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MySpace Music vs. iTunesMySpace eröffnet Musikladen

Schon jetzt präsentieren sich viele Bands im Teenie-Netzwerk MySpace. Künftig will das Unternehmen auch einen großen Online-Musikladen betreiben, inklusive kostenloser Songs.

MySpace - Aushängeschild unbekannter und bekannter Bands - hat sich mit der Musikindustrie zusammengetan. Bild: screenshot myspace

Die Musikindustrie hat es bekanntlich in letzter Zeit nicht leicht: Ihre Topumsätze in Höhe von 15 Milliarden Dollar aus dem Jahr 1999 fielen bis 2006 schrittweise auf 11,5 Milliarden - und der Trend zeigt weiter nach unten. Da ist es kein Wunder, dass inzwischen regelmäßig neue Vertriebsmodelle im Netz erforscht werden und eine neue Offenheit gegenüber Experimenten festzustellen ist, die man in den vergangenen Jahren nicht erwartet hätte.

Dazu gehört, das Musik nicht immer verkauft werden muss, sondern sich auch durch Abonnements oder Werbeverkauf tragen soll. Das neueste Vorhaben der großen Musikkonzerne ist eine Kooperation mit dem "Social Networking"-Riesen MySpace. Die Plattform, die heute schon vielen bekannten und unbekannten Bands als Aushängeschild dient, soll künftig um einen eigenen Musikdienst erweitert werden. Das Ziel ist nicht weniger als das Brechen der Dominanz des Marktführers Apple mit seinem iTunes-Medienladen.

Das neue Angebot soll in eine eigene Firma namens "MySpace Music" ausgelagert werden. Die agiert als ein unabhängiges Joint-Venture in Partnerschaft mit den drei großen Musikfirmen Sony BMG, Universal und Warner. Nur die britische EMI fehlt derzeit noch, verhandelt aber Insidern zufolge bereits über eine Teilnahme. Die Plattenriesen halten an MySpace Music jeweils Minderheitsanteile und wollen im Gegenzug ihren gesamten Musikkatalog für die Plattform öffnen. Das Angebot soll von Anfang an über fünf Millionen Künstler beinhalten und damit die gigantischste Auswahl an Einzeltiteln, Alben und Musikvideos weltweit liefern.

Verkaufsstart ist anfangs in den USA, internationalisieren will man aber schnell, kündigte MySpace an. Das Geschäftsmodell basiert auf einer Mischung aus Werbefinanzierung und Titelverkauf. Die meisten Songs sollen zunächst als kostenlose Streams in voller Länge verfügbar sein, was man bereits von Konkurrenten wie "Last.fm" kennt. Auch eigene Abspiellisten lassen sich erstellen und an Freunde weiterleiten. Von den parallel dazu eingeblendeten Reklamebannern profitieren auch die Musikfirmen. Ist der Nutzer dann bereit zum Kauf, kann er die Inhalte in Form digitaler Downloads erwerben - laut Angaben von MySpace ohne das von den Nutzern verhasste digitale Rechtemanagement (DRM) im allseits kompatiblen MP3-Format.

Die Musikfirmen erhoffen sich von dem neuen Angebot das Erreichen der großen jungen Zielgruppe, die auf MySpace unterwegs ist. Das Angebot überschritt bereits 2006 die Grenze von 100 Millionen Benuzteraccounts und ist trotz des großen Erfolges des Konkurrenten Facebook im letzten Jahr noch immer die Nummer eins bei den sozialen Netzwerken. Laut dem Marktforschungsunternehmen Comscore werden auf keinem Angebot der Welt mehr Seiten abgerufen. MySpace gehört zum Medienkonzern Fox Interactive Media, einer Tochter der News Corporation des australischen Unternehmers Rupert Murdoch. Dieser hatte MySpace im Juli 2005 für heute als günstig geltende 580 Millionen Dollar übernommen.

Die "MySpace Music"-Neuigkeiten fallen mit einer bedeutsamen Ankündigung zusammen, die der Computer- und Unterhaltungselektronikkonzern Apple am Donnerstag machte: Sein Online-Medienladen iTunes ist laut aktuellen Marktforschungszahlen der NPD Group mit 50 Millionen Nutzern nun der größte Musikverkäufer der USA. Damit überholte das rein digitale Download-Angebot auch noch die Supermarktkette Walmart mit ihrem CD-Absatz.

Zuvor waren bereits der Walmart-Retail-Konkurrent Target und der E-Commerce-Riese Amazon überrundet worden. Die Plattenfirmen dürfte diese Nachricht kaum schmecken, halten sie iTunes doch jetzt bereits für zu mächtig. Der Musikkonzern Universal hatte sich deshalb unter anderem geweigert, Apple kopierschutzfreie Songs anzubieten - im Gegensatz etwa zum Konkurrenten Amazon. Nun ist fraglich, ob solche Maßnahmen noch durchsetzbar sind, gehen doch mit einem weniger attraktiven Angebot beim Riesen iTunes direkt Kunden verloren.

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