorab, das kann man naturgemäß nicht verlinken.
ich habe angegeben, wo das papier in bälde zu finden sein wird.
ps. wird zeit, dass sich lehrer mal mit wissenschaft befassen; es ist absolut hanebüchen, was hier an kommentaren geäußert wird. baumert ist ein weltweit anerkannter forscher, er hat die re-analyse der daten von lehmann vorgenommen, weil der damit liderlich umgegangen ist. wesentlicher punkt: der vorsprung der gymnasiasten, der dem famosen gymi zugerechnet wird, hat mit dessen lehrleistung NULLKOMMANULL zu tun. der vorsprung des gymis ergab sich nach einer logischen sekunde - über nacht, als die besseren schüler aufs gymi und schlechteren auf die grundschule verteilt wurden.
das ist nicht MEINE MEINUNG. es ist statistisch und logisch hergeleitet. und man kann es übrigens auch verstehen - wenn man will. #zirkelschluss seufz
Jost Pöttner
Gast
Ich habe mir den Artikel hier durchgelesen, weil er bei den Scienceblogs bei 3vor10 empfohlen wurde - normalerweise liegen die da ganz gut, doch diesmal bin ich wirklich enttäuscht. Insgesamt wirkt der ganze Artikel so, als ob der Autor seine ganz persönliche Meinung damit unterstützen möchte. Wieso fehlt hier ein Link zur Studie, der ja nun in den Kommentaren von einem Leser nachgereicht wurde? Und wo findet sich die Erklärung, wie die Daten erhoben und ausgewertet worden sind, denn das ist schließlich entscheidend, um einer solchen Studie Vertrauen schenken zu können.
Schließlich findet sich auch hier - und immer dort, wo es um die Propaganda einer Sache geht - der typische Journalistentrick, der aus einer Wahrscheinlichkeit - einem Quasi-Konjunktiv - "Die Befunde sprechen eher für einen Entwicklungsprozess der Lesekompetenz" ein Das-ist-so "Der Leistungsvorsprung, den die Gymnasiasten vor den Grundschülern haben, hat nichts mit der guten Arbeit der Lehrer oder der Penne zu tun" macht. Wirklich enttäuschend
Jost Pöttner
Winfried Rangnick
Gast
Die Ergebisse, die Prof. Baumert vorgelegt hat, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig: Prof. Lehmann war wenige Tage nach seiner Veröffentlichung in Fachkreisen auf deutliche Skepsis gestoßen, weil seine Zahlen einfach nicht das hergaben, was er laut und spektakulär verkündet hatte. Die - sehr emotional und entrüstet - sprechenden Kritiker der Primarschule in Hamburg haben die Presseverlautbarungen von Lehmann natürlich sehr gern aufgegriffen, verstärkt und absolut gesetzt. Schon die nachfolgende Debatte haben sie offenbar kaum registriert und wenn Baumert jetzt Lehmanns Fehlinterpretation aufgreift, dann ist zu fürchten, dass gerade diese wieder nicht werden zuhören wollen - wie ja auch in den Kommentaren auf dieser Seite z.T. recht rüde deutlich wird -
etwa wenn Herr "Wasserfall" oder Herr "Unbequemer" in der Zustimmung zu den Befunden schon gleich Angriffe wittern, als solle die Existenz 'unterschiedlicher Begabungen' und Intelligenz von Menschen bezweifelt werden. Liebe Herren W. und U. das geht nun wirklich am Kern des Streits vorbei! Das bestreitet niemand. Aber dass man aus der Tatsache unterschiedlicher Begabungen und Leistungsfähigkeiten seit mehr als einem Jahrhundert unverändert 3-5 Schulformen abgeleitet hat, in die man die Kindern - manchmal halbwegs treffend, aber manchmal auch ganz falsch - einsortiert, das gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Warum?
Weil es niemandem nützt, weder den 'Schwachen' noch den 'Starken' und nicht einmal den 'Mittleren'. In Deutschland wird insgesamt seit Langem viel zuwenig erfolgreich gelernt, in Deutschland werden Bildungspotentiale von Kindern und Jugendlichen massenhaft beiseite geschoben und abserviert statt diese Kinder zu fördern und in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das ist der Skandal, den man nicht mit dem ewigen "Weiter so" auflösen kann. Es kommt im Gegenteil darauf an, sich von der Illusion der homogenen Lerngruppe zu verabschieden und Unterricht vom Kopf auf die Beine zu stellen. Unterricht - als Nachvollzug dessen was eine/r überwiegend von vorne für alle zur gleichen Zeit vorführt und dann "gemeinsames Ergebnis" zum Pauken aufgibt, gehört ebenso auf den Müllhaufen der Geschichte.
Die Schulen werden sich in den nächsten 10 und 20 Jahren diesbezüglich umwälzen, sie werden immer besser dahin kommen, Schüler mit unterschiedlichstem Leistungsvermögen nebeneinander und miteinander in der heterogenen Gruppe besser zu fördern als in den vergangenen 50 Jahren in der Bundsesrepublik in den vorsortierten Gruppen. Dass das überhaupt geht, macht uns fast die ganze restliche Welt vor, dass das sehr erfolgreich geht, machen uns nicht nur Länder wie Finnland, sondern z.B. auch Kanada vor. Warum? Weil in diesen Ländern die Kraft des längeren gemeinsamen Lernens längst auf sehr praktische Weise entdeckt und weiterentwickelt wurde. Es kommt wohlgemerkt natürlich nicht einfach darauf, alle Schüler schlicht in eine Schule zu stopfen und zu meinen, da werde schon Gutes herauskommen, nein, schließlich sind die Bildungssysteme weltweit auch keineswegs gleich erfolgreich, es kommt darauf an, handlungsorientierte Konzepte umzusetzen, bei denen der Lernprozess des Individuums im Mittelpunkt steht, das sind Konzepte, die es übrigens längst gibt, und schließlich wissen wir von erfolgreichen Lerprozessen auch längst viel mehr als noch vor 20 Jahren. Alle Skeptiker sollten sich übrigens mal die Frage stellen, warum die Schule derart an ihnen vorbeigerauscht ist, dass sie wie fast alle anderen kaum etwas 'behalten' haben und sich bestenfalls noch an die tolle Klassenreise und den Abistreich erinnern.
Es gibt gute Möglichkeiten, die verschiedensten Kräfte, die in der heterogenen Gruppe stecken, wirksam werden zu lassen - für sich lernen und agieren, miteinander agieren und lernen, verschiedene (!) Ergebnisse präsentieren, neue Lernpläne entwickeln, die auf den Entwicklungsstand des Individudums zugeschnitten sind. Das übrigens machen viele Grundschulen heute schon höchst erfolgreich und Baumerts Ergebnisse sind ja auch gar keine große Überraschung, weil schließlich in allen Studien der jüngeren Vergangenheit sich gezeigt hat, dass die Lernfortschritte der meisten Grundschüler weit über denen in allen weiterführenden Schulen liegen, das gilt für die Haupt- und Realschulen wie für die Gesamtschulen wie für die Gymnasien! Und falls nun wieder einige einen großen Schrecken kriegen und einen Angriff auf das Gymnasium wittern: Ich bin Schulleiter eines Gymnasiums und überzeugt, dass das längere gemeinsame Lernen ein Schlüssel zum Erfolg sein wird - nicht der einzige, aber einer, von dem aus gestartet werden kann!
Und übrigens: Das längere gemeinsame Lernen ist ganz 'nebenbei' auch ein durchaus bedeutungsvolles gesellschaftspolitisches Projekt, von dem unser demokratisches Gemeinwesen immens profitieren kann.
Herzliche Grüße
Winfried Rangnick
nd es wird Sie vielleicht überraschen, das sage ich als SChilleiert eines Gymnaoismund sich Sorgen machen über die jemand bestreiten
Markus Wasserfall
Gast
Schade, dass der zuständige TAZ Redakteur, ein Mitglied der freien Presse, meinen Kommentar zensiert hat - das zeigt, dass es der Zeitung an Format fehlt. Wenn Sie keine Kritik an den eigenen Reihen verkraften können, wie wollen Sie dann objektiven Journalismus betreiben? Und wie verfahren Sie mit Gegendarstellungen - erscheint da auch nur der Teil, den die jeweilige Lobby durchwinkt? Ein enttäuschter Leser.
***Anmerkung der Redaktion:
Wir behalten uns vor, beleidigende, rassistische und sonstige, einer fundierten Diskussion nicht zuträgliche, Kommentare zu löschen. Sollten Sie der Meinung sein, ihr Kommentar fällt nicht in diese Kategorien, ist uns vielleicht ein Fehler unterlaufen. Dann posten sie ihn doch bitte noch einmal, mit Verweis auf diesen Text.
Markus Wasserfall
Gast
Es gibt nun einmal unterschiedliche Begabungen - wenn Sie das ernsthaft bestreiten wollen, brauchen wir gar nicht weiter zu diskutieren - und deshalb sollte jedem Kind die Möglichkeit geboten werden, dass es nach seinen individuellen Möglichkeiten gezielt gefördert wird. Das bedeutet, wir brauchen ein gegliedertes Schulsystem. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass die Eltern, die laut obigem Artikel verantwortlich für den schulischen Erfolg ihrer Kinder sein sollen, sich stärker hinter ihre Kinder stellen nur weil Sie alle Schularten zusammenschmeißen?
Ich bitte Sie.
Weiterhin zum Schreiben von Hrn. Häußner: Sie vergessen, dass Hamburg Politik gegen den Willen des Volks betreibt - wohin solche Machtauswüchse führen, können wir an der Deutschen Geschichte sehen, ich wäre also mit dem Lob an Politiker, die bewusst gegen den Volkswillen entscheiden, sehr vorsichtig. Außerdem sitzen Sie, Herr Häußner, mit Verlaub, im Elfenbeinturm. Fach-
theoretisch kann ich mir auch alles schön reden, in der Praxis sieht es anders aus. Lassen Sie also die Praktiker darüber diskutieren, wie es in der Praxis weitergeht. arum soll im übrigen ein System, das funktioniert gegen ein Experiment ausgetauscht werden, das in Niedersachsen bereits gescheitert ist? Denn dort ist das 6-jährige gemeinsame Lernen aufgegeben worden, weil selbst die Politik erkannt hat, dass es zu schlechteren Ergebnissen führt - in der Praxis.
Stefan Wössner
Gast
Das meiste Geld bekommen nicht die Gymnasien, sondern die Sonderschulen.
Die Kinder mit erhöhtem Förderungsbedarf haben Klassengrößen und Lernbedingungen mit Etats für Unterrichtsmittel und Schuleinrichtung, von denen GymnasiastInnen nur träumen können.
Darüber sollten Sie sich mal informieren, bevor Sie solche Superlativ - Aussagen machen.
Unbequemer
Gast
Dieser Artikelelschreiber hat wohl seine Probleme damit die Realität zu akzeptieren, daß es nun mal unterschiedlich intelligente Menschen gibt. Und als Krönung wird dann ein Angriff auf das verachtete Gymnasium geblasen. Wie wild wird dann nach dem größten Schwachsinn gegriffen, wenn sich daraus ein irgendwie geartetes Argument gegen das dreigliedrige Schulsystem formen läßt.
Herr Füller - was Sie behaupten is kondensierter Unsinn. Ich selbst habe aufgrund extremer jugendlicher Faulheit das Vergnügen gehabt, Hauptschule, Realschule und Gymnasium zu besuchen. Und ich kann ihnen nur eines sagen: Schon zwischen Haupt und Realschule liegen Welten bezüglich des Schwierigkeitsgrades. Und genauso eine riesen Unterschied existiert zwischen Realschule und Gymnasium. Ihre Analyse wird der Realität in keinster Weise gerecht. In der Hauptschule haben wir uns in der 8. Klasse noch mit Gleichungen mit einer Unbekannten beschäftigt. Und das war für manchen schon kaum zu meistern. Sie können doch nicht im Ernst behaupten, daß jeder Mensch zur Integral- und Differenzialgrechnung geboren ist. Auf dem Gymnasium muß man das halt können.
Kurzum: Ihnen ist kein Argument zu schade, um das Gymnasium anzuschwärzen. Deutschland würde ins Mittelalter zurückfallen, wenn in der "Gesamtbrei-Schule" nur noch das gelehrt würde, was alle kapieren.
Und um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ein Hauptschüler ist menschlich natürlch kein Deut mehr oder weniger wert als ein Gymnasiast. Aber bitte verschonen Sie die Welt mit ihrem verzweifelten Kampf gegen Unterschiede.
franzferdl
Gast
das scheinen ja sensationelle ergebnisse zu sein. der hier abgefeierte bildungsforscher hat doch tatsächlich rausbekommen, dass das elternhaus auf die geistige entwicklung des kindes einfluss nimmt - und nicht etwa einzig & allein das gymnasium. das ist sensationell! was kommt als nächstes? die wohl ebenso sensationelle erkenntnis, dass kinder von anderen kindern beeinflusst werden? dass massenmedien mit im identitätsspiel sind?
im kontext dieses ganzen bildungsforschungskrampfes zeigt sich doch im großen & ganzen nur eins: PISA & co. dienen einzig & allein der ökonomisierung der bildung, weil sie suggerieren, dass bildung überhaupt messbar ist, dass also komplexe soziale & kognititve prozesse in angeblich eindeutige, objektive daten transformiert werden können. die effekte eben dieser problematisierungen der schule kann man dann beispielsweise auch im füller-text nachverfolgen: darin wird bilanz gezogen, mitteleinsatz als input mit dem bildungs-output verglichen, schüler mit fussballspielern, die als "spielermaterial", ergo wohl: schülermaterial bezeichnet werden, von "leistungsentwicklung" ist dann ebenso kritiklos die rede usw. usf.
das scheint alles unter der prämisse abzulaufen, dass die bildungserforschten daten das "beste Abbild sozialer Wirklichkeit" darstellen. es ist sehr schade, dass auch die taz diesen quasi-naturalistischen fehlschluss lediglich nachplappert & dabei jedwede distanziert-kritische position aufgibt. ansonsten müsste sich auch die taz endlich einmal gedanken darüber machen, ob die bildungsforschung womöglich genau das überhaupt erst erzeugt, was sie als vermeintlich objektive tatsache ausgibt. und wenn man mal so weit ist, dann könnte man sich auch gedanken darüber machen, in welchen größeren gesellschaftlichen zusammenhängen eigentlich genau so eine bildungsforschung stattfindet. oder ist es bloßer zufall, dass PISA zu einer zeit auftauchte als die herrschende ideologie des marktfundamentalismus alles und jeden und jede erfasste, vermaß, zerlegte & zu zwecken der effizienz- und leistungssteigerung wieder zusammensetzte?
obesitasman
Gast
Der Autor manipuliert hier auf unertraeglichste, egal wie man nun zur Grundschule oder Gesamtschule stehen mag. Wieso fehlt hier ein Link zur Studie!?!?!
Hier ist die Studie einsehbar:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulqualitaet/element6_bericht_komplett.pdf
Jeder, der halbwegs Ahnung von Statistik hat, kann erkennen, dass die Gymnasiasten in Klasse 6 besser Lesen (123+/-10 "Skalenpunkte" Gym vs. 109+/-9 Grund) koennen, besser Mathe koennen und auch besser Englisch. Sie haben allerdings auch mit einem hoeheren Niveau begonnen, was insbesondere mit den gebildeteren Eltern korreliert. So haben die meiste Gymnasiasteneltern etwa >200 Buecher im Haus, die meiste Grundschuleltern 25-100. Tja, fuer jeden dens interessiert, sich selbst zu informieren statt die wiedergekeuten, politisch gefaerbten Manipulationen zu lesen - mal selber nachschlagen.
Matthias Heil
Gast
Sehr geehrter Herr Füller, vielen Dank für Ihren provozierenden Kommentar auf http://matthiasheil.de/2009/05/04/sechsjahrige-grundschule-ist-kein-erfolgsmodell/ - ich antworte gerne hier, um einen kleinen Beitrag zu einer hoffentlich produktiven Diskussion leisten zu können.
Die nicht immer polemik- und ideologiefreien Grabenkämpfe um Gymnasium, Gesamtschule, 4- oder 6jährige Grundschulzeit etc. sind mir von jeher suspekt.
Es kommt m.E. nicht primär auf die Organisationsform der Schule an, sondern auf das Selbstverständnis der Lehrkräfte und ihrer jugendlichen Mandantinnen und Mandanten. Gute Arbeit kann meiner Erfahrung nach sowohl in der Grundschule als auch am Gymnasium geschehen.
Eine andere Frage ist, inwiefern z.B. die Elementstudie und/oder die Relecture der ihr zu Grunde liegenden Daten weit genug reichen, um das abzubilden, was ich unter dieser "guten Arbeit" verstehe.
Als Lehrkraft dient mein professionelles Handeln dem Wohl der mir anvertrauten jungen Menschen. Dabei bemühe ich mich einerseits, deren positiver Entwicklung möglichst wenig im Weg zu stehen, andererseits vorgegebene Inhalte und Ziele durch Methoden, Medien und einen Grundumgang zu thematisieren, die sie ihre Talente erkennen lassen, ihr Interesse, ihre Ausdauer, ihre Kritik- und Ausdrucksfähigkeit in textlichen, sprachlichen, musischen und technischen Zusammenhängen wecken und entwickeln helfen.
Ich verstehe mich folglich nicht als all- oder besserwissende Autoritätsperson bzw. Wissensschnittstelle, sondern als Facilitator, als Lerncoach, der durch ganz bestimmte Arrangements etc. die Selbsttätigkeit meiner Schülerinnen und Schüler aktiviert und deren Lernfortschritte permanent begleitet und durch Feedback wie Selbstkritik zu verstetigen trachtet. Schülerinnen und Schüler andererseits können mit diesem Lernen nur dann etwas anfangen, wenn sie aus passiver Konsumhaltung herausfinden und zum engagierten Forschen bereit sind. Zwischen beidem besteht wechselseitige Abhängigkeit.
Kompetenzen und Fähigkeiten, die junge Menschen in einer Welt brauchen könnten, die wir uns heute bestenfalls schemenhaft vorstellen können, sind also nicht einfach einpflanzbar, ihre reliable Mess-/Überprüfbarkeit auch nicht unumstritten.
Müssten recht pauschal klingende Urteile, wie sie in ihrem Artikel zur Sprache kommen, also nicht eine breitere Belegbasis haben? Kann/Darf z.B. die in den 5. und 6. Klassen eines Gymnasiums gelegte Saat nicht auch später aufgehen als am Ende der 6. Klasse? Kann das Einfinden in einen neuen Klassenverbund nach einem Schulwechsel nicht auch die Vergleichbarkeit erschweren?
Interessanter und auch aussagekräftiger als den Blick auf die ohnehin erfolgreichen Schülerinnen und Schüler fände ich Information zu den viel wichtigeren Kindern und Jugendlichen, die zu Hause keine optimale Förderung erfahren können.
Ein anderer Gedanke: Es dauert einige Jahre bis junge Lehrkräfte, die eine auf aktuelle Erfordernisse zugeschnittene Ausbildung durchlaufen haben, an den Schulen Impulse geben und schließlich Majoritäten bilden können, welche z.B. differenzierte Lerndiagnostik, Beratung und Förderung dort zu verbindlichen Grundpfeilern machen können (von der Schulleitungsebene herab lässt sich so etwas selten sinnvoll installieren). Vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh um die positiven Ergebnisse der Umwälzungen in der Ausbildung (Modularisierung, neue Ausbildungsinhalte) an den Schulen messen zu können?
Wie auch immer: auf die Veröffentlichung der Baumert-Studie haben Sie mich jedenfalls sehr neugierig gemacht - und dafür danke ich recht herzlich.
Beste Grüße aus dem schönen Fulda!)
Peter Schneider
Gast
Der Erfolg einer Schule hängt nicht mit der Schulform zusammen, sondern einerseits mit den finanziellen Mitteln, die der Schule zur Verfügung stehen, und andererseits mit der Qualität der Lehrer. Ich habe letztes Jahr erst mein Abitur an einem Gymnasium im Landkreis Lüneburg gemacht. Die Schule war eine Bruchbude, die Lehrer waren miserabel. Es hat einfach keinen Spaß gemacht zur Schule zu gehen. Vor einiger Zeit war ich mit der freiwilligen Feuerwehr zu Übungszwecken auf der Haupt- und Realschule in der reicheren Nachbargemeinde. In diesem Gebäude konnte man einfach nichts anderes als Harmonie verspühren.
Michael
Gast
Die eigentliche Aussage dieses Artikels sollte eher lauten: "Glaube keiner Statistik(oder Studie) die du nicht selbst gefälscht hast."
Bei gleichem Datenmaterial bekommen zwei Forschen zwei verschiedene Ergebnisse. Und wer hat nun recht? Was der Artikel und der Autor dessen uns aber weiß machen will, dass Gymnasien schlechter sind als Grundschulen, ist, wie in einem Kommentar bereits erwähnt, schlechtweg falsch. Der Autor scheint sich selbst nicht besonders in der Materie zurecht zu finden, ansonsten würde er hier kein Loblied auf die Grundschule und ein Abgesang auf das Gymnasium verbreiten. Wenn ihnen die Studie vorliegt Herr Füller, wieso zitieren sie nicht aus dieser oder interpretieren die Daten selbst?
Ein bisschen mehr Distanz und Zweifel an einer Studie könnte hier nicht schaden.
Martin steinert
Gast
Was lernen wir daraus?
Alle sind gleich gut. Klassenziel erreicht?
Gymnasien abschaffen?
Jens
Gast
Ludwig Paul Häußner hat nichts anderes als die Schulstruktur in der DDR beschrieben. Oder anders: Die Bundesrepublik hat das Bildungssystem in den neuen Bundesländern um fast zwanzig Jahre zurückgeworfen!
Monika Domke
Gast
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Eigentlich ist es nicht erstaunlich, dass das gymnasium mehr verspricht als hält. Das hat schon ein vergleich mit gesamtschulen in NRW gezeigt, wo die Zahlen aber so interpretiert wurden, als bräuchten die gesamtschulen nachhilfeunterricht. Die gymnasialen dogmatiker und ideologen sind von empirischen ergebnissen oder gar vergleichen mit anderen ländern nicht zu beeindrucken. Für sie sind nur absolventen - und mittlerweile auch absolventinnen - des gymnasiums leistungsfähig und gebildet. alle anderen halten sie für schmuddelkinder, mit denen nicht gelernt werden soll. Für eine demokratische gesellschaft, die kindern und jugendlichen die möglichkeit geben sollte, ihre verschiedenen fähigkeiten zu erkennen, auszuprobieren und zu entwickeln gibt es eigentlich nur eine alternative: eine schule für alle. Dies wird übrigens am samstag, den 9.5. auf einer tagung in köln vom ak bildung&erziehung bei attac genauer diskutiert werden. Mensch kann sich noch anmelden.
monika domke attac köln ak bildung&erziehung
Heinz Dieker
Gast
Das Gymnasium federt seit Jahren in der Unterstufe alles so weich ab, dass die Schüler meinen, in einer verlängerten Grundschule zu sitzen. Zudem ist es so sehr damit beschäftigt, Defizite aufzuabeiten, dass es sich in dieser EIngangsphase in der Tat kaum von anderen weiterführenden Schulen unterscheidet. Man sollte doch froh sein, dass das Gymnasium nicht wie früher eine "Friß oder Stirb"-Strategie fährt, sondern versucht, eine ímmer schwieriger werdende Schülerklientel behutsam an die Anforderungen des Gymnasiums zu gewöhnen.
A.S. Reyntjes
Gast
"Generell ist fraglich, ob die Gymnasien die Förderung der Lesekompetenz als akademische Aufgabe aller Fächer bislang überhaupt entdeckt haben."
Kann der Master of Schools auch Fragen beantorten, statt sie nur vage formulieren?
Ich glaube keinem Schultheoretiker mehr... - nicht weil es so dolle aussieht an den Schulen; sondern weil keiner es wagt, dort Innovationen zu schaffen.
Man quakt lieber darüber - in hundert Themen, Untersuchungen, Vergleichen, Blogs und Politikerreden!
Die Schüler müssen sich durchwursteln, wie B. Brecht es genial beschrieben hat, trotz des Unterschleifs der Magister.
Heute sind die OStR. mit ihren versifften Kapitalien beschäftigt.
alles beim Alten
Gast
Herr Füller suggeriert in seinem Artikel, die Grundschule sei dem Gymnasium überlegen. Doch das ist ebenso falsch wie die Behauptung, das Gymnasium ist der Grundschule überlegen. Beide sind gleichwertig bei der Erlangung der Lesekompetenz und Gymnasien sind leicht besser bei der Erlangung der mathematischen Kompetenz.
Die eigentliche Kernaussage, die man aus den Zitaten entnehmen kann, ist eine ganz andere. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Intelligenz und im Elternhaus der Kinder begründet, nicht in der Schulform (die gleichwertig ist).
Insofern ist die Überschrift und der Inhalt des Artikel bewusst oder unbewusst falsch dargestellt.
John
Gast
Leider wurde im Bericht vergessen, dass Baumert die Daten "aufbereitet" hat um u.a. den Einfluss der Bildungsnähe der Eltern herraus zu rechnen. Andernfalls käme er zum selben Ergebniss wie Lehmann et. al. Leider ist dieses Verfahren nicht exakt und eindeutig. Man korrigiert nach belieben bis einem (oder dem Auftraggeber) das Ergebniss zusagt. Der Einfluss der einzelnen Faktoren ist nicht bekannt, man nimmt ihn nur an.
Ludwig Paul Häußner
Gast
Postfeudale Schulstruktur und nachindustrielle Gesellschaft
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Die derzeitige Schulstrukutur wurzelt noch im ausgehenden Feudalismus.
Zwischen die Volksschule und das Gymnasium als Schule für spätere Juristen, Pastoren, Ärzte, Apotheker und leitende Beamte hat sich im Zuge der Industriealisierung die sogenannte Realschule als Mittelschule geschoben.
Und obwohl wir (seit 1973 - so der amerikanische Sozialoge Daniel Bell) auf dem Wege zu einer nachindustriellen Gesellschaft sind, retten wir diese feudalen Strukturen hinüber in einen "Bildungsfeudalismus".
Die heutige Ober-, Mittel- und Unterschicht wird zunehmend über den jeweiligen Schulbesuch und die damit verbundenen Abschlüsse definiert. Nach zu kurzer, gemeinsamer Grundschulzeit, geht es für die "Unterschicht" in der sogenannten Hauptschule, für die "Mittelschicht" in der Realschule und für die "Oberschicht" bzw. das Bildungsbürgertum im Gymnasium weiter.
Dabei bräuchten wir nicht nur eine längere gemeinsame Schulzeit von mindestens sechs Jahren, sondern darauf aufbauend zwei Säulen von je sechs Jahrgangsstufen: ein Aufbaugymnasium (leider als Tribut an das Bildungsbürgertum) und eine völlig neue Kollegschule, die allgemeinbildend, profilbildend und berufvorbereitend bzw. berufsbildend ist (Stichwort: Berufskolleg).
Einzig die Freie und Hansestadt Hamburg nimmt sich mutig die Freiheit, um eine solche zukunftsweisende Schulstruktur zu verwirklichen.
Ich kann nur hoffen, dass durch die Ergebnisse dieser Studie frischer Wind in die Diskussion um eine zukunftsweisende Schulstruktur in ganz Deutschland kommt.
Ludwig Paul Häußner
Arbeitsbereich Educational Entrepreneurship
Universität Karlsruhe (TH) - IEP