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■ Mit Mexikos OECD-Beitritt auf du und duMusterlatinos?

Es klang Stolz in seiner Stimme, als Präsident Salinas de Gortari vor zwei Wochen die Aufnahme Mexikos in die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) bekanntgeben konnte. Inmitten der politischen Krise dokumentiert der Beitritt Mexikos zur wirtschaftlichen Spitzenorganisation des Westens, was Salinas über seine Präsidentschaft ins Geschichtsbuch geschrieben wissen will: Mexiko, das ewige Schwellenland, das Schuldenbabel Lateinamerikas, schließt auf in die erste Welt.

Noch 1982 war Mexiko zahlungsunfähig: Die extrem hohen Staatsausgaben der siebziger Jahre, eine schlecht geplante Politik der Importsubstitution und die billig zu bekommenden Kredite hatten das Land in die Verschuldungskrise gestürzt. Unter dem Präsidenten de la Madrid (1982–88) begann ein zunächst wildes Krisenmanagement. Unter tatkräftiger Mithilfe des Internationalen Währungsfonds entwickelte sich langsam die neoliberale Politik, die Salinas de Gortari dann strikt durchführte: Rund 80 Prozent der Staatsbetriebe und die staatlichen Banken wurden privatisiert, die abgeschotteten Außengrenzen geöffnet – bis hin zum Inkrafttreten des nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) am 1. Januar 1994. Die ausländischen Investitionen stiegen bedeutend an – von rund 8,5 Milliarden US- Dollar 1980 auf mehr als 30 Milliarden 1993. Die Steuereinnahmen wurden erhöht, die Ausgaben gesenkt. Der Staatshaushalt erwirtschaftet heute Überschüsse. Die Inflation lag 1993 bei nur noch 8 Prozent (1987: 159,2 Prozent) und damit so niedrig wie seit 1972 nicht mehr. Der Anteil der Auslandsschulden am Bruttosozialprodukt sank auf 45 Prozent, die Devisenreserven stiegen auf 25 Milliarden US-Dollar. So viel Stabilität verschafft Mexiko als erstem Land Lateinamerikas den Zugang zur OECD.

Sozial ist die neue wirtschaftliche Stabilität allerdings teuer erkauft. Inflationsbekämpfung bei gleichzeitiger Rezession ging in den achtziger Jahren nur über Reallohnverluste. Auch im vergangenen Jahr führte ein Zuwachs des Bruttosozialproduktes pro Kopf nicht zu Reallohnzuwächsen der Arbeitnehmer.

Die Unruhe wächst, was nicht erst mit dem Indianer- Aufstand in Chiapas Anfang Januar zutage getreten ist. Schon eröffnet der neue Kandidat der Regierungspartei PRI seinen Wahlkampf damit, daß sich der Wirtschaftsaufschwung auch in den Taschen der Arbeitnehmer wiederfinden müßte.

Mexiko wird das 25. Mitgliedsland der OECD sein. Der Vertrag wird morgen unterzeichnet. pkt

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