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Musikindustrie gegen "Blubster"Filesharing-Klage nun auch in Spanien

Nach Pirate Bay und Napster verklagt die Musikindustrie einen spanischen Programmierer: Wegen seiner Filesharing-Clients soll er vier Plattenmultis 13 Millionen Euro zahlen.

Brach die Schule ab und wohnt in Omis Wohnung: Plattenindustrieschreck Soto. Bild: ap

MADRID taz | "Krimineller", "Sündenbock" oder ein "Freiheitsheld" – wenn es um Pablo Soto geht, erhitzen sich nicht nur in Spanien die Gemüter. Der 30-jährige Informatiker ist der Erfinder von Blubster, Manolito und Piolet, drei Programme zum Peer2Peer-Tausch von Dateien. Die Software funktioniert ähnlich wie einst Musiktauschbörse Napster: Millionen von Dateien werden auf andere Computer kopiert.

Jetzt wurde Soto von den vier Großen der Musikbranche - Sony, EMI, Universal und Warner - vor dem Handelsgericht in Madrid verklagt. 13 Millionen Euro fordern die Unterhaltungskonzerne von Schulabbrecher Soto, der vor acht Jahren im Wohnzimmer seiner Großmutter die ersten Schritte als Autodidakt und Programmierer unternahm. Das Urteil wird Ende des Monats erwartet.

90 Prozent der mit Hilfe der Programme von Soto getauschten Dateien, unterlägen dem Urheberrecht, beschweren sich die Kläger. Soto habe die Software geschrieben, um "sich ganz offensichtlich zu bereichern" - und das sei "ein parasitäres Verhalten". Soto bestreitet dies. Er habe nie mehr als 15.000 Euro auf seinem Konto, lebe zur Miete und betreibe sein Unternehmen nach wie vor von der Wohnung seiner Großmutter aus.

"Die Programme sind neutral", verteidigte sich der Informatiker beim Prozessauftakt. Er sei nicht dafür verantwortlich, was die Nutzer hoch- und runterladen. Seine Idee sei von jeher gewesen, den Tausch freier Dateien, wie nicht urheberrechtlich geschützter Musik, Bücher, deren Urheberrecht abgelaufen ist, und Eigenproduktionen zu vereinfachen.

Das Gerichtsverfahren ist für die Musikbranche von ganz besonderer Bedeutung. Denn Spanien ist eines der Paradiese der Piraterie. Nur rund 2,2 Millionen Titel werden pro Jahr rechtmäßig erworben, während zwei Milliarden Musiktitel illegal aus dem Netz geladen würden - so zumindest jammert die Plattenindustrie. Hinzu kommt der Straßenverkauf raubkopierter CDs und DVDs. All das ist in Spanien zwar illegal, wird aber bisher nur selten verfolgt.

Bisher wurde in Spanien nur ein einziges Mal der Betreiber einer Tauschbörse verurteilt. Dessen Seite infopsp.com listete Links auf, wo Dateien im Internet getauscht und kostenlos heruntergeladen werden können. Der Betreiber aus Nordspanien erzielte mit seiner Seite nicht unerhebliche Werbeeinnahmen. Bei eine Gerichtsverfahren vergangenen Herbst handelten die Anwälte des Angeklagten Entschädigungszahlungen an die Plattenfirmen aus und stimmten einer Verurteilung zu, um weiteren rechtlichen Schritte zu vermeiden.

Selbst in den USA sind die Politiker mittlerweile auf Spanien aufmerksam geworden. Die Piraterie habe dort "epidemische Ausmaße angenommen", heißt es in einem Bericht des US-Kongresses zum Verstoß gegen das Urheberrecht bei Musik, Film, Spielen sowie Software. Auch auf der von den USA alljährlich veröffentlichten "Priority Watch List" in Sachen Internetpiraterie und Verstöße gegen des Urheberrecht befindet sich Spanien.

"Spanien kann nicht darauf hoffen, in den G-8-Gipfel der Industrienationen aufgenommen zu werden und gleichzeitig dem G-10 der Internetpiraten angehören", beschwert sich der Anwalt der Kläger gegen Pablo Soto, Antonio Guisasola.

In der Szene der Internetnutzer steht Pablo Soto seit neustem auch in der Kritik. Denn der Informatiker schützt seine eigene Werke ausdrücklich, anstatt sie als offene Software zur Verfügung zu stellen. Wer eines der drei P2P-Programme herunterlädt findet einen Verweis: "Diese Software ist urheberrechtlich geschützt". Das brachte gerade die Copyleft-Bewegung gegen ihn auf, eine copyright-kritische Strömung, von der man eigentlich Unterstützung für ihn erwarten könnte.

Ein Argument, dass sich auch andere zueigen machen: "Wenn wir den Quellcode von Manolito ins Netz stellen, werden wir dann von Sotos Anwälten vor Gericht gezerrt?" schreibt die spanische Tageszeitung El País, zu deren Konzern Prisa große spanische Plattenverlage sowie Filmproduktionsgesellschaften gehören.

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