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Münchner "Abendzeitung" in der KriseEspresso und Schweinsbraten

Die Münchner "Abendzeitung" ist Deutschlands einziges intelligente Boulevardblatt. Jetzt kämpft sie ums Überleben - denn der Ruhm der alten Tage ist aufgezehrt.

Der berühmte Klatschreporter Hannes "Hunter" Obermaier kam mal wieder übernächtigt in die Redaktion in der Sendlinger Straße gestolpert. Warf seinem Tischredakteur Graeter stöhnend die Gästeliste hin, Geburtstagsparty bei Hans-Jürgen Bäumler oder so was, würgte dann heftig und kotzte ihm auf den Schreibtisch.

Michael Graeter hat sich über den Tisch gebeugt, um vorzuspielen, wie das früher war. Ganz früher. Noch bevor er selbst die Gesellschaftsberichterstattung übernahm und der berühmteste People-Journalist des Landes wurde. In den Sechzigern war das, als die Münchner Abendzeitung groß wurde: eine linksliberale, kultivierte, nette, einflussreiche, unterhaltende, gut informierte und ökonomisch erfolgreiche Boulevardzeitung. Die AZ, sagt Graeter, verhielt sich zur Süddeutschen Zeitung wie "Espresso zum Schweinsbraten". Sie war nie das linksintellektuelle Boulevardblatt, von der manche 68er träumten. Aber den Ruf, eine andere, eine intelligente Boulevardzeitung zu sein, den hat sie heute noch weit über München hinaus.

Graeter ging 1983 weg von der AZ. Vor anderthalb Jahren kehrte er zurück. Nach acht Monaten Gefängnis wegen Wirtschafts- und Verkehrsdelikten. Er ist 68, trägt Anzug und Aftershave, sieht blendend aus und ist bestens gelaunt. Inzwischen sitzt er wieder täglich in seinem Glaskasten auf der Rückseite des Großraumbüros. Von dort aus sieht man die gesamte Redaktion. Und jede Menge leere Stühle. Im November letzten Jahres war der neue Geschäftsführer Dieter Schmitt gekommen. Was er als Erstes machen würde, war angesichts sinkender Anzeigeneinnahmen und sinkender Auflage klar: Kosten reduzieren. Es folgten Monate der Angst. Im März rief er dann die Redaktion in den Konferenzraum und kündigte den Abbau von 22 Redakteursstellen an. Für seinen Geschmack sei die Zahl zu niedrig ausgefallen, sagte er.

 

Falls er damit die Belegschaft trösten wollte, wäre das nicht gelungen. Es war und ist ein Schock. Für die, die gehen müssen, sowieso. Aber auch für die, die bleiben. War's das? Was kommt als Nächstes? Wie soll man künftig Zeitung machen - und auch noch eine, die inmitten der Digitalisierung, der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, des Niedergangs der Boulevard- und Regionalzeitungen wieder mehr Leute kaufen? Nimmt man die Eigenkündigungen, Altersteilzeiten und auslaufenden Verträge hinzu, so fehlen künftig etwa 40 von vormals 90 Leuten, also die Hälfte der Redaktionsindianer. Es ist die größte Krise in der 62-jährigen Unternehmensgeschichte.

Seit dem Verkauf des Stammhauses residiert die Zeitung im vierten Stock der "Neuen Hopfenpost", neben Aldi, ein paar Schritte vom Hauptbahnhof. Modernes Großraumbüro, in der Fachsprache "Newsroom" genannt. Die Morgenkonferenz der Ressortleiter ist um 9.30 Uhr. Sie verläuft konstruktiv, wie man so sagt. Kein Blabla. Aber auch kein Feuer. Danach verschwinden einige zur Schulung. Die Redakteure müssen lernen, ihre Seiten selbst zu layouten. Die Hälfte der Layouter ist gefeuert. Die Gekündigten der Fotoredaktion haben ihre Abschiedsfeier bei Hacker-Pschorr schon hinter sich.

In seinem Kabuff ist Graeter als "Hunter" grade mitten im schönsten Würgen, als die Tür aufgeht und ein freundlich grinsender Mann den Kopf hereinsteckt. Das ist der Chefredakteur Arno Makowsky. Er lächelt, wie man gern lächeln können möchte. Weil Menschen da total drauf stehen. Nicht nur Frauen.

Seine unmittelbaren Vorgänger waren Arschlöcher ohne Ahnung von München. Fand zumindest die Redaktion. Makowsky ist Münchner und keiner der üblichen Verrückten. Er habe sein Konzept mit der Redaktion entwickelt und dabei durch seine angenehme Art auch eine andere Kultur. Es entwickelte sich sogar Teamspirit, soweit das in komplizierten Zeitungsredaktionen möglich ist. Doch die Auflage sinkt und die allgemeine Erlössituation verschlechterte sich weiter.

Die AZ verkaufte noch in den 80ern über 300.000 Exemplare. Studierende lasen sie im Biergarten, Jungjournalistinnen wollten unbedingt dort landen. Danach kam das Privatfernsehen, der mediale und gesellschaftliche Boulevard wurde größer - und ab da ging es mit den Boulevardzeitungsauflagen generell abwärts. Erkennbare Probleme bekam die Zeitung Mitte der 90er. Seither fährt man Zickzack. Einmal wollte man unter Anleitung des vormaligen taz-Chefs Arno Luik intellektueller, weltläufiger, ironischer sein. Dann mussten die Buchstaben des Aufmachers eine Zeit lang immer größer gemacht werden. Dann kam wieder was anderes. Derweil sank neben der Auflage die Fähigkeit, die Stadt zeitgemäß auszudrücken, die nachrichtliche Relevanz, die journalistische Bedeutung. Der Hauptkonkurrent tz ist 2002 an der AZ vorbeigezogen und hält seine Auflage seit Jahren relativ konstant. Bild ist auch noch da, dazu der Münchner Merkur und eben die SZ.

Es ist ein anderer Tag, und Arno Makowsky sitzt in seinem Chefzimmer. Er war Leiter des Gesellschaftsteils "Panorama" bei der Süddeutschen, als er 2008 dieses Angebot bekam, das man nicht ablehnen kann. Er sagt, dass man bloß nicht auf die Idee kommen solle, dass das hier nicht gut ausgehe. Makowsky ist der Popfeuilletonistentyp. Er könnte vermutlich gar keinen Brachialboulevard. Er will eine intelligente, humorvolle, lässige Zeitung machen. München first. Nicht Lokalpostille, sondern Metropolenzeitung. Will er immer noch. Grade hat er der geschrumpften Redaktion ein neues Konzept präsentiert, das eine noch größere Konzentration auf München vorsieht. Dazu gehört auch der Sport mit den Quotenbringern Bayern und 1860, weniger die zum Mythos des Blattes gehörende Kultur, in der auch Leute gehen müssen. Und in Gottes Namen wird es noch mehr Servicethemen geben.

In der Konferenz zucken manche beim Thema "Rheuma" immer noch leicht. Die große AZ, eine Seniorenberatungsstelle? Die Identität der Redakteure speist sich aus dem Gefühl, anständige nationale Politik-, sehr gute Landespolitikberichterstattung, den besten Sportteil der Stadt zu machen, auf keinen Fall Billigboulevard. AZ-Leser haben mehr Geld und sind gebildeter als jene der Konkurrenz.

"Bei der tz möchte ich nicht arbeiten", das hört man nicht nur einmal.

Der Konkurrent tz verkauft im Münchner Umland. Und punktet seit Jahren mit Servicethemen. Auch Bild macht längst nicht mehr nur Blut- und Titten-Service. Die Leser der AZ sind auch Golden Agers. Grade hat man eine Leserbefragung gemacht. Ein Ergebnis: Service! Krankheiten, Kalorien, Geld-Service ist der Graeter des 21. Jahrhunderts. Womöglich.

Die Frage ist nicht, ob Medienkollegen finden, dass hier niveauvolle Zeilen gedichtet werden, sondern ob ein Münchner täglich 60 Cent dafür ausgibt, wenn die tz nur 50 kostet.

Haben Sie Angst, der Kapitän zu werden, mit dem das stolze Schiff untergeht, Herr Makowsky? Ne, sagt er. Man wird das hinkriegen. Trotz Blutbad in seiner Redaktion, die er doch gegenüber Geschäftsführung und Verleger bis aufs Blut zu verteidigen hat? "Vorher war's mir auch lieber. Aber in erster Linie bin ich froh, dass es die Zeitung überhaupt noch gibt. Und die Alternative stand im Raum. So muss man es auch sehen." Im Übrigen sei er berüchtigt für seinen Optimismus. Mein Gott, sagt er: "Ich wär doch eine Lusche, wenn ich sagen würde, jetzt geb ich's auf."

Tatsächlich nennen ihn manche "Optimist", andere "Schönredner", Dritte "Illusionist", aber dabei ist nicht die übliche Krisenwut zu spüren. Es heißt auch: Wenn der jetzt auch noch ginge, dann könnte man gleich zumachen. Überhaupt sind Wut oder Hass nicht die vorherrschenden Gefühle. Eher Traurigkeit und Desillusion. Die Leute hängen richtig an dieser Zeitung. Und auf die Frage nach dem Schuldigen gibt es leider keine einfache Antwort.

 

Vor zwei Jahren bekam Makowsky für die relaunchte und neu sortierte AZ noch den Titel "Chefredakteur des Jahres" verliehen. Die Zeitung findet er auch heute "einen Quantensprung gegenüber dem, wie sie vorher war." Es brauche Zeit, sagt er, bis sich das rumspreche. Das "eigentliche Problem" sei der Rückgang der Anzeigen. Makowskys Leistung besteht darin, den steilen Auflagenabsturz verlangsamt zu haben. Aber die Vorstellung ist schwer aufrechtzuerhalten, damit könne man den Abwärtstrend stoppen und gar junge Leser gewinnen. Auch der Niedergang der CSU hat keinerlei positive Auswirkungen auf die AZ oder negative auf die konservative Konkurrenz. Die Zeiten ideologischer Zeitungskäufer seien vorbei. Das sagen alle, die man fragt.

Warum hat der Turnaround nicht geklappt? Darauf gibt es viele Vermutungen.

a) Weil die Fehler, die zuvor jahrelang gemacht wurden, zu groß waren.

b) Weil das Konzept einer intelligenten Boulevardzeitung schön gedacht ist, aber am Markt vorbeigeht.

c) Weil die konzeptuelle und ökonomische Fixierung auf den Verkauf einer gedruckten Zeitung 2008 längst überholt war.

d) Weil man ohne Großverlag in einer harten Konkurrenzsituation nicht mehr bestehen kann.

e) Der Turnaround kommt noch. (Hier kreuzt Arno Makowsky an).

Einmal die Woche trifft sich der Chefredakteur mit dem Verleger Johannes Friedmann, 58, im Volksmund "Junior" genannt, weil er der Sohn des verstorbenen und tatsächlich legendären Zeitungsgründers ist. Regelmäßig trifft er auch dessen nicht minder legendäre Witwe und Verlegerin Anneliese, 82. Es seien gute Gespräche. Dr. Friedmann - er ist promovierter Mathematiker - habe sich "klar zur Zeitung bekannt". Das ist die offizielle Formulierung, nachdem lange über einen Verkauf spekuliert worden war. Über Springer wurde getuschelt, über Neven DuMont, der von 1971 bis 1983 schon mal 33 Prozent an der AZ hielt. Über den lokalen Konkurrenten und Großverleger Dirk Ippen, dem tz und Merkur gehörten.

"Zum Glück", sagt Makowsky, "gibt es einen Verleger, dem diese Zeitung wahnsinnig am Herzen liegt." Ist das so? "Das ist wirklich so." Für die Friedmanns sei die AZ das Erbe des Vaters und Gatten, das pflege man und das gebe man nicht so schnell auf, "auch wenn ein paar Jahre rote Zahlen geschrieben werden". Der Betriebsrat bestätigt das. Man habe, heißt es, "den Eindruck, dass man versucht, alles zu tun, um die Abendzeitung zu retten".

Friedmann, heißt es aus anderer Quelle, sei eben noch ein klassischer Verleger, der sich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung bekenne. Deshalb sei er auch immer noch SZ-Verleger. Während die anderen Eigentümer ihre Anteile an die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) verkauft haben, gehören der Familie Friedmann immer noch 18,75 Prozent des Süddeutschen Verlags (SV). Die hätte man gegen 180 Millionen Euro eintauschen können. Tat man aber nicht. Aber die jährlichen Verluste der AZ bringen es ja nun auch nicht. Bei allem Respekt vor dem Gemeinwohl und dem Lebenswerk der Familie: Ein Verleger ist nicht verpflichtet, jahrelang draufzuzahlen.

In normalen Zeiten sind die Leute froh, wenn der Verleger sich nicht einmischt. In dieser Krise vermissen die Mitarbeiter ein klares Wort des Chefs. Dass er sagt, wo es hingeht. Wie man das zusammen hinkriegt. Oder dass er überhaupt mal ein Wort sagt.

Dazu neigt er nicht, heißt es. Im Gegensatz zur Mutter Anneliese, einer ehemaligen Stern-Kolumnistin. Nach ihrem Vorbild hat Helmut Dietl in seiner Fernsehserie "Kir Royal" die Verlegerin des Klatschreporters Baby Schimmerlos entworfen. Welcher wiederum von Graeter inspiriert ist. Neben dem Aufzug, am Eingang zur Redaktion hängt ein Editorial von Anneliese zum 60. Geburtstag der AZ vor anderthalb Jahren. Darin definiert sie, wie eine Zeitung im "Zeitalter der elektronischen Medien" weiterhin erfolgreich sein könne. Wenn sie gebraucht würde, wenn sie den Lesern "Leitplanke" und Interessenverteidiger sei und ihnen das Gefühl gäbe: "Hier bin ich daheim."

Der Junior hat es nicht so mit den Leitplanken. Die Kündigungen ließ er Schmitt und Makowsky kommunizieren. Manche Redakteure sind seit Jahren da und haben ihn kaum zu Gesicht bekommen, geschweige denn sprechen gehört. Selbst sein Sekretariat muss sich seinen Teil selbst denken. Auf eine Gesprächsanfrage der taz antwortete das Vorzimmer des Verlegers: "Ihre Anfrage habe ich Herrn Dr. Friedmann vorgelegt, jedoch keine Reaktion erhalten. Ich nehme an, Herr Dr. Friedmann möchte sich nicht äußern." Auf der Rückseite des Gebäudes gibt es einen sogenannten Verleger-Eingang. Damit kommt er in sein Büro, ohne auf Mitarbeiter zu treffen.

Da war der Senior anders drauf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er einer der großen deutschen Zeitungspioniere. Im Unterschied zu anderen war er allerdings auch vor dem Krieg Antifaschist. 1948 gründete er die AZ, daneben war er Teilhaber und Chefredakteur der SZ. Bis sich seine Gschpusis mit dem AZ-Lehrling Christa, einer Helene und zwei Helgas zum Gesellschaftsskandal ausweiteten. Die bayerische Polizei holte den erklärten Gegner von Franz Josef Strauß mit Blaulicht aus der Redaktionskonferenz. Friedmann hatte zu dem, was man seinerzeit "Unzucht" nannte, die Wohnung des AZ-Kolumnisten Sigi Sommer in Anspruch genommen, weshalb Sommer wegen Kuppelei angeklagt wurde und Friedmann wegen Anstiftung zu Kuppelei. Beides war im Adenauer-Deutschland von 1960 - im Gegensatz zu "Unzucht" - strafbar. "Ich kann meinen Chef doch nicht in den Park schicken", soll Sommer gesagt haben.

Friedmann musste den SZ-Job aufgeben, was dazu führte, dass er seine Kraft und Energie dem Aufbau der AZ widmete, die die Konkurrenten SZ und Merkur damals auflagenmäßig klar abhängte. Er starb 1969 im Auto auf dem Weg nach Riem zur Rennbahn, also praktisch im Sattel. Sein Kumpel Sommer wurde mit der Kolumne "Blasius der Spaziergänger" zu Münchner Geschichte.

Verluste bleiben geheim

Wenn man vom Marienplatz Richtung Sendlinger Straße geht, kommt man an Sommers Denkmal vorbei. Ein paar Schritte weiter ist man dann schon an der Bauruine, die früher das Verlagsgebäude der AZ war. Das leere Haus daneben war mal die SZ. Die ist jetzt an den Arsch der Welt gezogen, die AZ nur rüber zum Hauptbahnhof. Das AZ-Stammhaus wurde 2008 verkauft, es folgte der Nürnberger Ableger der AZ. Und nun die Massenentlassung. Ob die eingesparten Personalkosten die Summe sind, die man zuletzt Miese gemacht hat, und wie hoch der jährliche Verlust ist, darüber gibt es keine Auskunft.

Jedenfalls wurde nach dem Altersscheiben-Prinzip gekündigt, also in allen Altersstufen, und da nach Sozialplan. Das heißt zum einen, dass es im Gegensatz zur letzten großen Kündigung von 2002 nicht nur Junge getroffen hat, zum anderen, dass die Abfindungen mehr kosten. Das wird als Indiz genommen, dass der Laden nicht demnächst doch zugemacht wird. Dann hätte man sich das Geld sparen können.

Manche grübeln, ob es einen geheimen "Masterplan" gibt. Wenn nicht Insolvenz, dann doch noch ein Verkauf oder Einstieg eines Partners? Die Logik wäre, dass eine Braut doch noch genommen wird, wenn sie zwar nicht mehr schön ist, aber dafür schön schlank.

Nein, antwortet Geschäftsführer Schmitt. Ein Verkauf sei abgehakt. "Ich hatte den nie im Fokus." Die Kündigungen seien sehr wichtig, weil: "Ein Personalstand von weit über 90 Mitarbeitern ist angesichts der Erlössituation des Hauses schlicht und einfach nicht mehr zu bezahlen." Ob es zu weiteren Kündigungen im Verlag kommt? "Weitere Einsparungen hängen von der Möglichkeit von Kooperationen ab."

Die Abendzeitung ist das einzige mittelständische Unternehmen auf einem umkämpften Markt. Das heißt: Wo Großverlage wie Konkurrent Ippen längst verzahnt agieren und die tz seit Jahren mit 50 Redaktionsstellen auskommt, muss man bei der AZ alles selbst machen. Der verlegerfreundliche Gedanke ist also, dass der Masterplan doch darauf hinausläuft, echte Synergien mit dem Süddeutschen Verlag und damit eine tragfähige Ökonomie in naher Zukunft zu realisieren. Ist speziell das die Aufgabe von Geschäftsführer Schmitt, der aus dem SV kommt?

"Ja, zusammen mit den zuständigen Kollegen bei der SZ." Allerdings: "Umfang und Zeitpunkt konnten noch nicht festgelegt werden."

Die Frage wird sein, was das unternehmerische Erlöskonzept neben der Kostensenkung und der Hoffnung auf bessere Zeiten noch beinhaltet. "Wir arbeiten an Konzepten: Online, Sonderbeilagen, Sonderthemen, andere Dienstleistungen", sagt Schmitt.

Ein AZ-App soll kommen. Die Internetausgabe abendzeitung.de gibt es so richtig erst seit Makowskys Einstieg. Die Zugriffszahlen sind steigend. Topnachfrage haben Titten und 1860 München.

Aber, schreibt Geschäftsführer Schmitt in einer internen Mail, die gedruckte AZ bleibe "unser wichtigstes Objekt und bezahle "insb. auch die Gehälter". Die Mitarbeiter sollten sich gegen Zustellkosten (7,50 Euro) ein Abo nach Hause bestellen. Bisher habe nur die Hälfte eins. Die interne Mail ging auch an die bereits gekündigten Kollegen.

Bei einem spontanen Rundgang um die Etage spürt Michael Graeter routiniert die schönste Frau der AZ auf. In der Anzeigenabteilung. Er lächelt. Sie lächelt. Graeter hat just wieder einen Coup gelandet. Er vermeldete exklusiv die Trennung von Janine und Jack White. AZ-Zeile: "Jack White allein zu Haus". Bild musste nachziehen, die anderen auch. Das ist gut. Das Problem ist: Wer kennt Jack White? Einerseits symbolisiert Graeter in seinem Kabuff das Dilemma der AZ: dass es kein Zurück gibt. Andererseits brennt ein Feuer in ihm. Für diesen Beruf. Für dieses Medium. Während es bei manch Jüngerem allenfalls milde glimmt, spürt man es in ihm lodern.

Gibt es eine Zukunft für die gedruckte Zeitung, Herr Graeter?

"Ja. Wenn sie eine Zeitung mit Inhalten ist", sagt Graeter. Zeitung könne man riechen. Zeitung funktioniere auch bei Stromausfall. "Und damit kann man sogar aufs Klo gehen."

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