piwik no script img

Musiklager auf SpitzbergenEvergreens auch in Tausend Jahren

Nach dem Samenlager und einem Datenarchiv soll auf Spitzbergen auch Musik „für immer“ konserviert werden – in einer ehemaligen Kohlengrube.

Eisbären wird es in 1.000 Jahren wohl nicht mehr geben. Sehr wohl aber Beatles-Musik Foto: Hinrich Bäsemann/dpa

Stockholm taz | Im Jahre 3021 „Yesterday“ von den Beatles hören? In der Originalfassung? Das werde dank Global Music Vault möglich werden, verspricht eine norwegische Firma. Im nächsten Frühjahr will sie in einer ehemaligen Kohlengrube auf Spitzbergen in 300 Meter Tiefe ein Musiklager eröffnen. Rund 1.000 Jahre lang sicher vor allen denkbaren Naturkatastrophen und abgesichert auch gegen einen Atombombenkrieg und die elektromagnetischen Impulse von Nuklearexplosionen sollen dort für die Nachwelt die „wertvollsten musikalischen Ausdrucksformen“ aufbewahrt werden.

Vorbilder sind das Samenlager Svalbard Global Seed Vault, das es seit 2008 auf der Arktisinsel gibt und in dem mittlerweile schon über eine Million unterschiedlicher Samen lagern. Zudem gibt es die Datenbank Arctic World Archive, die seit 2017 in der stillgelegten Kohlengrube untergebracht ist, in die auch das geplante Musiklager einziehen will. Neben den genetischen Ressourcen von Nutzpflanzen aus aller Welt oder Sicherheitskopien von Museumsbeständen sollen auf Spitzbergen dann auch musikalische Werke „in alle Ewigkeit“ überleben können, verspricht Projektmanager Luke Jenkinson.

Unterirdisches Grubenmilieu auf dieser Arktisinsel wurde wie schon für die bisherigen Lager wegen der relativen Sicherheit und geografischen Abgeschiedenheit der Insel gewählt. Die norwegische Souveränität über die 1.000 Kilometer vom Nordpol entfernt liegende Inselgruppe, die international als demilitarisiert anerkannt ist, lässt auch auf absehbare Zeit eine größtmögliche politische Stabilität erhoffen.

Anders als vor eineinhalb Jahrzehnten anlässlich des Baus des Samenlagers wird bei der Vorstellung des jetzigen Projekts der Permafrostboden der Insel als zusätzliches Argument für die Eignung eines solchen Lagers eher am Rande erwähnt. Was die vermeintliche Stabiltät des Permafrosts angeht, hatten sich die Architekten des Seed Vault ja bekanntlich böse verrechnet. Wegen der Geschwindigkeit des Klimawandels und der Wassereinbrüche mussten schon nach wenigen Jahren Teile des Samentresors umfassend umgebaut werden.

Bei der Auswahl der Musik, die auf Spitzbergen gelagert werden soll, wollen die Zuständigen mit dem International Music Council der Unesco zusammenarbeiten. Was Einzelheiten der Lagertechnik angeht, halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt. Darüber werde man „in naher Zukunft“ genauer informieren. Vermutlich werden deren Basis aber, ähnlich wie beim Arctic World Archive, hochauflösende QR-Codes auf besonders haltbarem Filmmaterial sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Marmor, Stein und Eisen brischt......Hahahahaha

  • Wenn dort anscheinen keine original Vinyls eingelagert werden, dann haben die etwas Grundlegendes nicht verstanden.

    • @Tripler Tobias:

      Und was grundlegendes haben die nicht verstanden? Das meiste wird eh nicht mehr auf Vinyl gepresst.

      • @Andreas J:

        Die nicht mehr zu reproduzierende Soundqualität.



        Und was es nicht auf Vinyl gibt, muss auch natürlich nicht als solches eingelagert werden. Da verstehe ich Ihre Aussage nicht, weil das nichts mit meiner Bemerkung zu tun hat.

  • …also Keramikplatten. Ja, das leuchtet ein. Schon Bambusstreifen-Texte sind nach Jahrtausenden teilweise perfekt erhalten, je nach Lagerungsbedingungen (Feuchtigkeit).

    Ein Glücksfall wären für zukünftige Archäolog:innen, Höhlenbewohner oder Zwerge bestimmt geeignete Abspielgeräte. Es geht ja um den unwahrscheinlichen Fall, dass die Nachfolger des Internets und all die vielfach gespiegelten Datenbanken nicht überdauern.

    Ich hatte mal die Idee, meine damalige taz-Sammlung für die Nachwelt zu vergraben. Ist mir aber zu aufwändig.