Münchner Opernfestspiele 2011: Der Große Wandel
Am Mittwoch wird in München das Projekt 80*81 in Form einer Opernaufführung beschlossen - mit dem Kinderchor der Staatsoper, Rollschuhfahrern und Yogaisten.
Yoga, ist Yoga eigentlich auch erst dreißig Jahre alt? Muss wohl so sein. Denn immerhin, bei der Acht-Stunden-Oper "80*81 findings", die nun während der Münchner Opernfestspiele 2011 zur Aufführung kommt, spielt Yoga eine prominente Rolle. Aber gut, am Mittwochabend, in der Bayerischen Staatsoper, bewegen wir uns auch schon im Jahr 2081. Schließlich ist das Acht-Stunden-Spektakel "die 100-Jahr-Feier des Großen Wandels in den Jahren 1980 und 1981", wie im Ankündigungstext zu lesen steht
Das genau war die These, die Georg Diez und Christopher Roth - der eine als Autor und Journalist, der andere als Künstler und Filmemacher bekannt - in ihrer Publikationsreihe 80*81 vertraten: Die Krisen von heute wurden vor genau 30 Jahren ins Werk gesetzt. Jeden Monat recherchierten sie dazu an einem anderen Ort und arbeiteten dabei mit bildenden Künstlern, Filmemachern, Musikern, Philosophen, Physikern oder Historikern zusammen. "The Eleventh Circle", die letzte Lieferung kommt nun aus Indien. Entsprechend ziert das Bild des Ashrams von Maharishi Mahesh Yogi in der Nähe von Rishikesh den Flyer zur Oper.
Erst Beatles, jetzt Affen
Einst machten die Beatles dem Yogi hier ihre Aufwartung. Inzwischen leben auf dem verlassenen Gelände Affen. Zur kommenden Krisenerscheinung Yoga wird man deswegen trotzdem nicht fündig. Dafür aber zu dem heute 86-jährigen Bauingenieur Mahendra Raj, der mit Le Corbusier und dessen Cousin Pierre Jeanneret Indiens erste Planstadt, Chandigarh, verwirklichte. Dass der 1949 zukunftsweisende Beton längst schon bröckelt, ist freilich weniger das Problem der Millionenstadt. Viel mehr ist es das Vergessen ihrer Entstehungsgeschichte als die der postkolonialen Architektur, die ihre Hochzeit Anfang der 80er Jahre hatte.
Von Beginn an übersetzten Diez und Roth ihre Befunde auch in theatrale Wissensperformances, mit denen sie ihre popkulturelle Geschichtsschreibung regelmäßig in Theatern, Galerien oder Clubs öffentlich machten. Endziel war für sie immer die Opernaufführung. Denn nur sie biete, wie die beiden meinen, die Möglichkeit, disparate Geschichte zum performativen Ereignis zu machen. Unterstützt werden sie dabei vom Kinderchor der Bayerischen Staatsoper, von Schauspielern, Sängern, Rollschuhfahrern und an vorderster Front von jeder Menge Yogaisten. Einatmen. Ausatmen. We are all connected.
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