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■ Mit Algeriens Privatisierung auf du und duMühsamer Weg

Algier (taz) – „Nach drei Jahren Privatisierung ist die Bilanz eindeutig negativ“, gibt Abderrahmane Mebtoul unumwunden zu. Der Wirtschaftsprofessor, der Algeriens Nationalem Rat für Privatisierung vorsteht, soll für 2.600 Staatsbetriebe und 1.325 kommunale Unternehmen Käufer finden. Auf Gemeindeebene konnte er gerade einmal eine von zehn Firmen abstoßen, auf staatlicher Ebene sogar nur eine von zwanzig. Die großen Brocken, die elf Industrie-Holdings, sind nach wie vor staatlich. Bis Mitte 1998 floß somit weniger als ein Promille des Gesamtwerts von 300 Milliarden Dollar an den Staat.

„Ein Schiff, daß von mehreren Kapitänen gesteuert wird, treibt irgendwann flußabwärts und endet mitten im Ozean, wo es untergeht“, klagt Mebtoul. Vor allem der Nationale Rat für Staatsbeteiligungen (CNPE) funkt ständig dazwischen. Auch die Direktoren der Holdings kämpfen um ihre Posten.

Doch auch damit hätte er noch immer den Markt gegen sich. Ausländische Investoren schrecken vor der unsicheren Lage im krisengeschüttelten Algerien zurück. So interessierte sich Daewoo zunächst für SNVI, den größten Bushersteller Afrikas, wich dann aber nach Marokko aus. Jetzt wird mit MAN verhandelt. Allerdings wollen die Deutschen nur ihre Motoren verkaufen, eine Betriebsübernahme ist nicht beabsichtigt. Andere, wie die spanische Feriberia, bauen lieber ein neues Werk auf, als eine algerische Fabrik zu modernisieren.

Eine Privatisierung über den Gang zur Börse ist ebenfalls nicht leicht. Den meisten Algeriern fehlt das Geld. Und wer es hat, dem fehlt das Vertrauen. So verkaufte der Lebensmittelkonzern Eriad-Sétif, der letzten Herbst als erste Gesellschaft mit einer großen Werbekampagne seine Aktien feilbot, bisher nur 45 Prozent der ausgegebenen Anteilscheine.

Bleibt die Gruppe der algerischen Multimillionäre, die geschätzt über 30 Milliarden Dollar auf ausländischen Konten haben. Legal verdient dürften diese Summen unter der allmächtigen Staatswirtschaft wohl kaum sein. Und eine Amnestie für Schwarzgeld ist alles andere als opportun. Schließlich war der Kampf gegen die Korruption der Siebziger und Achtziger Wahlkampfthema der heute verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS). Reiner Wandler

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