Kommentar: Muffensausen
■ Angst vor einer „Bremer Hafenstraße“
Im Senat geht das Muffensausen um. Seit der Bremer Verfassungsschutz seine „Erkenntnis“ gestreut hat, daß die norddeutsche autonome Szene zum „Kampf um den Weidedamm III“ mobilisieren würde, geistert das Wort von der „Bremer Hafenstraße“ durch die Behördenflure. Wenn dann auch noch der Baubeginn im Findorffer Kleingartengebiet am 3. Oktober mit der in Bremen stattfindenden zentralen Feier zum „Tag der deutschen Einheit“ zusammenfallen sollte, scheinen Ort und Zeit der nächsten großen Schlacht zwischen schwarzem Block und grüner Staatsmacht bereits festgelegt.
Die Konfliktlinie wäre einigermaßen absurd. Da müßte ein grüner Stadtentwicklungssenator den ökologisch vorbildlichen Bau von 1.300 dringend benötigten Wohnungen mit dem Schlagstock gegen das ebenso berechtigte Bedürfnis von gut 30 AnhängerInnen des alternativen Wohnens im Grünen durchsetzen lassen. Dieser schlichte Interessensgegensatz eignet sich nun wirklich nicht zur Stilisierung als großartiger Häuserkampf von überregionaler Bedeutung.
Und doch droht der Fall jetzt zur ersten harten Nagelprobe für die Ampel zu werden. Denn die Zeit, die für eine friedliche Lösung bleibt, wird immer knapper. Zumindest in diesem Sinn ist das umsichgreifende Muffensausen berechtigt: Ist der Senat in der Lage, dieses kleine Problemchen schnell und einvernehmlich zu lösen?
Dirk Asendorpf
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