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Müslis wollen wissen: Wo wuchs die Wurst?

■ Für eine artgerechte Schweinehaltung setzen sich die Landwirte von „Neuland“ jetzt auch in Berlin ein

Berlin. Wen Kälberskandal und Rinderseuche noch immer nicht von der Fleischeslust kuriert hat, der kann sich ab sofort wieder auf Schweinereien freuen: Haxe, Schnitzel oder Blutwurst von glücklichen Schweinen gibt es seit gestern auch in Berlin zu kaufen. Unter dem Motto „Die neue Fleischqualität - wir lassen die Sau raus“ stellte „Neuland“, ein Zusammenschluß von Landwirten, Tierschutz und Verbraucherverbänden, der Presse gestern vormittag ihr Bio-Schwein vor. Fleischer Bachhuber, der die Vereinswürste und -schlachtwaren zukünftig unter die Berliner bringen will, erklärte im Kreuzberger Nobelrestaurant „Hasenburg“ zum Thema Fleischqualität: „Wir wollen, daß wir auf dem Schweinesektor top sind“. Dazu sollen Ferkel, Sauen und Mastschweine künftig ihre klimatisierten Stallzellen gegen einen Freilauf rund um den Saustall eintauschen und so richtig gemütlich auf Stroh schlafen dürfen. „Wir akzeptieren im Sauenbereich keine Massentierhaltung“, erklärte ein Vertreter von Neuland. Der Verein hat Richtlinien für die artgerechte Schweinehaltung erarbeitet, die das Neuland-Schwein von der Massentierhaltung unterscheiden. Gruppenhaltung, großzügige Bewegungsmöglichkeiten und Tageslicht sind auf Neuland-Höfen Pflicht für den Schweinealltag. Außerdem dürfen die Markenschweine auch länger grunzen: Statt der üblichen 100 Tage Schweineleben dürfen sich die Neuland-Viecher mindestens zwei Monate länger im Stroh wälzen.

„Die Tiere haben eine echte Beziehung zu mir, die kommen an und begrüßen mich sogar, wenn ich nach Hause komme“, so Bauer Carsten Ellenberg. Er hat sich der Neuland-Kooperative vor einem Jahr angeschlossen, um der Massenmast adieu zu sagen. Vertrauen zu Mensch und Schwein werde immer wichtiger beim Fleischverkauf, meinte auch der Neuland-Vertreter. Denn: „Die Leute sollen schließlich wissen, wo das Schwein aufgewachsen ist, das sie vor sich auf dem Teller haben“

Christine Berger

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