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Mythos Bergdoktor

Warum ist die montane Arztserie derart beliebt?

Die ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ ist wie knüppelhartes Schwarzbrot, wieselflinke Autos und lederzähe „Tatort“-Filme ein deutsches Traditionsprodukt. Gefilmt wird die dauerlaufende Arztschmonzette aber im österreichischen Kaisergebirge der Nördlichen Kalkalpen, deren Gipfel zu Beginn der aktuellen Staffel offenbar gerade zur „Ostmark“ gehörten. Auch im Ausland wird die Sendung, die unter der Intendanz Otto II. ins Hauptprogramm des ZDF gehievt wurde, angeschaut, vor allem mit Fassungslosigkeit. In den relevanten Fernsehzielgruppen der geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge (nach dem Westfälischen Frieden) genießt die steinalte Serie Kultstatus, ihr Protagonist wird als Heilsbringer verehrt. „Wenn das der Bergdoktor wüsste!“, ist ein Bonmot in allen altersgerechten Einrichtungen. Schauspieler Hans Sigl, der den Montanmediziner derzeit verkörpert, teilt die hochfliegenden medizinischen Hoffnungen seines Publikums: „Der ‚Bergdoktor‘ würde rund um die Uhr impfen“, zitierte dpa den Greisenschwarm gestern. Ein altfränkischer TV-Mythos besagt nämlich, dass der Bergdoktor mit gepackter Arzttasche in einer Höhle unter dem Kyffhäusergebirge sitzt und in der Praxis erscheint, wenn wirklich Reich unter ist, also erst bei der übernächsten Virenmutation.

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