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Murphy's Gesetz beim TÜV-Termin

■ Oder: Es hätte alles viel schlimmer kommen können Von Michael Netzhammer

Es gibt Dinge, die sind lästig. Spülen zum Beispiel oder der Großeinkauf am Wochenende. Und das alle zwei Jahre sich wiederholende Zittern um die TÜV-Plakette, genauer gesagt: die quälende Frage, wieviel es denn diesmal kosten wird. Und weil diese Dinge so lästig sind, schiebt man sie gerne auf. Heute aber war ich fest entschlossen. Heute sollten alle Versäumnisse getilgt werden.

Einen Tag Urlaub war mir der Spaß wert, und so machte ich mich guter Dinge auf zu dem Platz, an dem ich mein Gefährt zwei Tage zuvor nach halbstündiger Suche geparkt hatte. Nur daß dort mittlerweile eine Baustelle war: von meinem Wagen fehlte jede Spur. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen und das, obwohl ich mich bisher immer diebisch über jedes abgeschleppte Fahrzeug freuen konnte - im Grunde meines Herzens bin ich überzeugter Fahrradfahrer.

Auf der Wache zeigte der Beamte auf eine etwas abseits gelegene Straße und erzählte was von ins Haus stehender Post, zu der ich mich äußern dürfe. Auf dem Weg zu dem von Amts wegen gewählten Parkplatz grübelte ich beklommen, ob die Beamten wohl meine abgelaufenen ASU- und TÜV-Plaketten entdeckt hätten und damit meinen Ärger potenzieren würden. Baß erstaunt und leise triumphierend nahm ich den behördlichen Bescheid zur Kenntnis - dort wurde nur „unzulässiges Parken“ moniert.

Mit einer Stunde Verspätung und noch gut gelaunt näherte ich mich zügig dem TÜV. Zu zügig, Abzweigung verpaßt. Also ließ ich den Technischen Überwachungsverein vorübergehend links liegen und entschied ich mich für eine kurze Staubsaugeaktion an der nächsten Tankstelle, um die „Götter in Blau“ milde zu stimmen. Und machte den längst fälligen Besuch beim Bankautomaten. Warum ich - wieder auf dem Weg zum TÜV - in die „Tempo-30-Straße“ einbog, ist mir bis heute schleierhaft, jedenfalls endeckte ich das Zivilfahrzeug der Fahnder erst, als ich an der Kreuzung abbremsen mußte. Ungerührt fuhr ich weiter, bis mich einer von den grün Bejackten mit Kelle an der Weiterfahrt hinderte. „Führerschein, Fahrzeugpapiere und den Personalausweis“, forderte sein Kollege durchs halbgeöffnete Fenster und behauptete, ich sei 40 Kilometer schnell gefahren, und wäre es eine richtige Radarkontrolle gewesen, hätte er jetzt kräftig abkassieren können. Dann verglich er das Bild in meinem Führerschein lange mit meinem 15 Jahre älteren Gesicht und tat sich offensichtlich schwer, Ähnlichkeiten festzustellen. Das muß ihn geärgert haben. Warum sonst hätte er mit meiner Identität in seiner Hand nach hinten schreiten sollen. Da war er, der unvermeidliche Blick auf die TÜV-Plakette! Meine Ausführungen, ich hätte doch erst zwei Wochen überzogen, vor allem sei ich gerade auf dem Weg zum TÜV, interessierten ihn wenig. Statt dessen betrachtete er den ASU-Kleber und verschwand schließlich wortlos in seinem mobilen Hauptquartier. Als er endlich wieder auftauchte, sagte er nur: „Sie werden von mir hören.“ Er sollte recht behalten. Zwei Wochen später flatterte die Rechnung auf den Tisch, 200 Mark wollten sie für den Spaß.

Ach ja, der TÜV: Die ASU-Werte waren vollkommen in Ordnung und eine halbe Stunde später schmückte die blaue TÜV-Plakette mein hinteres Nummernschild. Braves Auto, dachte ich bei mir. Es hätte schlimmer kommen können.

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