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Musikmagazine ziehen nach BerlinPop verträgt keine Routine

Die Magazine "Musikexpress" und "Rolling Stone" ziehen nach Berlin. Herausgeber wird Ulf Poschardt.

Mit Gossip auf dem Titel schon mal Richtung cool und szenig unterwegs, bald dann auch in Berlin stationiert: Musikexpress, Metal Hammer und Rolling Stone. Bild: screenshot musikexpress.de

Damit sie "neue journalistische Impulse erfahren", so stand es in der Info, verlassen die beiden auflagenstärksten deutschen Monatsmagazine für Popmusik, musikexpress und Rolling Stone, ihren bisherigen Standort München und ziehen nach Berlin. Was in den vergangenen Jahren immer mal wieder als Gerücht durch die Redaktionsräume an der Leonrodstraße geisterte, ist am Anfang dieser Woche nun überrumpelnd Realität geworden. Zusammen mit dem Heavy-Metal-Magazin Metal Hammer werden die Redaktionen in Berlin der Welt-Gruppe zugeordnet - denn (was kaum einer weiß): Die drei Hefte gehören zum Axel Springer Verlag.

Wie genau diese Impulse aussehen sollen, kann sich in München bisher keiner so genau vorstellen. Immerhin stellte sich am Montag gleich der neuer Chef vor: Ulf Poschardt, 42, wird die drei Magazine nach dem Umzug als Herausgeber übernehmen - ein Posten, den es so bisher gar nicht gab.

Ulf Poschardt also. Er fiel als Chefredakteur des SZ-Magazins auf die gefälschten Interviews von Tom Kummer herein, leitete ein Jahr lang die mittlerweile wieder eingestellte deutsche Vanity Fair und ist seitdem wieder stellvertretender Chefredakteur der Welt am Sonntag, so, wie er es vor dem Vanity-Fair-Ausflug bereits gewesen war. Auf diesem Posten wird er auch bleiben.

In der Kulturlandschaft eilt Poschardt ein, sagen wir: ambivalenter Ruf voraus. Skeptisch macht, dass er 2005 der linken Popkulturszene empfahl, die FDP zu wählen, um eine schwarz-gelbe Regierung als revolutionäres Projekt zu begreifen. Das wurde einerseits als Generalangriff auf eine vermeintliche gegenkulturelle Hegemonie im Popbereich empfunden. Andererseits: Poschardt ist der erste Zuständige auf Verlagsebene, der wirklich Ahnung hat von Pop. Seine Doktorarbeit schrieb er über die Geschichte der Diskjockeys, sie wurde als "DJ Culture" bei Rowohlt veröffentlicht. "Pop verträgt keine Routine", verkündete er nach taz-Informationen dann auch den überraschten Mitarbeitern in einer eilig anberaumten Konferenz.

Der Vorteil eines Umzugs: In Berlin ist man näher am Puls der Zeit als im beschaulichen München. Das tut den Inhalten gut. Gerade für den musikexpress (aktueller Titel: The Gossip) ist das nach dem Layout-Relaunch ein weiterer Schritt in Richtung cool und szenig. Gleichzeitig ist in Berlin die Konzernzentrale nicht weit, die sich bisher aus inhaltlichen Diskussionen im fernen München heraushielt.

Solche Gedankenspiele sind den Redakteuren zurzeit noch herzlich egal. Die Neuigkeit muss erst einmal verdaut werden, hieß es aus Redaktionskreisen. Der Umzug soll am 1. Oktober oder zum Jahreswechsel stattfinden. Wer mitgeht und wer in München bleibt, ist noch unklar. Eine Totalverweigerung, wie die Redaktion der Spex sie zeigte, als sie 2007 von Köln nach Berlin ziehen sollte (sie wurde dann durch eine komplett neue Redaktion ersetzt), werde es bei musikexpress, Rolling Stone und Metal Hammer nicht geben.

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1 Kommentar

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  • M
    martin

    Berlin mit cool und München mit beschaulich gleichzusetzen, ist ungefähr so originell wie ... Lassen wir das. Gottseidank hat unser Land coole Hauptstadtmedien :)