Musikschulen: Bezirke sollen sich Lehrer teilen

Eine Kommission empfiehlt dem Senat, Lehrer besser zwischen Bezirken zu verteilen. Der Musikrat fordert so viele Lehrer, dass jedes Kind ein Instrument lernen kann.

Rund 6.500 Kinder und Jugendliche warten derzeit auf einen Platz am Instrument. Bild: dpa

Nach dem Robin-Hood-Prinzip soll der Senat die chronisch unterfinanzierten Musikschulen retten: Eine Expertenrunde, die Innensenator Jürgen Zöllner (SPD) voriges Jahr ins Leben gerufen hat, empfiehlt, die Lehrerstellen gerechter zwischen den Einrichtungen aufzuteilen. Außerdem fordern die Experten, eine gemeinsame Geschäftsstelle und eine einheitliche technische Ausstattung für die zwölf Berliner Musikschulen. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, kritisiert die Vorschläge als "Anpassung nach unten": "Wenn es so kommt, werden Strukturen, die bisher noch recht gut funktionieren, abgebaut, nur um woanders ein bisschen nachzubessern."

Bislang gibt es in den Ost-Bezirken wesentlich mehr festangestellte Musiklehrer als im Westen - eine Reminiszenz aus alten DDR-Zeiten. So kommen an der Musikschule Steglitz-Zehlendorf weniger als zehn festangestellte Lehrer auf rund 6.000 Schüler. Im Ost-Bezirk Pankow arbeiten dagegen trotz Stellenabbaus in den vergangenen Jahren knapp 30 feste Lehrer für rund 4.000 Schüler. Dabei werden die Nachwuchsmusiker an allen Schulen überwiegend von freien Honorarkräften unterrichtet, allein in Pankow sind es rund 200 freie Dozenten. Die nun geplante Angleichung der festen Lehrerstellen ist laut der Expertenkommission deshalb notwendig, weil Führungspositionen an vielen Musikschulen unbesetzt sind.

Die Folge des Personalmangels sind längst spürbar: Zöllner schätzt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die auf einen Platz an einer Musikschule warten, auf rund 6.500. Musikrat-Chef Höppner vermutet: "Das ist nur die Spitze des Eisbergs." Sein Dachverband fordert vom Staat so viele Musiklehrer, dass jedes Kind ein Instrument lernen kann.

Grundsätzlich begrüßt werden die Ergebnisse der Kommission, in der vor allem Stadträte und Musikschulleiter saßen, von den Oppositionsparteien im Senat. Das neue Modell zur Verteilung von Personal und Ausstattung sei "fair und transparent" und werde bereits seit Jahren von der FDP gefordert, heißt es bei den Liberalen. "Ermutigend" nennt Thomas Birk, für die Grünen Mitglied im Kulturausschuss, die Pläne. "Ich sehe das Ganze als Erste-Hilfe-Maßnahme. Wir brauchen endlich eine einheitlich geregelte Mindestausstattung für die Musikschulen." Beim Neuköllner Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) wecken die Vorschläge jedoch böse Vorahnungen. Er befürchtet, dass der Senat die Musikschulen nur noch zentral verwalten will - und so am Ende gar nichts passiert.

Ob die Reform so kommt, wie von Zöllners Expertenrunde vorgeschlagen, soll in Kürze im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses diskutiert werden. Ausschussmitglied Birk von den Grünen unterstreicht die Brisanz: "Wenn die Pläne nicht umgesetzt werden, sind besonders schlecht gestellte Schulen wie die in Steglitz-Zehlendorf wohl nicht mehr lange zu halten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.