piwik no script img

Musik für Huren & Engel

■ Die Diseuse Romy Haag gastiert morgen im Bremer Theater

Irgendwann ist man so alt, da singt man Chansons. Von düsteren Tagen und langen Nächten ist dann die Rede, davon, dass alles härter macht, was einen nicht umbringt und das Leben überhaupt ein einziges Fest wäre, wäre es nicht zugleich so unendlich deprimierend. Gegen diese gesungenen Weisheiten ist im Prinzip nichts einzuwenden – hätte man bei den meisten Chanson-SängerInnen nicht das dumpfe Gefühl, nicht nur das Liedgut, sondern auch das Leben sei bei Jacques Brel & Co ausgeliehen. Bei Romy Haag sind solche Vorbehalte völlig unangebracht.

Vor 50 Jahren als Eduard „Ronny“ Frans im niederländischen Scheveningen zur Welt gekommen war, wurde aus Ronny bald schon Romy, eine gefeierte Schönheitstänzerin im Pariser Nachtclub „Alcazar“. Eine Karriere als Schauspielerin, Lichtgestalt des Berliner Nachtclublebens, Geliebte David Bowies und Varietékünstlerin schloss sich an.

Inzwischen versucht sich die Entertainerin mit einigem Erfolg auch als Chansonette. „Balladen für Huren & Engel“ heißt ihre neueste CD, auf der sie Stücke der üblichen Verdächtigen van Veen, Klaus Hoffmann und Brel sowie jede Menge eigene, zumeist recht schwermütige Lieder versammelt hat. Ihr Trio – Harald von Abstein (p), Michael Gechter (git) und Minas Suluyan (dr) – liefert dazu zumindest auf der CD eher brave Töne der Sparte Milchbarjazz. Allein Haags eigentümlicher, irgendwo zwischen Hildegard Knef und Marianne Faithfull anzusiedelnder Gesang verleiht dem Ganzen eine spannende Note, die einen Konzertbesuch durchaus ratsam erscheinen lässt – vorausgesetzt, man erträgt klaglos, wenn jemand ab und an spanisch singt, der kein spanisch kann. zott

Romy Haag gastiert mit ihrem Programm „Balladen für Huren & Engel“ heute um 21 Uhr im Wilhelmshavener Pumpwerk, morgen um 20 Uhr im Bremer Theater.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen