Multikulturell und bunt...?

■ Aber deutsch und sauber muß Altona sein, meinen die Geschäftsleute     von Torsten Schubert

Altonaer Geschäftsleuten und dem Bürgerverein des Stadtteils sind empört. In einem fünfseitigen Katalog fordern sie: „Altona darf nicht verkommen!“ In dem Schreiben an alle politisch Verantwortlichen in Hamburg zeichnen sie ein Horrorszenario. „Infolge der stattfindenden Wegelagerei, aggressiven Bettelei und anderer Provokationen durch Punker und deren Hunde, haben die Geschäftsleute Angst, vor die Tür zu gehen.“

Doch nicht nur die Punker sind nach Ansicht des Handels ein Problem. „Nach Erhalt der Unterstützung überschwemmen Asylsuchende regelmäßig die Ladengeschäfte. Oftmals wird dabei mehr mitgenommen als bezahlt.“ Und einige Absätze weiter: „Die Busfahrer verweigern oftmals die Beförderung, weil es bei der Mitnahme von Asylsuchenden im Fahrgastraum zu Unruhen kommt.“

Gegen das „rassistische und menschenverachtende Papier“ wendet sich jetzt die Anti-Hertie-Quarree Initiative. Es solle ein Sündenbock gesucht werden für Umsatzverluste, heißt es in einem Flugblatt. „Hintergrund der Kampagne ist das Bestreben der Aktionsgemeinschaft, die Stadt zur Umstrukturierung des Einkaufszentrums und zum Bau des Quarrees zu zwingen.“ Grundtenor sei: „Das ganze menschliche Elend soll verschwinden, es behindert die Umsätze.“

Vorschläge der Geschäftsleute und Bürger zu sozialen Verbesserungen brandmarkt das Flugblatt als „Demagogie“. Denn oberstes Ziel der Aktionsgemeinschaft sei die Vertreibung von Punx, fliegenden Händlern und Flüchtlingen. „Der Katalog ist eine lehrreiche Zusammenfassung reaktionärer Argumentationsweisen und ein Beispiel für die fortschreitende Faschisierung der Gesellschaft auf allen Ebenen.“

Horst Andresen, Vorsitzender der „Interessengemeinschaft Große und Neue Große Bergstraße“, in der sich etwa 100 Geschäftsleute zusammengeschlossen haben, erläutert die Forderungen so: „Es kann ruhig bunt sein auf den Straßen, aber es muß Ordnung und Sauberkeit herrschen.“ Also multikulturell, aber bitte deutsch?. Dazu paßt auch der Ruf nach Schwarzen Sheriffs und mehr Polizei.

Es soll akkurat sein in Altonas Fußgängerzone, wenn das Einkaufszentrum quer durch den Stadtteil herausgeputzt wird. Denn auch daran arbeiten die Geschäftsleute seit fünf Jahren: „Der Wochenmarkt soll verlegt werden, das Frapant-Hochhaus wird baulich verändert, in das gelbe Greve-Gebäude soll ein Fachmarkt kommen“, erklärt Andresen. Das Hertie-Quarree solle möglichst schnell gebaut werden.

Ob das Geschäft aber wieder blüht, wenn Altona sein ursprüngliches Gesicht verliert? Wenn das vielseitige Leben auf den Straßen vertrieben wird? Der Alternativvorschlag der „Initiative gegen das Hertie-Quarree“ liegt auf dem Tisch: Sozialwohnungen und Kleingewerbe könnten auf dem ehemalige Hertie-Gelände entstehen. Doch Büll und Liedtke wollen noch nicht auf ihr Prestigeobjekt verzichten. „Es wird gebaut werden“, weiß ihr Firmensprecher Peter Voß ganz genau.