Musiklager auf Spitzbergen: Evergreens auch in Tausend Jahren
Nach dem Samenlager und einem Datenarchiv soll auf Spitzbergen auch Musik „für immer“ konserviert werden – in einer ehemaligen Kohlengrube.
Vorbilder sind das Samenlager Svalbard Global Seed Vault, das es seit 2008 auf der Arktisinsel gibt und in dem mittlerweile schon über eine Million unterschiedlicher Samen lagern. Zudem gibt es die Datenbank Arctic World Archive, die seit 2017 in der stillgelegten Kohlengrube untergebracht ist, in die auch das geplante Musiklager einziehen will. Neben den genetischen Ressourcen von Nutzpflanzen aus aller Welt oder Sicherheitskopien von Museumsbeständen sollen auf Spitzbergen dann auch musikalische Werke „in alle Ewigkeit“ überleben können, verspricht Projektmanager Luke Jenkinson.
Unterirdisches Grubenmilieu auf dieser Arktisinsel wurde wie schon für die bisherigen Lager wegen der relativen Sicherheit und geografischen Abgeschiedenheit der Insel gewählt. Die norwegische Souveränität über die 1.000 Kilometer vom Nordpol entfernt liegende Inselgruppe, die international als demilitarisiert anerkannt ist, lässt auch auf absehbare Zeit eine größtmögliche politische Stabilität erhoffen.
Anders als vor eineinhalb Jahrzehnten anlässlich des Baus des Samenlagers wird bei der Vorstellung des jetzigen Projekts der Permafrostboden der Insel als zusätzliches Argument für die Eignung eines solchen Lagers eher am Rande erwähnt. Was die vermeintliche Stabiltät des Permafrosts angeht, hatten sich die Architekten des Seed Vault ja bekanntlich böse verrechnet. Wegen der Geschwindigkeit des Klimawandels und der Wassereinbrüche mussten schon nach wenigen Jahren Teile des Samentresors umfassend umgebaut werden.
Bei der Auswahl der Musik, die auf Spitzbergen gelagert werden soll, wollen die Zuständigen mit dem International Music Council der Unesco zusammenarbeiten. Was Einzelheiten der Lagertechnik angeht, halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt. Darüber werde man „in naher Zukunft“ genauer informieren. Vermutlich werden deren Basis aber, ähnlich wie beim Arctic World Archive, hochauflösende QR-Codes auf besonders haltbarem Filmmaterial sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja